Training der sozialen Kompetenzen für Kinder im Alter zwischen 5 und 18 Jahren mit Aufmerksamkeitsdefizit-/Hyperaktivitätsstörung (ADHS)

Fragestellung des Reviews

Welchen Nutzen und Schaden hat das Training sozialer Kompetenzen für Kinder und Jugendliche mit Aufmerksamkeitsdefizit-/Hyperaktivitätsstörung (ADHS)?

Hintergrund

Kinder und Jugendliche mit ADHS erleben Hyperaktivität, Impulsivität, Aufmerksamkeitsprobleme und Schwierigkeiten mit sozialen Interaktionen. Das Training der sozialen Kompetenzen bei ADHS soll dabei unterstützen, die soziale Interaktion zu verbessern und zu erhalten und Schwierigkeiten im zwischenmenschlichen Umgang vorbeugen. Die Trainingsprogramme umfassen schwerpunktmäßig die Verbesserung der Fähigkeiten zur Problemlösung, Emotionskontrolle und verbaler und nonverbaler Kommunikation. Die Autoren untersuchten den Nutzen und Schaden von sozialem Kompetenztraining für die folgenden Endpunkte: soziale und emotionale Kompetenzen, allgemeines Verhalten, ADHS-Symptome und schulische Leistung.

Studienmerkmale

Die Autoren fanden 25 randomisierte klinische Studien (Studien, in denen die Teilnehmer mit ADHS einer von zwei oder mehr Gruppen zufällig zugeteilt wurden), die insgesamt 2.690 Teilnehmer eingeschlossen hatten. Die Studiendauer lag zwischen 5 Wochen und 2 Jahren. Das Training der sozialen Kompetenzen war generell darauf ausgerichtet, den Kindern beizubringen, wie sie die subtilen Hinweise sozialer Interaktion „lesen“ können. Dass sie beispielsweise lernen zu warten, bis sie an der Reihe sind; zu wissen, wann man in einem Gespräch die Themen wechselt und in der Lage zu sein, die emotionalen Ausdrücke anderer zu verstehen. Soziales Kompetenztraining besteht oft aus Rollenspielen, Übungen und Spielen als auch aus Hausaufgaben. Die Kinder in den Kontrollgruppen erhielten entweder keine Intervention oder wurden auf die Warteliste gesetzt.

Hauptergebnisse

Die Autoren des Reviews fanden keine signifikanten Unterschiede zwischen sozialem Kompetenztraining und den Kontrollgruppen in den sozialen und emotionalen Kompetenzen und im allgemeinen Verhalten, wie es von Lehrern bewertet wurde. Verglichen mit den Kindern, die kein soziales Kompetenztraining erhalten hatten, schätzten Lehrer die ADHS-Symptome von denjenigen, die in der Gruppe mit sozialem Kompetenztraining waren, am Ende der Behandlung als geringer ein. Dieses Ergebnis wurde jedoch von den Autoren des Reviews in Frage gestellt, da ihre anderen Analysen dies nicht unterstützten. Die Autoren fanden keine Anzeichen für schädliche Wirkungen.

In allen Studien ließen sich Probleme in der Methodik feststellen, wie z. B. Überschätzung des Nutzens und Unterschätzung des Schadens. Viele Studien waren auch schwer miteinander zu vergleichen, weil sie unterschiedliche Interventionen umfassten. Die Ergebnisse einiger Studien waren nicht sehr genau, was bedeutet, dass es schwierig ist, den Ergebnissen zu vertrauen. In sieben Studien waren die Studienautoren Mitglieder (Führungskräfte) in Gremien von Pharmafirmen, hatten finanzielle Unterstützung solcher Firmen erhalten oder an früherer Forschung zu diesem Thema mitgewirkt.

Interpretation der Ergebnisse

Es ist den Autoren nicht möglich abschließend zu beurteilen, ob ein Training der sozialen Kompetenzen bei Kindern mit ADHS nutzbringend ist oder nicht. Es werden mehr randomisierte klinische Studien zum Training der sozialen Kompetenzen für Kinder und Jugendliche mit ADHS benötigt, die eine ausreichende Anzahl an Teilnehmern haben und von besserer methodischer Qualität sind. Die Evidenzgrundlage in Bezug auf Jugendliche ist besonders schwach. Die Autoren fanden keine unerwünschten Wirkungen der Behandlung.

Anmerkungen zur Übersetzung: 

C. Meiling, B. Hucke, freigegeben durch Cochrane Deutschland.

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