Neuartige orale Gerinnungshemmer für die Behandlung von Lungenembolie

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Hintergrund

Die venöse Thromboembolie ist eine Erkrankung, bei der sich ein Blutgerinnsel in den tiefen Venen (am häufigsten in den Beinen) bildet. Dieses Blutgerinnsel kann sich dann lösen und die Lungenarterien verstopfen (Lungenembolie). Die Lungenembolie ist lebensbedrohlich und kommt in 3 bis 4 von 10.000 Personen vor. Die Wahrscheinlichkeit eine Lungenembolie zu erleiden erhöht sich durch folgende Risikofaktoren: frühere Blutgerinnsel, längere Zeiträume ohne körperliche Bewegung (z.B. bei Reisen im Flugzeug oder Bettruhe), Krebs, Östrogenexposition (Schwangerschaft, orale Verhütungsmittel oder Hormonersatztherapie), Trauma und Blutkrankheiten wie Thrombophilie (abnorme Blutgerinnung). Die Diagnose einer Lungenembolie wird durch die Bestimmung der Risikofaktoren sowie eine Computertomographie (Suche nach einem Blutgerinnsel) gestellt. Bestätigt sich eine Lungenembolie wird der Patient mit einem Gerinnungshemmer behandelt. Dieses Medikament verhindert die Bildung weiterer Blutgerinnsel. Bis vor Kurzem waren Heparin, Fondaparinux und Vitamin-K-Antagonisten die Mittel der Wahl. Diese Medikamente können jedoch Nebenwirkungen verursachen und unterliegen Beschränkungen. Vor kurzem wurden zwei weitere Klassen neuartiger oraler Gerinnungshemmer entwickelt, bei welchen es sich um sogenannte direkte Thrombinhemmer (direkte Thrombin-Inhibitoren, DTI) und Faktor-Xa-Hemmer handelt. Es gibt bestimmte Gründe, warum orale DTI und Faktor-Xa-Hemmer die vermeintlich bessere Wahl sind. Sie können oral eingenommen werden, ihre Wirkung ist vorhersehbar, eine häufige Überwachung oder Anpassungen der Dosierung sind nicht erforderlich und sie haben wenige bekannte Wechselwirkungen mit anderen Arzneimitteln. In diesem Review wird die Wirksamkeit und Sicherheit dieser neuen Arzneimittel mit der herkömmlichen Behandlung verglichen.

Hauptergebnisse

Die Recherche relevanter Studien bis Januar 2015 ergab 5 Studien mit insgesamt 7897 Teilnehmern. In den Studien wurden orale DTI bzw. Faktor-Xa-Hemmer mit der herkömmlichen Behandlung verglichen. Wir prüften, ob eine 3-monatige Behandlung weitere Blutgerinnsel und Lungenembolie vorbeugten. Die wichtigsten Sicherheitsendpunkte umfassten Tod und Nebenwirkungen wie z.B. Blutungen. Dieser Review zeigt, dass es keine Evdenz für einen Unterschied zwischen direkten Gerinnungshemmern und der herkömmlichen Behandlung gibt, was das Vorbeugen weiterer Blutgerinnsel in der Lunge oder in den Beinen angeht. Zur oralen Faktor-Xa-Hemmer und der Prävention von rezidivierenden Blutgerinnsel in der Lunge waren die Studien zu verschieden, um eine sinnvolle Schlussfolgerung zu ziehen. Zudem gab es keine Evidenz für Unterschiede bezüglich der wiederkehrenden venösen Thrombosen, tiefen Beinvenenthrombosen und Anzahl der Todesfälle oder Blutung. Keine Studie hat die gesundheitsbezogene Lebensqualität untersucht.

Qualität der Evidenz

Für die Endpunkte rezidivierende Lungenembolie und Gesamtmortalität beim Vergleich zwischen orale Faktor-Xa-Hemmer und Standard-Gerinnungshemmung haben wir die Qualität der Evidenz von hoch auf moderat herabgestuft. Der Grund dafür sind die Unterschiede in den Ergebnissen zwischen den Studien und die kleine Anzahl Studien, die in diesen Review eingeschlossen wurden. Die Qualität der Evidenz für alle anderen Endpunkte war hoch.

Anmerkungen zur Übersetzung: 

A. Flatz, freigegeben durch Cochrane Schweiz.

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