Welche Gesprächstherapien sind für Menschen geeignet, die drogenabhängig sind und Alkoholprobleme haben?

Fragestellung

Wir wollten herausfinden, ob Gesprächstherapien den Alkoholkonsum von erwachsenen Drogenkonsumenten (hauptsächlich Opioide und Stimulanzien) vermindern. Außerdem wollten wir herausfinden, ob eine Therapieform wirksamer ist als andere.

Hintergrund

Konsum von Alkohol, der über die risikoarme Schwellendosis hinausgeht, kann zu ernstzunehmenden Alkoholproblemen oder Erkrankungen führen. Ein solcher Konsum tritt häufig bei Menschen auf, die auch ein Problem mit anderen Drogen haben. Ihre physische und psychische Gesundheit verschlechtert sich dadurch. Gesprächstherapien zielen darauf ab, Alkoholprobleme zu erkennen und Menschen zu motivieren, diese Probleme anzugehen. Solche Therapien können von geschulten Ärzten, Pflegefachkräften, Beratern, Psychologen usw. durchgeführt werden. Gesprächstherapien könnten hilfreich sein, um Alkoholkonsum zu vermindern. Wir wollten jedoch herausfinden, ob sie auch Menschen helfen, die zusätzlich Probleme mit anderen Drogen haben.

Suchdatum: Die Evidenz ist auf dem Stand von August 2017.

Studienmerkmale

Wir fanden sieben Studien, die fünf Gesprächstherapien bei 825 Menschen mit Drogenproblemen untersuchten.

Training der kognitiv-behavioralen Bewältigungsfähigkeiten (cognitive-behavioural coping skills training, CBCST) ist eine Gesprächstherapie, die darauf abzielt, das Denken und Handeln von Menschen zu verändern.

Das Zwölf-Schritte-Programm basiert auf Theorien der Anonymen Alkoholiker und soll dazu führen, dass die Person von sich aus mit dem Konsum von Alkohol oder Drogen aufhören will.

Motivierende Gesprächsführung unterstützt Menschen dabei, Zweifel an der Verhaltensänderung zu erkennen und zu überwinden. Sie kann in Gruppen, individuell und in intensiver Form durchgeführt werden.

Kurze motivierende Gesprächsführung ist eine kürzere Form, die zwischen 45 Minuten und drei Stunden dauert.

Kurze Interventionen basieren auf motivierender Gesprächsführung, sind jedoch nur fünf bis 30 Minuten lang und werden häufig von Laien durchgeführt.

Sechs der Studien wurden von den National Institutes for Health und dem Health Research Board gefördert. Eine weitere Studie gab keine Finanzierungsquelle an.

Hauptergebnisse

Wir stellten fest, dass die Gesprächstherapien zu keinen oder nur kleinen Unterschieden bei den gemessenen Endpunkten führten. Dazu gehörten Abstinenz sowie verminderter Alkohol- und Drogenkonsum.

Eine Studie fand heraus, dass womöglich kein Unterschied zwischen Training der kognitiv-behavioralen Bewältigungsfähigkeiten und dem Zwölf-Schritte-Programm besteht.

Drei Studien ergaben, dass kein Unterschied zwischen einer kurzen Intervention und der üblichen Behandlung bestehen könnte.

Drei Studien zufolge besteht möglicherweise kein Unterschied zwischen motivierender Gesprächsführung und üblicher Behandlung oder reiner Aufklärung.

Eine Studie ergab, dass kurze motivierende Gesprächsführung den Alkoholkonsum vermutlich erfolgreicher vermindert als übliche Behandlung (Spritzentausch), stellte aber bei anderen Endpunkten keine Unterschiede fest.

Eine Studie kam zu dem Schluss, dass intensive motivierende Gesprächsführung etwas erfolgreicher zu einer Verminderung der Schwere der Alkoholabhängigkeit von Frauen, aber nicht von Männern führt, als normale motivierende Gesprächsführung, fand aber keine Unterschiede bei anderen Endpunkten.

Es bleibt unklar, ob Gesprächstherapien den Alkohol- oder Drogenkonsum bei Menschen, die auch mit anderen Drogen Probleme haben, vermindern. Qualitativ hochwertige Studien fehlen, sind aber notwendig.

Qualität der Evidenz

Die Qualität der Evidenz für kurze und intensive motivierende Gesprächsführung war moderat, für kurze Interventionen und normale motivierende Gesprächsführung niedrig und sehr niedrig für Training der kognitiv-behavioralen Bewältigungsfähigkeiten versus Zwölf-Schritte-Programm.

Datensammlung und ‐analyse: 


Anmerkungen zur Übersetzung: 

K. Kuprian, freigegeben von Cochrane Deutschland.

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