Späterer Unterrichtsbeginn zur Unterstützung von Bildung, Gesundheit und Wohlbefinden von Schülern der Sekundarstufe II/High School

Ziele des Review

Dieser Review untersuchte die Auswirkungen von späterem Unterrichtsbeginn auf die schulischen Leistungen, die Menge und Qualität des Schlafes, die psychische Gesundheit, die Anwesenheit und die Aufmerksamkeit im Unterricht von Schülern der Sekundarstufe II/High School (im Alter von 13 bis 19 Jahren).

Hintergrund

Schüler der Sekundarstufe II haben ein höheres Risiko als andere Personengruppen, an Schlafentzug zu leiden, einerseits aufgrund ihrer sich verändernden chemischen Vorgänge im Gehirn und andererseits wegen der steigenden zeitlichen Anforderungen, zu denen auch der Unterrichtsbeginn gehört. Aus diesem Grund wollten wir herausfinden, ob späterer Unterrichtsbeginn im Zusammenhang steht mit besseren schulischen Leistungen, längerer Schlafdauer, besserer psychischer Gesundheit, erhöhter Anwesenheit oder Aufmerksamkeit im Unterricht, sowie mit sekundären Endpunkten wie etwa Ernährungs- und Bewegungsverhalten, Unfällen, sozialen Aspekten in der Schule, sich verändernden Familiendynamiken, Schulanmeldungen oder Veränderungen in der Gemeinschaft.

Studienmerkmale

Die Evidenz in diesem Review, ist auf dem Stand von Februar 2016 und basiert auf 17 Berichten über 11 einzelne Studien mit insgesamt 297.994 Schülern der Sekundarstufe II. Die Studien untersuchten eine Vielzahl von veränderten Schulzeiten (z.B. Verschieben des Unterrichtsbeginns um 15 Minuten nach hinten, Verschieben des Unterrichtsbeginns um eine Stunde nach hinten) und eine Reihe von verschiedenen Interventionszeitspannen (zwischen zwei Wochen bis ein ganzes Jahr). Alle Studien fanden unter natürlichen Gegebenheiten statt (Schüler, die bereits in der Schule waren, anstelle von Laborsituationen). Obwohl 5 von 11 Studien finanzielle Unterstützung erhielten, waren die Finanzierungsquellen akademische bzw. wissenschaftliche Einrichtungen und keine Organisationen mit kommerziellen Interessen an den Ergebnissen der Programmevaluation.

Hauptergebnisse

Da die Evidenz eingeschränkt und von sehr niedriger Qualität ist, konnten wir die Wirkung von späterem Unterrichtsbeginn nicht mit Sicherheit feststellen. Wir fanden heraus, dass späterer Unterrichtsbeginn möglicherweise mit verbesserten schulischen Leitungen einhergehen. Die Ergebnisse von vier Studien waren jedoch nicht einheitlich. Späterer Unterrichtsbeginn wurde in einer gemeinsamen Analyse zweier Studien mit einer erhöhten Schlafdauer an Schultagen in Verbindung gebracht. Außerdem unterstützt Evidenz aus sechs weiteren Studien den Zusammenhang zwischen späterem Unterrichtsbeginn und höherer Schlafdauer. Eine Studie berichtete, dass Schüler in Schulen mit späterem Unterrichtsbeginn weniger depressive Symptome berichteten als Gleichaltrige in Schulen mit früherem Unterrichtsbeginn. Verschiedene Studien zeigten unterschiedliche Ergebnisse bezüglich des Zusammenhangs zwischen späterem Unterrichtsbeginn und erhöhter Anwesenheit oder Aufmerksamkeit im Unterricht. Interventionen dieser Art haben möglicherweise negative Auswirkungen auf die Logistik, da im qualitativen Teil einer Studie über eine geringere Interaktion zwischen Eltern und Kindern berichtet wurde und eine weitere Studie über Schwierigkeiten bei der Personal- und Zeitplanung berichtete. Wegen der eingeschränkten Evidenz von sehr niedriger Qualität können wir allerdings keine sicheren Schlussfolgerungen über unerwünschte Auswirkungen von späterem Unterrichtsbeginn ziehen.

Qualität der Evidenz

Die Qualität dieser Evidenz ist sehr niedrig. Deshalb können wir nicht annehmen, dass die Ergebnisse die wahren positiven oder unerwünschten Auswirkungen von späterem Unterrichtsbeginn wiedergeben.

Anmerkungen zur Übersetzung: 

U. Griebler, freigegeben durch Cochrane Deutschland

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