Wirkung von Opioiden, Schlafmitteln und Beruhigungsmitteln auf die obstruktive Schlafapnoe (OSA) bei Erwachsenen mit bekannter OSA.

Hintergrund

Die obstruktive Schlafapnoe (OSA) ist eine verbreitete Schlafstörung, bei der periodisch Apnoen (Atemunterbrechungen) eintreten, die während des Schlafs ein plötzliches Absinken des Sauerstoffgehalts im Blut verursachen. Viele Menschen mit bekannter oder unbekannter (nicht diagnostizierter) OSA erhalten Schlafmittel, Beruhigungsmittel und Opiate bzw. Opioide zur Behandlung anderer Symptome wie Schmerzen, Angstzustände und Schlafschwierigkeiten. Opiate bzw. Opioide werden häufig zur Schmerzbehandlung nach größeren chirurgischen Eingriffen verschrieben. Diese Medikamente können die Schlafapnoe verschlimmern, da sie die Häufigkeit und Dauer der Apnoen erhöhen.

Review-Frage

Wir suchten nach Evidenz aus randomisierten placebo-kontrollierten Studien, um die Risiken dieser Medikamente für Patienten mit bekannter OSA zu identifizieren.

Unsere Vorgehensweise

Wir recherchierten und prüften alle randomisierten placebo-kontrollierten Studien mit erwachsenen Patienten mit bekannter OSA, die solche Medikamente bekamen. Die meisten Studien waren kurz, mit einer Dauer von ein bis zwei Nächten, umfassten nur eine kleine Anzahl von Patienten und verwendeten eine unzureichend beschriebene Methodik. Daher war es schwierig, die genaue Wirkung dieser Medikamente auf Patienten mit OSA zu bestimmen.

Ergebnisse

Wir fanden 14 Studien, in denen an 293 Menschen die Wirkung von 10 Medikamenten untersucht wurde.

Opiate und Opioide (Behandlung akuter und chronischer Schmerzen)

Remifentanil-Infusion

Die Remifentanil-Infusion zeigte keine signifikante Veränderung in der Schwere der OSA gemessen an der Anzahl und Dauer der Atemunterbrechungen während des Schlafs. Jedoch senkte sie im Vergleich mit dem Placebo die niedrigsten nächtlichen Sauerstoffwerte im Blut signifikant.

Beruhigungsmittel und Schlafmittel

„Z-Drugs“ (Behandlung von Schlaflosigkeit, der Unfähigkeit einzuschlafen oder der Unfähigkeit, den Schlaf zu erhalten).

Eszopiclon und Zolpidem

Eszopiclon verschlimmerte die OSA gemessen an der Anzahl und Dauer der Atemunterbrechungen während des Schlafens nicht. In einer Studie verringerte es die Schwere der OSA. Es könnte somit für die Behandlung dieser Erkrankung von Nutzen sein. Allerdings werden weitere Studien benötigt, um diese Wirkung zu bewerten.

Zolpidem verschlimmerte die OSA gemessen an der Anzahl und Dauer der Atemunterbrechungen im Schlaf nicht signifikant. Verglichen mit dem Placebo bewirkte es jedoch in einer Studie eine signifikante Absenkung des niedrigsten nächtlichen Sauerstoffgehalts im Blut.

Benzodiazepine (kurzzeitige Linderung von schweren Angstzuständen, Verhaltensstörungen, Agitation und Panikstörungen)

Brotizolam, Flurazepam, Nitrazepam, Temazepam und Triazolam

Keines der untersuchten Medikamente bewirkte eine signifikante Verschlimmerung der OSA gemessen an der Anzahl und Dauer der Atemunterbrechungen im Schlaf. In kleinen, eine Nacht dauernden Studien zeigten Zolpidem 20 mg, Flurazepam 20 mg und Triazolam 0,25 mg eine Tendenz zur Erhöhung der Anzahl und Dauer der Atemunterbrechungen im Schlaf, die allerdings statistisch nicht signifikant war. Diese Medikamente verringerten jedoch den niedrigsten nächtlichen Sauerstoffgehalt im Blut signifikant.

Natriumoxybat (ein Mittel gegen Narkolepsie, eine Krankheit, die übermäßige Schläfrigkeit am Tage verursacht)

Natriumoxybat wurde in zwei Studien mit einem Placebo verglichen. Die Ergebnisse zeigten, dass Natriumoxybat die OSA gemessen an der Anzahl und Dauer der Atemunterbrechungen im Schlaf nicht verschlimmerte. In einer Studie verringerte Natriumoxybat 4,5 g die Schwere der OSA. Es könnte somit für die Behandlung dieser Erkrankung einen erwiesenen Nutzen haben. Allerdings werden weitere Studien benötigt, um diese Wirkung zu bewerten.

Melatonin und melatoninbezogene Medikamente

Ramelteon (ein Medikament gegen Schlaflosigkeit [Insomnie])

Ramelteon wurde an Erwachsenen im Alter über 60 Jahren mit OSA und Insomnie untersucht, wobei keine Verschlimmerung der OSA festgestellt werden konnte.

Die Ergebnisse dieses Reviews zeigen, dass die untersuchten Medikamente die OSA gemessen an der Anzahl und Dauer der Atemunterbrechungen im Schlaf nicht verschlimmern, bei Remifentanil, Zolpidem und Triazolam jedoch ein signifikantes klinisches und statistisches Absinken des niedrigsten nächtlichen Sauerstoffgehalts im Blut zu beobachten ist. Bei der Verschreibung dieser Medikamente für Patienten mit OSA ist daher besondere Vorsicht geboten. Natriumoxybat 4,5 g und Eszopiclon verringerten die Schwere der OSA und könnten sich für die Behandlung dieser Erkrankung als nützlich erweisen. Es besteht jedoch Bedarf an weiteren Studien, um diese Ergebnisse zu untermauern.

Fazit

Die langfristige Wirkung und möglichen Nebenwirkungen von Beruhigungsmitteln bei Menschen mit OSA müssen in breiteren, längeren und methodisch robusten Studien untersucht werden.

Anmerkungen zur Übersetzung: 

Freigegeben durch Cochrane Schweiz.

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