Bewirkt die Verabreichung von Tramadol im zeitlichen Umfeld einer Operation eine wirkungsvolle und sichere Schmerzausschaltung bei Kindern?

Kinder erleben Schmerzen nach Operationen („postoperative Schmerzen“) und laut kürzlich veröffentlichten Studien ist die wirksame Behandlung dieser Schmerzen ein wichtiges Anliegen. Am besten könnte sich eine Kombination mehrerer Medikamente zur Behandlung postoperativer Schmerzen eignen, beispielsweise sogenannte „Opioide“ wie Morphin und Kodein. Beim Einsatz von Opioiden bestehen jedoch Bedenken wegen schwerer Nebenwirkungen (unerwünschter Ereignisse). Tramadol ist ein schwaches Opioid, das weltweit zur Behandlung von Kindern mit mittelschweren bis schweren akuten oder chronischen Schmerzen eingesetzt wird. Tramadol kann Kindern bereits vor der Operation verabreicht werden, um die Schmerzen hinterher zu verringern. Es besteht die Auffassung, dass Tramadol mit einem geringeren Risiko für Atemdepression (Atemdämpfung) oder Störungen der Herz-Kreislauf-Funktion in Verbindung stehen und damit das ideale Schmerzmedikament für Kinder im Zeitumfeld einer Operation sein könnte. Unser systematischer Review bewertete Alltagswirksamkeit und unerwünschte Ereignisse der Tramadol-Verabreichung im Vergleich mit einem Placebo oder anderen Opioiden. Im Juli 2014 fanden wir 20 kleine randomisierte kontrollierte Studien mit 1170 Patienten. Diese kleinen Studien lieferten zwar nur eingeschränkte Daten, es lässt sich jedoch sagen, dass Tramadol möglicherweise besser wirkt als ein Placebo. In 5 Studien wurden überwiegend Kinder im Vorschulalter vor kleinen operativen Eingriffen (zum Beispiel einer Tonsillektomie), mit Tramadol oder einem Placebo behandelt. Nach der Verabreichung von Tramadol brauchten die Kinder in der postoperativen Versorgung weniger Notfallmedikamente, was auf eine bessere Schmerzausschaltung mit Tramadol hindeutet. Aufgrund der geringen Menge an nutzbaren Daten ist der Nachweis zum Vergleich von Tramadol mit anderen Opioiden (zum Beispiel Morphin, Nalbuphin, Pethidin, Fentanyl) derzeit unklar. Von unerwünschten Ereignissen wurde insgesamt in den Studien nur unzureichend berichtet, sodass die Nebenwirkungen einer Tramadol-Gabe nicht eindeutig sind.

Anmerkungen zur Übersetzung: 

S. Schmidt-Wussow, freigegeben durch Cochrane Schweiz.

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