Stimulation des Gehirns mit Strom bei Sprachstörungen nach einem Schlaganfall 

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Fragestellung

Bewertet werden sollten die Wirkungen der tDCS auf die Verbesserung von Sprachstörungen bei Menschen, die einen Schlaganfall erlitten haben.

Hintergrund

Schlaganfälle sind weltweit eine der häufigsten Ursachen für Behinderung. Die meisten Schlaganfälle treten auf, wenn ein Blutgerinnsel ein gehirnversorgendes Blutgefäß verschließt. Ohne eine ausreichende Blutversorgung kommt es in kürzester Zeit zu Schädigungen des Gehirns, die dauerhaft sein können; diese Schädigungen führen bei den Betroffenen häufig zu Sprachstörungen (Aphasie). Die derzeit gängigen Strategien der logopädischen Behandlung können diese Sprachbeeinträchtigungen nur begrenzt verbessern. Eine Möglichkeit zur Steigerung der Wirkungen könnte die zusätzliche Anwendung einer nichtinvasiven Hirnstimulation mittels einer Technik darstellen, die als transkranielle Gleichstromstimulation (tDCS) bekannt ist. Diese Technik beeinflusst die Gehirnfunktionen und kann zur Verbesserung von Sprachstörungen angewandt werden. Die Wirksamkeit dieser Maßnahme bezogen auf die Steigerung von Ergebnissen logopädischer Behandlungen ist jedoch bislang unbekannt.

Recherchedatum

Der Review ist auf dem Stand von November 2014.

Studienmerkmale

In diesem Review wurden 12 klinische Studien untersucht (136 Teilnehmer mit Aphasie nach erstmaligem Schlaganfall), in denen tDCS mit Schein-tDCS verglichen wurde.

Hauptergebnisse

Wir fanden keine Evidenz dafür, dass tDCS im Vergleich mit Schein-tDCS die Ergebnisse von logopädischen Behandlungen oder die Kognition verbessern kann. Wir fanden keine unerwünschten Ereignisse. Weitere Studien in diesem Bereich sind erforderlich, um die Alltagswirksamkeit dieser Maßnahme zu bestimmen. Autoren zukünftiger Forschungsarbeiten sollten sich an das CONSORT Statement halten.

Qualität der Evidenz

Die Qualität der Evidenz war niedrig.

Schlussfolgerungen der Autoren: 

Derzeit liegt keine Evidenz für die Alltagswirksamkeit der tDCS (anodale tDCS, kathodale tDCS und bihemisphärische tDCS) gegenüber einer Kontrolle (Schein-tDCS) zur Verbesserung von funktionaler Kommunikationsfähigkeit, sprachlicher Beeinträchtigung und Kognition bei Menschen mit Aphasie nach Schlaganfall vor. In diesem Bereich sind weitere RCTs notwendig, um die Alltagswirksamkeit dieser Intervention ermitteln zu können. Autoren zukünftiger Studien sollten das CONSORT Statement einhalten.

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Hintergrund: 

Schlaganfall ist weltweit eine der Hauptursachen für Behinderungen. Diejenigen, die ihn überleben, leiden häufig unter einer Aphasie. Derzeit verwendete Ansätze der Sprachtherapie zeigen nur eine begrenzte Wirksamkeit hinsichtlich der Verbesserung der aphasischen Symptome. Die nicht-invasive Methode der transkraniellen Gleichstromstimulation (tDCS) könnte ein ergänzendes Verfahren zur Steigerung der Effektivität sprachtherapeutischer Maßnahmen darstellen. Das Verfahren basiert auf der Annahme, dass sich Symptome der Aphasie durch Modulation der kortikalen Erregbarkeit positiv beeinflussen lassen.

Zielsetzungen: 

Bewertet werden sollten die Wirkungen der tDCS auf die Verbesserung von Aphasie bei Menschen, die einen Schlaganfall erlitten haben.

Suchstrategie: 

Wir suchten in dem Cochrane Stroke Group Trials Register (November 2014), dem Cochrane Central Register of Controlled Trials (CENTRAL) (The Cochrane Library, November 2014), MEDLINE (1948 bis November 2014), EMBASE (1980 bis November 2014), CINAHL (1982 bis November 2014), AMED (1985 bis November 2014), Science Citation Index (1899 bis November 2014) sowie in sieben weiteren Datenbanken. Wir suchten außerdem in Studienregistern und Literaturverzeichnissen, durchsuchten händisch Tagungsberichte und nahmen mit Autoren und Geräteherstellern Kontakt auf.

Auswahlkriterien: 

Wir schlossen ausschließlich randomisierte kontrollierte Studien (RCTs) und randomisierte kontrollierte Crossover-Studien (von denen wir nur den ersten Zeitabschnitt als paralleles Gruppendesign analysierten) ein, die tDCS versus Kontrolle bei Erwachsenen mit Aphasie nach einem Schlaganfall verglichen.

Datensammlung und ‐analyse: 

Zwei der Autoren untersuchten unabhängig voneinander die Studienqualität und das Risiko für Bias (Verzerrungsrisiko) und extrahierten die Daten. Bei Bedarf kontaktierten wir die Autoren der Studie, um weitere Informationen zu erhalten. Wir erhoben Informationen über Studienabbrecher und unerwünschte Ereignisse im Verlauf der Untersuchungen.

Hauptergebnisse: 

Wir schlossen 12 Studien mit insgesamt 136 Teilnehmern in die Qualitätsbewertung ein. Keine der eingeschlossenen Studien verwendete ein formales Endpunkt-Maß für unser primäres Endpunkt-Maß der funktionalen Kommunikation, d.h. die Erfassung der aphasischen Symptome in alltäglichen Kommunikationssituationen. Wir führten eine Metaanalyse mit sechs Studien an 66 Patienten durch, die unser sekundäres Endpunkt-Maß, das korrekte Bildbenennen, verwendeten. Hier zeigte sich, dass tDCS Ergebnisse der Sprachtherapie nicht verbesserte (standardisierte Mittelwertsdifferenz (SMD) 0.37, 95% CI -0.18 to 0.92; P = 0.19; I² = 0%; Methode der inversen Varianz im Random Effects Model; eine höhere SMD zeigt einen Nutzen für die tDCS an). Wir fanden keine Studien, die Effekte der tDCS auf kognitive Leistungen von Schlaganfallpatienten mit Aphasie untersuchten. Ebenso fanden wir keine Berichte über unerwünschte Ereignisse. Der Anteil an Studienabbrechern war zwischen den Gruppen vergleichbar.

Anmerkungen zur Übersetzung: 

F. Krzok, B. Wellner, A. de Sunda, S. Schmidt-Wussow, freigegeben durch Cochrane Deutschland und Cochrane Schweiz.

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