Frühe Intervention (Mobilisierung oder aktives Training) für schwer erkrankte Erwachsene auf der Intensivstation

Fragestellung

Führt eine frühe Unterstützung bei der Mobilisierung oder frühes Training bei schwer erkrankten Erwachsenen auf einer Intensivstation zu Verbesserungen bei der Durchführung von alltäglichen Aktivitäten, wie Gehen und tägliche Selbstpflege, zum Zeitpunkt der Entlassung aus dem Krankenhaus? Wir prüften die Evidenz für diese Fragestellung, um festzustellen, ob frühes Training einen Nutzen bei der Aufenthaltsdauer auf der Intensivstation oder im Krankenhaus, der Muskelkraft, des Wohlbefindens bringt, und ob Schäden auftreten können, beispielsweise Stürze. Mobilisierung oder Training können folgende Aktivitäten beinhalten: ins Bett gehen oder außerhalb des Bettes sitzen, Aufstehen üben, Gehen, Armtraining und Aktivitäten zur Selbstpflege, wie essen oder Haare kämmen.

Hintergrund

Erwachsene mit schweren Erkrankungen, die eine Weile auf einer Intensivstation liegen, können Muskelschwächen und andere Probleme entwickeln. Dies kann aufgrund der Krankheit entstehen, die zum Aufenthalt auf der Intensivstation geführt hat, durch die Behandlung der Krankheit, als Folge anhaltender Gesundheitszustände oder der fehlenden Bewegung während des Aufenthalts. Sie können auch anhaltende Probleme nach dem Verlassen der Intensivstation (oder des Krankenhauses) haben, wie Schwierigkeiten bei der Ausführung täglicher Aktivitäten (beispielsweise Anziehen, Baden und Mobilität), depressive oder ängstliche Gefühlslage und Schwierigkeiten bei der Rückkehr zum Arbeitsplatz.

Wir wollten untersuchen, ob eine frühe Unterstützung bei der Mobilisierung während ihres Aufenthalts auf der Intensivstation diesen Menschen helfen kann, besser für sich selbst zu sorgen, stärker und mit ihren Leben zufriedener zu sein.

Studienmerkmale

Wir fanden vier Studien mit insgesamt 690 Erwachsenen, die auf der Intensivstation waren. Die Patienten wurden entweder einer Gruppe zugeteilt, die Training und Unterstützung bei der frühen Mobilisierung während des Aufenthalts auf der Intensivstation erhielt oder der üblichen Versorgung. Alle Teilnehmer waren zu einem bestimmten Zeitpunkt während ihres Aufenthalts auf der Intensivstation auf ein Beatmungsgerät angewiesen. In drei Studien waren Erwachsene mit schweren Erkrankungen der Lunge oder schweren körperlichen Reaktionen auf Infektionen eingeschlossen und in einer Studie Erwachsene, die sich einer Herzoperation unterzogen hatten.

Quellen der Studienfinanzierung

Eine Studie wurde durch die Intensive Care Foundation, Royal Brisbane and Women‘s Hospital, Australien finanziert und der Leiter der Studie wurde mit einen Postgraduierten-Preis aus Singapur unterstützt.

Hauptergebnisse

Wir waren nicht in der Lage zu bestimmen, ob frühe Mobilisierung oder frühes Training von schwer erkrankten Menschen auf der Intensivstation die Fähigkeit zur Durchführung von täglichen Aktivitäten, die Muskelkraft oder die Lebensqualität verbessert. Es gab unterschiedliche Ergebnisse zur Wirkung von früher Mobilisierung oder frühem Training auf die körperliche Funktionsfähigkeit. Eine Studie zeigte dass die Teilnehmer, die die Intervention erhielten, früher das Bett verlassen und größere Entfernungen laufen konnten. Dieselbe Studie fand allerdings keine Unterschiede bei der Anzahl an täglichen Aktivitäten, die die Teilnehmer beim Verlassen der Intensivstation ausführen konnten. Frühe Mobilisierung oder frühes Training scheint sicher zu sein, da die Anzahl der unerwünschten Ereignisse sehr gering war. Es gab keine Unterschiede zwischen den Gruppen bei der Dauer des Krankenhausaufenthalts, der Muskelkraft oder der Zahl der Todesfälle.

Qualität der Evidenz

Insgesamt lieferten die Studien Evidenz von niedriger Qualität. Der hauptsächliche Grund dafür war, dass nur eine kleine Anzahl von Studien diese Intervention untersucht hat. Die meisten Studien beinhalteten nur eine kleine Anzahl von Teilnehmern und die Teilnehmer und Mitarbeiter der Studie wussten, in welcher Gruppe die Teilnehmer waren. In zwei Studien kannten die Personen, die die Endpunkte bewerteten, ebenfalls die Gruppenzugehörigkeit der Teilnehmer. Außerdem bestanden Unterschiede bei den Diagnosen der Teilnehmer, den Interventionen und den Methoden zur Messung der Endpunkte. Die vier Studien, bei denen die Einschlussfähigkeit für den Review im Moment noch unklar ist, und die drei laufenden Studien könnten die Schlussfolgerungen des Reviews verändern, sobald ihre Ergebnisse verfügbar sind.

Wie aktuell ist die Evidenz?

Die Evidenz ist auf dem Stand von August 2017.

Anmerkungen zur Übersetzung: 

A. Wenzel, freigegeben durch Cochrane Deutschland.

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