Wie genau sind Tests zur Messung des Ferritinspiegels (ein Protein, das Eisen speichert) im Blut bei der Diagnose von Eisenmangel und -überschuss?

Kernaussagen

- Tests, mit denen der Ferritinspiegel im Blut gemessen wird, dürften angemessen genau sein, um Eisenmangel (niedrige Eisenspiegel) bei Menschen zu diagnostizieren, die:

- medizinische Versorgung in Anspruch nehmen; und

- deren Ärzte einen Eisenmangel vermuten.

- Die Genauigkeit von Ferritin-Bluttests zur Diagnose von Eisenüberschuss (hohe Eisenspiegel) ist unklar, da es an belastbarer Evidenz mangelt.

- Um die Evidenz zu verbessern, sind weitere Studien erforderlich, um:

- eine breitere Palette von Bevölkerungsgruppen zu untersuchen; und

- die Ferritinwerte im Blut zu bestimmen, die die besten Indikatoren für Eisenmangel und -überschuss darstellen.

Warum ist es wichtig, Eisenmangel und -überschuss zu diagnostizieren?

Eisen ist ein Mineral, das in jeder Zelle des Körpers vorkommt. Es stammt aus Lebensmitteln, die reich an Eisen sind, wie rotes Fleisch, Bohnen und angereichertes Getreide (dem Eisen künstlich zugesetzt wurde) oder aus Nahrungsergänzungsmitteln (Eisentabletten, Mikronährstoffpulver, -tropfen oder -sirup). Der Körper braucht Eisen zur Herstellung von:

- roten Blutkörperchen; und

- Hämoglobin, einem Protein im Blut, das Sauerstoff von der Lunge zum restlichen Körper transportiert.

Ein Eisentest kann zeigen, ob jemand zu wenig Eisen (Eisenmangel) oder zu viel Eisen (Eisenüberschuss) hat. Es ist wichtig, den Eisenspiegel zu testen, denn:

- Eisenmangel kann zu Anämie (niedriger Spiegel an roten Blutkörperchen oder Hämoglobin), Müdigkeit und Schwäche führen. Er kann ein Zeichen dafür sein, dass jemand ein ernstes Gesundheitsproblem hat, wie z. B. innere Blutungen; während

- ein Eisenüberschuss die Leber, das Herz und andere Organe dauerhaft schädigen kann.

Welche Tests können zur Diagnose von Eisenmangel und -überschuss verwendet werden?

Es sind mehrere verschiedene Tests verfügbar, um die Eisenwerte im Körper zu überprüfen. Bei den genauesten Tests wird mit einer Nadel eine kleine Probe entnommen:

- von Knochenmarksflüssigkeit (zur Diagnose von Eisenmangel); oder

- von Gewebe aus der Leber (zur Diagnose von Eisenüberschuss).

Diese Tests sind jedoch teuer und können für Menschen mit schlechtem Gesundheitszustand riskant sein.

Ein einfacherer Test beinhaltet die Messung des Ferritinspiegels (ein Protein, das Eisen speichert) im Blut, um die Menge an Eisen im Körper abzuschätzen.

Was wollten wir herausfinden?

Wir wollten herausfinden, ob Ferritin-Bluttests Eisenmangel und Eisenüberschuss richtig diagnostizieren.

Wie sind wir vorgegangen?

Wir suchten nach Studien, in denen Ferritin-Bluttests verglichen wurden:

- mit Tests des Eisenspiegels im Knochenmark, um Eisenmangel zu diagnostizieren; und

- mit Tests des Eisenspiegels in der Leber, um Eisenüberschuss zu diagnostizieren.

Wir verglichen die Ergebnisse der Studien, fassten sie zusammen und bewerteten unser Vertrauen in die Evidenz, basierend auf Faktoren wie den Methoden und Größen der Studien.

Was fanden wir heraus?

Wir schlossen 72 Studien mit 6059 Personen ein, in denen die Eignung von Ferritin-Bluttests zur Diagnose untersucht wurde:

- von Eisenmangel bei Personen, die medizinische Hilfe in Anspruch nahmen und deren Arzt einen Eisenmangel vermutete (70 Studien, 5709 Personen);

- von Eisenmangel bei Menschen ohne Krankheitsanzeichen (fünf Studien, 350 Personen); und

- bei Verdacht auf Eisenüberschuss durch einen Arzt (36 Studien, 1927 Personen).

Es gibt Evidenz dafür, dass Ferritin-Bluttests bei Menschen, die eine medizinische Versorgung in Anspruch nehmen, angemessen genau zur Diagnose von Eisenmangel sind. In Studien, in denen zum Beispiel bei Menschen mit weniger als 30 Mikrogramm Ferritin in einem Liter Blut ein Eisenmangel diagnostiziert wurde, haben die Ferritin-Bluttests richtig erkannt:

- einen Eisenmangel bei vier von fünf Personen, die Eisenmangel hatten; und

- keinen Eisenmangel bei 19 von 20 Personen, die normale Eisenwerte aufwiesen.

Die Evidenz war nicht belastbar genug, um zu bestimmen, ob Ferritin-Bluttests eine genaue Diagnose stellen:

- bei Eisenmangel von Menschen ohne Anzeichen einer Erkrankung; oder

- bei Verdacht auf Eisenüberschuss durch einen Arzt.

Was sind die Einschränkungen der Evidenz?

Die Studien waren:

- klein;

- auf eine Weise durchgeführt, die möglicherweise zu Fehlern in ihren Ergebnisse geführt hat; und

- auf bestimmte Bevölkerungsgruppen (wie Kinder, Jugendliche und Schwangere) konzentriert.

Aus diesen Gründen haben wir nur begrenztes Vertrauen in die Evidenz.

Wie aktuell ist diese Evidenz?

Die Evidenz ist auf dem Stand von Juni 2020.

Anmerkungen zur Übersetzung: 

F. Aschoff, freigegeben durch Cochrane Deutschland

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