Antibiotika bei unkomplizierter Divertikulitis

Eine Divertikulitis ist eine Erkrankung, bei der sich die so genannten Divertikel im Darm entzünden. Ein Divertikel ist eine Schwachstelle (Ausstülpung) in der Darmwand. Divertikel sind in der Bevölkerung weit verbreitet, insbesondere bei älteren Menschen über 60 Jahren. Meist machen sie keine Beschwerden. Eine Divertikulitis kann sich durch Schmerzen und Druckempfindlichkeit im Unterbauch äußern, begleitet von Anzeichen einer Infektion wie Fieber. In den meisten Fällen heilt eine Divertikulitis ohne Komplikationen ab, doch bei einigen Patienten treten Komplikationen auf, die eine Notoperation erforderlich machen können.

In diesem Review geht es um die unkomplizierte akute Divertikulitis. Traditionell wurde sie als bakterielle Infektion des Dickdarms angesehen und mit Antibiotika behandelt. Seit einiger Zeit wird jedoch vermutet, dass es sich bei der Divertikulitis eher um eine entzündliche als um eine infektiöse Erkrankung handelt, so dass der Einsatz von Antibiotika fragwürdig ist. Infolgedessen ist eine Verlagerung hin zum Einsatz von Therapien ohne Antibiotika zu beobachten. Im vorliegenden Review wird untersucht, ob es klinische Belege für den Einsatz von Antibiotika bei unkomplizierter Divertikulitis gibt.

Es wurden fünf klinische Studien mit Patientinnen und Patienten, die im Krankenhaus behandelt wurden, bewertet. Eine Studie untersuchte zwei verschiedene Antibiotikabehandlungen und eine zweite Studie die Dauer der intravenösen Antibiotikabehandlung. In drei Studien wurde der tatsächliche Bedarf an Antibiotika im Vergleich zu keiner Antibiotikagabe untersucht. Zwei dieser Studien haben zusätzlich Daten zur langfristigen Nachbeobachtung veröffentlicht. In keiner der Studien wurde ein statistischer Unterschied zwischen den getesteten Antibiotikabehandlungsplänen festgestellt. Der Vergleich zwischen keiner Antibiotikabehandlung und einer Antibiotikabehandlung ergab keinen Unterschied beim Auftreten von Komplikationen wie Abszessen und Perforationen des Dickdarms oder bei der Notwendigkeit einer Notoperation.

Antibiotika können schwerwiegende unerwünschte Wirkungen hervorrufen, darunter lebensbedrohliche allergische Reaktionen oder Superinfektionen des Darms. Zunehmende Antibiotikaresistenzen werden immer mehr zum Problem: Die Behandlung einiger Infektionen ist dadurch nicht mehr möglich und kann tödliche Folgen haben. Es gibt daher starke Argumente für eine Begrenzung des derzeitigen Antibiotikaeinsatzes. Derzeit liegen nur drei randomisierte kontrollierte Studien zum Bedarf an Antibiotika vor. Weitere werden benötigt, um aussagekräftige und zuverlässige Erkenntnisse zu gewinnen. Die neuesten Erkenntnisse zeigen jedoch, dass der Einsatz von Antibiotika zur Behandlung einer unkomplizierten akuten Divertikulitis einer Behandlung ohne Antibiotika nicht überlegen ist.

Anmerkungen zur Übersetzung: 

B. Schindler, T. Brugger, freigegeben durch Cochrane Deutschland

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