Rehabilitation bei kognitiven Störungen bei Personen mit Multipler Sklerose

Es handelt sich hierbei um eine aktualisierte Version des Cochrane Reviews „Neuropsychologische Rehabilitation bei Multipler Sklerose“ (erstmalig veröffentlicht in The Cochrane Library 2011, Ausgabe 11).

Bei einer demyelinisierenden Erkrankung handelt es sich um eine Erkrankung bei der die Schutzhülle (Myelinscheide), die die Nervenfasern im Gehirn und im Rückenmark umgibt, beschädigt wird. Multiple Sklerose (MS) wurde früher einfach als eine demyelinisierende Erkrankung betrachtet. Neuere Forschungsarbeiten belegen jedoch, dass eine umfassende Schädigung der Neuronen (Nervenzellen) und Veränderungen der grauen Substanz wesentliche Merkmale von MS sind. Dies hob kognitive Störungen, wie bspw. Gedächtnisverlust oder Aufmerksamkeitsdefizite, als wesentliche Symptome der Krankheit hervor. Kognitive Störungen treten bei MS häufig auf. Ungefähr 50 % bis 60 % der Patienten sind hiervon betroffen. Diese Beeinträchtigungen können auf mehreren Ebenen Einfluss auf die Tätigkeiten des alltäglichen Lebens der Patienten haben und sollten bei ihrer Behandlung und Rehabilitation berücksichtigt werden. Eine neuropsychologische Rehabilitation zielt auf 1) die Reduzierung kognitiver Störungen, 2) die Reduzierung der schädlichen Auswirkungen kognitiver Beeinträchtigungen und 3) die Unterstützung und die Fähigkeit der Patienten, kognitive Beeinträchtigungen in ihrem Alltag zu berücksichtigen, ab.

Das Ziel dieses Review war es, die Wirkungen von kognitiven (neuropsychologischen) Rehabilitation bei MS zu beurteilen. Die Bewertung erfolgte auf der Basis einer Betrachtung der Auswirkungen der Rehabilitation auf die Leistung bei kognitiven Tests und der kognitiven Leistung im Alltag sowie ihrer Wirkung auf Depression, Fatigue, Persönlichkeits-/Verhaltensstörungen, Angst und die Lebensqualität.

Es wurden zwanzig relevante Studien mit insgesamt 986 Teilnehmern (966 MS-Patienten und 20 gesunde Kontrollteilnehmer) identifiziert und in diesen Review eingeschlossen. Es wurde nur Evidenz von niedriger Qualität dafür gefunden, dass eine neuropsychologische Rehabilitation die kognitiven Symptome bei MS reduziert. Bei einer Einzelanalyse ergaben 18 von 20 Studien jedoch eine positive Wirkung. Ein kognitives Training verbesserte hier die Gedächtnisspanne und das Arbeitsgedächtnis. Ein kognitives Training in Verbindung mit anderen neuropsychologischen Rehabilitationsmethoden verbesserte darüber hinaus die Aufmerksamkeit, das unmittelbare verbale Gedächtnis und das verzögerte Gedächtnis.

Es muss in diesem Zusammenhang darauf hingewiesen werden, dass die geringe Anzahl der Patienten, die an den Studien teilgenommen hatten und einige methodische Unzulänglichkeiten das Evidenzniveau senken. Um die vorliegende Evidenz zu untermauern, sind sorgfältig konzipierte Studien von hoher Qualität erforderlich. 

Anmerkungen zur Übersetzung: 

B. Fiess, freigegeben durch Cochrane Deutschland

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