Behandlungsmethoden für Personen mit Pankreaspseudozysten (Flüssigkeitenansammlung um die Bauchspeicheldrüse)

Reviewfrage

Wie sollten Personen mit Pankreaspseudozysten behandelt werden?

Hintergrund

Die Bauchspeicheldrüse ist ein abdominales Organ, das etliche Verdauungsenzyme (Substanzen, die chemische Reaktionen im Körper ermöglichen und beschleunigen) in das Bauchspeicheldrüsengangsystem freisetzt, welches sich in den Dünndarm entleert. Es beinhaltet auch die Langerhans-Inseln, welche etliche Hormone freisetzen, einschließlich Insulin (das hilft, den Blutzucker zu regulieren). Pankreaspseudozysten sind Flüssigkeitenansammlungen um die Bauchspeicheldrüse. Diese entstehen aufgrund von plötzlichen oder langjährigen Entzündungen der Bauchspeicheldrüse. Während manche wieder verschwinden, sobald die Entzündung der Bauchspeicheldrüse nachlässt, bleiben andere bestehen und verursachen Symptome wie abdominale Schmerzen, Verdauungsbeschwerden, Erbrechen und Gewichtsverlust. Behandlungen von Pankreaspseudozysten umfassen konservative Behandlung (aufmerksame Beobachtung), operative Entwässerung (Drainage), welche durch einen Routineschnitt ausgeführt werden kann (offene Drainage) oder durch eine Schlüssellochoperation (laparoskopische Entwässerungsoperation), oder endoskopische Drainage. Bei der endoskopischen Entwässerung wird eine Röhre (Stent) mithilfe eines Endoskops eingeführt (eine Röhre, die durch den Mund in den Magen geführt wird und normalerweise die abdominalen Organe aus dem inneren des Körpers sichtbar machen soll), welche die Pseudozysten mit dem Magen oder dem oberen Abschnitt des Dünndarms verknüpft. Diese Einführung könnte durch die Verwendung eines endoskopischen Ultraschalls weiter unterstützt werden (eine am Endoskop befestigte Ultraschallsonde; eine endoskopisch-Ultraschall (EUS)-geführte Drainage). EUS-geführte Drainagen könnten durch das Einführen einer Röhre durch die Nase in die Zyste während der EUS-geführten Drainage unterstützt werden (EUS-geführte Drainage mit nasozystischer Drainage). Es ist nicht eindeutig, welches der beste Weg zur Behandlung von Pankreaspseudozysten ist. Wir wollten dies durch die Suche nach existierenden Studien zu diesem Thema beilegen. Wir schlossen alle randomisierten, kontrollierten Studien ein, deren Ergebnisse bis zum 8. September 2015 berichtet wurden. Abgesehen von den üblichen Cochrane Methoden, welche es nur erlauben, Vergleiche von zwei Behandlungen zur selben Zeit zu machen (direkter Vergleich), verwendeten wir erweiterte Methoden, welche einen individuellen Vergleich von den verschiedenen Behandlungen, die in den Studien verglichen wurden, ermöglichen (indirekter Vergleich).

Studienmerkmale

Wir schlossen vier Studien, mit 177 Teilnehmern in das Review ein, von denen 176 in die Analyse eingeschlossen wurden. Die Behandlungen, die in den vier Studien verglichen wurden, umfassten endoskopische Drainage (ohne EUS-Führung), EUS-geführte Drainage, EUS-geführte Drainage mit nasozystischer Drainage und eine offen-operative Drainage. Die Teilnehmer waren vor allem Personen mit Pankreaspseudozysten, verursacht durch plötzliche oder langanhaltende Entzündungen der Bauchspeicheldrüse, aufgrund verschiedener Ursachen.

Hauptergebnisse

In der Gruppe mit endoskopischer Drainage gab es einen Todesfall, der durch Blutungen verursacht wurde. Die Unterschiede in der Ernsthaftigkeit der Komplikationen waren ungenau. In der Gruppe mit offener Operation, verglichen mit der Gruppe mit EUS-geführter Drainage, war die kurzfristige gesundheitsbezogene Lebensqualität (HRQoL; vier Wochen bis drei Monate) schlechter und die Kosten höher. Verglichen mit den Gruppen der EUS-geführten Drainage oder der endoskopischen Drainage, gab es bei der Gruppe der EUS-geführten Drainage mit nasozystischer Drainage weniger Komplikationen von jeglicher Schwere (wie Blutungen), die einer zusätzlichen Behandlung bedurft hätten. Diejenigen, die eine EUS-geführte Drainage mit nasozystischer Drainage erhalten haben, hatten auch einen kürzeren Krankenhausaufenthalt, verglichen mit denen, die eine einfache EUS-geführte Drainage, eine endoskopische Drainage oder eine Drainage durch eine offene Operation erhalten haben. Diejenigen, die die einfache EUS-Drainage erhalten haben, hatten kürzere Krankenhausaufenthalte als diejenigen mit einer Drainage durch eine offene Operation. Bei der Endoskopischen Drainage kam es zu einem höheren Bedarf an zusätzlichen, invasiven Behandlungen, um die Pseudozsyte vollständig auszutrocknen, als bei der einfachen EUS-geführten Drainage. Die Unterschiede bezüglich der anderen Vergleiche waren ungenau. Keine der Studien berichtete über langfristigen Tod, mittelfristige oder langfristige gesundheitsbezogene Lebensqualität, Zeit, um zu normalen Aktivitäten zurückzukehren oder Zeit, um auf die Arbeit zurückzukehren.

Qualität der Evidenz

Die Qualität der Evidenz war insgesamt niedrig bis sehr niedrig für alle Endpunkte, weil die Studien klein waren und ein hohes Risiko für Bias hatten (zum Beispiel, Voreingenommenheit der Personen, die die Studien durchgeführt haben, und Studienteilnehmer, die eine Behandlung einer anderen vorzogen). Dies bedeutet, dass weitere Studien zu diesem Thema nötig sind. Diese Studien sollten EUS-geführte Drainage mit oder ohne nasozystischer Drainage bei Personen vergleichen, die Symptome durch die Pankreaspseudozyste zeigen und eine Behandlung benötigen. Solche Studien sollten patientenbezogene Endpunkte für eine mindestens drei Jahre dauernde Nachbeobachtungszeit messen.

Anmerkungen zur Übersetzung: 

I. Nolle, freigegeben durch Cochrane Deutschland.

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