Eingriffe zur Behandlung von Melanoma in situ einschließlich Lentigo maligna

Hintergrund

Bei einem Melanoma in situ (Oberflächenmelanom) handelt es sich um das Frühstadium eines malignen Melanoms. In den letzten zwei Jahrzehnten stieg die Inzidenz des Melanoma in situ. Lentigo maligna ist ein Subtyp des präinvasiven Melanoms, der mit einer langjährigen UV-Exposition in Verbindung gebracht wird und insbesondere Kopf und Hals betrifft. Bei 79% bis 83% aller Melanoma in situ-Tumore handelt es sich um Lentigo maligna. Häufig wird es erst in einem späteren Stadium erkannt.

Fragestellung des Reviews

Wie wirksam ist die operative bzw. nicht-operative Behandlung eines Melanoma in situ, einschließlich Lentigo maligna?

Studienmerkmale

Wir fanden eine randomisierte kontrollierte klinische Studie (RCT) zur nicht-chirurgischen Therapie von 90 Patienten mit Lentigo maligna. 44 von ihnen wurden drei Monate lang mit Imiquimod-Creme und Tazaroten-Gel behandelt, 46 wurden ebenfalls drei Monate nur mit Imiquimod-Creme behandelt; auf diese Behandlungen folgte zwei Monate später eine schrittweise Exzision. Wir konnten keine RCTs zur chirurgischen Behandlung finden.

Hauptergebnisse

Bei der mit Imiquimod und Tazaroten behandelten Gruppe lag nach fünf Monaten die vollständige Ansprechrate bei 66%, bei der mit Imiquimod allein behandelten bei 59%. Die Kombination von Tazaroten mit Imiquimod führte nicht zu einer besseren klinischen Ansprechrate, und die Teilnehmer der Kombinationsgruppe wiesen stärkere Entzündungen auf. Außerdem brachen in dieser Gruppe mehr Teilnehmer die Studie ab, weil unerwünschte Ereignisse auftraten.

Qualität der Evidenz

Die Evidenzqualität ist gering. Von einzelnen Ausnahmefällen abgesehen wird als Behandlung von Melanoma in situ in der Regel ein chirurgischer Eingriff zur Exzision des Tumors empfohlen, bei dem keine Tumorzellen in den Schnitträndern verbleiben. Die Evidenz spricht nicht für die Verwendung nicht-chirurgischer Behandlungsmethoden in ausgewählten Fällen (z.B. bei älteren Personen mit Gegenanzeigen für chirurgische Eingriffe). Kliniken können eine solche Behandlung jedoch in Erwägung ziehen, wenn Erfahrungswerte hierfür vorliegen und wenn eine enge Kontrolle und angemessene Folgebehandlung gesichert sind.

Nach wie vor sind chirurgische Maßnahmen die empfohlene Behandlungsmethode bei Lentigo maligna. Die Evidenz spricht im Allgemeinfall nicht für eine Verwendung nicht-chirurgischer Maßnahmen wie die Behandlung mit Imiquimod als Monotherapie. Eine solche Therapie sollte nur in Ausnahmefällen erwogen werden, und auch nur in Kliniken mit entsprechender Erfahrung. Bislang gibt es keine Evidenz, die für die Verwendung von Imiquimod als neoadjuvanter Therapie (d.h. vor einem chirugischen Eingriff) spricht. Gerechtfertigt erscheinen jedoch weitere Forschungsarbeiten, um zu beurteilen, ob der postoperative Einsatz dieser Therapie das Risiko einer erneuten Melanombildung vermindern kann, und ob eine solche Behandlung vor einem chirurgischen Eingriff bei großflächigen Hautschäden oder an schwierigen Körperstellen dazu beitragen kann, dass die Exzision eine kleinere Fläche betrifft. Die verfügbare Evidenz spricht nicht für die ergänzende Behandlung mit Tazaroten neben Imiquimod als neoadjuvanter Therapie.

Anmerkungen zur Übersetzung: 

B. Bayerlein, freigegeben durch Cochrane Schweiz.

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