Helminthen-Therapie (Wurmtherapie) zur Induktion einer Remission bei chronisch-entzündlicher Darmerkrankung

Zu den chronisch-entzündlichen Darmerkrankungen (CEDs) zählen Colitis ulcerosa und Morbus Crohn. Beide Erkrankungen haben unterschiedliche, aber auch sich überschneidende Symptome. Die zugrunde liegende Ursache ist jedoch nicht völlig verstanden. Zu den Standardtherapien für CEDs zählen Sulfasalazin, 5-ASA-Präparate, Steroide, Immunsuppressiva wie Azathioprin, 6-Mercaptopurin und Methotrexat sowie Biopharmazeutika wie Infliximab. Helminthen sind wurmähnliche Parasiten, die größere Organismen besiedeln. Helminthen bewirken Veränderungen im Immunsystem ihrer Wirte, darunter auch eine veränderte Immunreaktion auf Antigene. Dies hat Bedeutung für die Behandlung chronisch-entzündlicher Darmerkrankungen, bei denen davon ausgegangen wird, dass sie durch eine fehlerhafte Regulation des Immunsystems hervorgerufen werden.

Das Ziel des vorliegenden systematischen Reviews war die Untersuchung der Wirksamkeit und Sicherheit einer Helminthen-Therapie zur Induktion einer Remission bei Menschen mit CED. Dieser Review identifizierte zwei randomisierte kontrollierte Studien mit insgesamt 90 Teilnehmern. Eine Studie verglich eine zweimal wöchentlich erfolgende Behandlung mit Helminthen (eine Lösung von 0,8 ml mit 2.500 lebenden Wurmeiern des Schweinepeitschenwurms (Trichuris suis)) über einen Zeitraum von 12 Wochen mit einem entsprechenden Placebo (einer identisch aussehenden Lösung von 0,8 ml ohne Eier des Schweinepeitschenwurms (Trichuris suis)) bei 54 Patienten mit aktiver Colitis ulcerosa. Während der Studie traten nur wenige Remissionen auf. Die Wurmbehandlung hatte keine erkennbare Auswirkung auf diese Remissionen. Bei zehn Prozent (3/30) der Patienten in der Helminthen-Gruppe wurde eine Remission erzielt, im Vergleich zu vier Prozent (1/24) der Patienten mit Placebo. Ein größerer Anteil an Patienten in der Helminthen-Gruppe (43 % oder 13/30) zeigte gegenüber der Placebo-Gruppe (17 % oder 4/24) eine klinische Verbesserung. Bei diesem Unterschied könnte es sich jedoch um ein Zufallsergebnis handeln. Wir konnten nicht feststellen, ob der Anteil der Patienten, die Nebenwirkungen hatten, in einer Gruppe höher war. Keine der beobachteten Nebenwirkungen wurden in dieser Studie auf die Behandlung zurückgeführt. Die andere Studie verglich eine Behandlung mit verschiedenen Helminthen-Dosierungen (eine Lösung mit 500, 2.500 oder 7.500 Eiern des Schweinepeitschenwurms (Trichuris suis)) mit einem entsprechenden Placebo bei 36 Patienten mit Morbus Crohn. Diese Studie war konzipiert, um Nebenwirkungen zu beurteilen. Die klinische Remission oder Verbesserung wurden jedoch nicht gemessen. Die verfügbare Menge an Informationen zu Nebenwirkungen nach zwei Wochen war begrenzt, und die Ergebnisse waren aufgrund der geringen Anzahl an Studienteilnehmern unsicher. Die einzige Nebenwirkung, die als möglicherweise mit der Studienbehandlung in Zusammenhang stehend eingestuft wurde, war Dysgeusie (Geschmacksstörung - eine Veränderung des Geschmackssinns). Sie wurde bei einem Patienten in der Helminthen-Gruppe und bei einem Patienten in der Placebo-Gruppe berichtet. Derzeit liegt keine ausreichende Evidenz für eine eindeutige Schlussfolgerung bzgl. der Wirksamkeit und Sicherheit von Helminthen zur Behandlung von Patienten mit CED vor. Die einzige, hinsichtlich einer klinischen Verbesserung bei Patienten mit aktiver Colitis ulcerosa vorliegende Information stammt aus einer kleinen Studie. Wir wissen nicht, wie sicher Helminthen in der Anwendung bei Patienten mit Colitis ulcerosa und Morbus Crohn sind. Zur Bewertung der Wirksamkeit und Sicherheit der Helminthen-Therapie bei CED sind daher weitere randomisierte kontrollierte Studien erforderlich.

Anmerkungen zur Übersetzung: 

B. Fiess, freigegeben durch Cochrane Deutschland

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