Ist eine Kombinationstherapie aus inhalativen Anticholinergika und Beta2-Sympathomimetika nutzbringend für Kinder, die wegen akutem Asthma im Krankenhaus behandelt werden?

Hintergrund: Anticholinergika (z.B. Ipratropiumbromid oder Atropinsulfat) sind Arzneimittel zum Inhalieren. Sie führen zu einer Entspannung der Atemwegsmuskulatur und verminderten Sekretbildung. In manchen Fällen werden Anticholinergika in Kombination mit Beta2-Sympathomimetika (beispielsweise Salbutamol oder Terbutalin) angewandt, wirksamen Medikamenten, die bei Kindern mit akutem Asthma zur Entspannung der glatten Atemwegsmuskulatur verabreicht werden. Es ist nicht bekannt, ob die Verabreichung von inhalativen Anticholinergika zusätzlich zu Beta2-Sympathomimetika einen Nutzen für Kinder bringt, die wegen akutem Asthma im Krankenhaus behandelt werden.

Fragestellung: In diesem Review sollte die Wirksamkeit und Sicherheit von inhalativen oder vernebelten (feine Zerstäubung zur Einatmung über die Lunge) Anticholinergika zusätzlich zur Gabe von Beta2-Sympathomimetika im Vergleich zur alleinigen Therapie mit Beta2-Sympathomimetika bei Kindern zwischen einem und 18 Jahren, die wegen akuter Asthmaexazerbation (Verschlechterung der Symptome) im Krankenhaus behandelt wurden, untersucht werden.

Studienmerkmale: Der Review der Evidenz, die bis November 2013 veröffentlicht wurde, ergab sieben einschlussfähige Studien mit Kindern, die wegen akutem Asthma im Krankenhaus behandelt wurden. Die Daten für diesen Review wurden aus vier dieser Studien (mit 472 Kindern im Alter zwischen einem und 18 Jahren) gewonnen. In vier Studien wurde die Kombination aus Anticholinergika (Ipratropiumbromid) und Beta2-Sympathomimetika im Vergleich zur alleinigen Therapie mit Beta2-Sympathomimetika untersucht. An den eingeschlossenen Studien nahmen sowohl Mädchen als auch Jungen teil, im Verhältnis von 59% Mädchen zu 73% Jungen.

Ergebnisse: Durch die Verabreichung von Anticholinergika zusätzlich zu Beta2-Sympathomimetika wurde kein gesteigerter Nutzen im Vergleich zur alleinigen Therapie mit Beta2-Sympathomimetika in Bezug auf die Dauer des Krankenhausaufenthalts der Patienten festgestellt. Zwei der vier Studien (50%), aus denen Daten gewonnen wurden, wurden als methodisch von hoher Qualität eingestuft. Keine der Studien enthielt Angaben zu schweren unerwünschten Ereignissen. Es wurden keine statistisch signifikanten Unterschiede zwischen den Behandlungsgruppen bezüglich weiterer Marker für das Therapieansprechen festgestellt, d.h. in Bezug auf die Notwendigkeit einer ergänzenden Asthmatherapie, einen Abstand zwischen den Dosen schnell wirkender Beta2-Sympathomimetika von mindestens vier Stunden, die klinischen Asthma-Werte, die Lungenfunktion und die Gesamtzahl der Studienabbrüche aus irgendeinem Grund.

Schlussfolgerung: Aus der zusätzlichen Verabreichung von Anticholinergika zu Beta2-Sympathomimetika bei Kindern, die wegen akuter Asthmaexazerbation im Krankenhaus behandelt werden, ergibt sich kein erkennbarer Nutzen, der über die Wirkungen der Erstbehandlung in der Notaufnahme hinausginge. In den Studien waren keine Angaben zu unerwünschten Ereignissen enthalten, doch wegen der geringen Zahl an Studien und der unzureichenden Dokumentation sind keine verlässlichen Aussagen zur Sicherheit von Anticholinergika möglich. Da keine Studien verfügbar sind, die in der Intensivstation (ICU, Englisch: intensive care unit) durchgeführt wurden, können keine Schlüsse in Bezug auf Kinder gezogen werden, die mit einer sehr schwerwiegenden Verschlechterung der Symptome in der ICU behandelt werden. Die Ergebnisse dieses Reviews unterstützen die aktuellen Empfehlungen nationaler und internationaler Leitlinien.

Qualität der Ergebnisse: Dieser Review wurde auf der Grundlage einer weniger Studien erstellt, die bei einer Suche nach Studien mit Kindern, die an akutem Asthma leiden, gefunden wurden. Alle Studien, aus denen Daten zum primären Endpunkt gewonnen wurden, sind methodisch von hoher Qualität, doch ihre Zahl ist gering. Da sich die Schlussfolgerung durch die Einbeziehung weiterer Studien ändern könnte, wurde die Qualität der Evidenz von hoch auf moderat herabgestuft. Es besteht Bedarf an weiteren größeren Studien zu diesem Bereich.

Anmerkungen zur Übersetzung: 

I. Noack, freigegeben durch Cochrane Schweiz.

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