Antibiotika zur Behandlung von Fußinfektionen bei Menschen mit Diabetes

Fragestellung

Wir prüften die Wirkungen auf das Abklingen von Infektionen und die Sicherheit von oral (in Tablettenform) oder intravenös (direkt in den Blutkreislauf) verabreichten Antibiotika bei Menschen mit Diabetes, die unter einer Fußinfektion leiden.

Hintergrund

Zu den häufigsten Komplikationen bei Diabetes gehören Fußerkrankungen, insbesondere Geschwüre oder Wunden an den Füßen. Diese Wunden infizieren sich leicht und werden dann diabetische Fußinfektionen genannt. Unbehandelt kann die Infektion rasch fortschreiten, auf tiefer liegende Gewebe übergreifen und das Bein so sehr schädigen, dass es in manchen Fällen amputiert werden muss.

Die meisten diabetische Fußinfektionen erfordern eine Behandlung mit systemischen Antibiotika, also mit Antibiotika, die geschluckt (oral eingenommen) oder direkt in den Blutkreislauf (intravenös) verabreicht werden und auf den ganzen Körper wirken. Die Wahl der Erstbehandlung mit Antibiotika hängt von mehreren Faktoren ab, etwa dem Schweregrad der Infektion, ob der Patient deswegen bereits mit anderen Antibiotika behandelt wurde oder ob die Infektion durch einen Mikroorganismus verursacht wurde, der bekanntermaßen resistent gegenüber den üblichen Antibiotika ist (z. B. Methicillin-resistente Staphylococcus aureus, besser bekannt als MRSA). Das Ziel der Antibiotikatherapie besteht darin, die Infektion aufzuhalten und dafür zu sorgen, dass sie sich nicht weiter verbreitet.

Es stehen viele Antibiotika für die Behandlung zur Wahl, aber es ist nicht bekannt, ob ein bestimmtes Antibiotikum oder ein bestimmter Typ von Antibiotika sich besser für die Behandlung von diabetischen Fußinfektionen eignet als die anderen.

Untersuchung

Wir durchsuchten die medizinische Literatur bis März 2015 nach randomisierten kontrollierten Studien (die die zuverlässigsten Ergebnisse liefern), die in der Behandlung von diabetischen Fußinfektionen verschiedene systemische Antibiotika miteinander verglichen oder systemische Antibiotika mit Antibiotika, die nur auf den infizierten Bereich aufgetragen wurden (topische Anwendung), oder systemische Antibiotika mit einem Scheinmedikament (Placebo).

Studienmerkmale

Wir fanden 20 relevante randomisierte kontrollierte Studien mit insgesamt 3791 Teilnehmern. 18 der 20 Studien wurden von Pharmaunternehmen finanziert. Alle Studien verglichen systemische Antibiotika mit anderen systemischen Antibiotika.

Hauptergebnisse

Es ist unklar, ob ein bestimmtes Antibiotikum sich besser als ein anderes zur Heilung von Infektionen oder zur Vermeidung von Amputationen eignet. Eine Studie kam zu dem Schluss, dass Ertapenem (ein Antibiotikum) mit oder ohne Vancomycin (ein weiteres Antibiotikum) diabetische Fußinfektionen wirksamer abklingen lässt als Tigecyclin (ein weiteres Antibiotikum). Unklar blieb insgesamt auch, ob unterschiedliche Antibiotika im Zusammenhang mit mehr oder weniger unerwünschten Nebenwirkungen stehen. Folgende Unterschiede wurden festgestellt:

1. Carbapeneme (eine Klasse von Antibiotika) in Kombination mit antipseudomonalen Wirkstoffen (Antibiotika, die Pseudomonas-Bakterien abtöten) führten zu weniger unerwünschten Wirkungen als antipseudomonale Penicilline (eine andere Klasse von Antibiotika).

2. Daptomycin (ein Antibiotikum) verursachte weniger unerwünschte Wirkungen als Vancomycin oder andere halbsynthetische Penicilline (eine Klasse von Antibiotika).

3. Linezolid (ein Antibiotikum) verursachte mehr Schaden als Ampicillin/Sulbactam (eine Antibiotika-Kombination).

4. Tigecyclin verursachte mehr unerwünschte Wirkungen als Ertapenem mit oder ohne Vancomycin.

Qualität der Evidenz

Es bestanden große Unterschiede zwischen den Studien im Hinblick auf die Vielfalt der untersuchten Antibiotika, die Behandlungsdauer und den Zeitpunkt, an dem die Daten gemessen wurden. Die eingeschlossenen Studien wiesen Einschränkungen in Aufbau oder Durchführung auf; infolge dieser Unterschiede und Einschränkungen aufgrund des Studienaufbaus ist unser Vertrauen in die Ergebnisse dieses Reviews gering.

Anmerkungen zur Übersetzung: 

S. Schmidt-Wussow, freigegeben durch Cochrane Schweiz.

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