Präventive Mundhygiene zur Vermeidung von Beatmungspneumonie bei kritisch kranken Patienten

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Reviewfrage

Bewertung der Wirksamkeit von präventiver Mundhygiene bezüglich des Auftretens beatmungs-assoziierter Pneumonien (Lungenentzündungen, VAP) bei kritisch kranken Patienten, welche im Krankenhaus auf der Intensivstation mechanisch beatmet werden (unabhängig von der Verabreichung eines Antibiotikums). Ziel war die zusammenfassende Bewertung aller verfügbaren Evidenz, um eine evidenz-basierte Versorgung dieser vulnerablen Patientengruppe zur Verfügung zu stellen.

Hintergrund

Kritisch kranke Patienten, welche auf einer Intensivstation behandelt werden und dort bewusstlos oder sediert sind, benötigen häufig maschinelle Unterstützung bei der Atmung (Beatmungsgeräte). Der Einsatz dieser Geräte für mehr als 48 Stunden kann zu einer VAP führen. Die VAP ist eine potentiell gefährliche Komplikation für diese bereits kritisch kranken Patienten.

Die Pflege der Mundhygiene, die Verwendung eines Mundwassers, eines Gels, einer Zahnbürste oder einer Kombination aus beiden Interventionen, kann in Kombination mit dem Absaugen von Sekreten das Risiko von VAP bei diesen Patienten reduzieren.

Studienmerkmale

Dieser Review bestehender Studien wurde von der Cochrane Oral Health Group durchgeführt und die Evidenz ist auf dem Stand vom 17. Dezember 2015.

38 Studien wurden einbezogen, aber nur wenige (13%) waren sowohl gut durchgeführt als auch gut berichtet.

Alle Studien wurden auf Intensivstationen von Krankenhäusern durchgeführt. Insgesamt wurden 6016 Teilnehmer randomisiert einer Behandlung zugeordnet. Die Teilnehmer waren schwer krank und benötigten die Unterstützung von Pflegepersonal zur Durchführung der Mundhygiene. Die meisten Studien schlossen ausschließlich Erwachsene Patienten ein, aber in drei Studien wurden Kinder untersucht und in einer Studie Neugeborene.

Studien wurden in vier Hauptvergleichsgruppen eingeteilt.

1. Vergleich von Chlorhexidin (antiseptische Mundspülung oder Gel) und Placebo (Behandlung ohne den Wirkstoff Chlorhexidin) oder der üblicher Pflege (mit oder ohne Zähneputzen).
2. Zähneputzen im Vergleich zu Nicht-Zähneputzen (mit oder ohne Antiseptikum).
3. Elektrisches Zähneputzen im Vergleich zu manuellem Zähneputzen.
4. Mundspülungen im Vergleich zu anderen Spülungen.

Hauptergebnisse

Wir fanden Evidenz von hoher Qualität dafür, dass die Anwendung von Chlorhexidin als Mundspülung oder Gel das Risiko einer VAP bei Erwachsenen von 24% auf etwa 18% reduziert. Wendet man bei 17 Patienten auf Intensivstation, die für mehr als 48 Stunden beatmungspflichtig sind eine Mundhygiene mit Chlorohexidin an, so kann bei einer Person verhindert werden, dass diese eine VAP entwickelt. Es gab jedoch keine Evidenz für eine Wirkung von Mundhygiene mit Chlorhexidin auf Sterblichkeit auf der Intensivstation, Dauer der mechanischen Beatmung sowie Aufenthaltsdauer auf der Intensivstation.

In Bezug auf das Risiko eine VAP zu entwickeln fanden wir nur wenig Evidenz für einen Unterschied zwischen Zähneputzen (mit oder ohne Antispektikum) und Mundpflege ohne Zähneputzen (mit oder ohne Antiseptikum). Drei Studien zeigten schwache Evidenz für eine Verminderung von VAP mit der Anwendung von Povidon-Iod antiseptischer Lösung im Vergleich zu Placebo. Vier Studien zeigten Evidenz für eine Verminderung von VAP mit der Anwendung von Povidon-Iod Mundspülung im Vergleich zu Povidon-Iod Abstrichen.

Es lag zu wenig Evidenz vor, um zu bestimmen, ob eine der in den Studien untersuchten Interventionen mit irgendwelchen Nebenwirkungen verbunden war.

Qualität der Evidenz

Die Durchführung und Berichterstattung der Studien beeinflusste die vorliegende Evidenz negativ. Nur 13% der Studien wurde gut durchgeführt und gut beschrieben. Für viele Endpunkte lagen nicht genug Informationen vor, um eindeutige Schlussfolgerungen zu ziehen.

Anmerkungen zur Übersetzung: 

M . Schmidt-Haghiri, freigegeben durch Cochrane Deutschland

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