Doppler-Ultraschall von fetalen Blutgefäßen bei erhöhtem Komplikationsrisiko

Worum geht es?

In Ländern mit hohem Einkommen wachsen die meisten Kinder im Mutterleib gut heran. Wenn bei der Mutter jedoch ein medizinisches Problem wie Diabetes, hoher Blutdruck oder Herz- oder Nierenprobleme vorliegt oder die Plazenta sich nicht richtig entwickelt, kann dies das Wachstum des Kindes beeinträchtigen. Manchmal ist das Wachstum von Ungeborenen auch unzureichend aus Gründen, die wir nicht vollständig verstehen. Bei schlechtem Wachstum im Mutterleib besteht eine höhere Wahrscheinlichkeit für Komplikationen, die zu Krankheit oder Tod des Kindes führen können. Ein Doppler-Ultraschall erkennt Veränderungen im Muster des Blutflusses durch den Blutkreislauf des Kindes. Anhand dieser Veränderungen lässt sich möglicherweise erkennen, welche Ungeborenen Probleme haben.

Warum ist das wichtig?

Wenn Kinder mit Wachstumsproblemen erkannt werden, können Maßnahmen wie eine frühzeitige Entbindung dabei helfen, schwerwiegende Erkrankungen und Tod zu verhindern. Jedoch könnte der Einsatz von Doppler-Ultraschalluntersuchungen auch dazu führen, dass Maßnahmen wie ein Kaiserschnitt häufiger vorgenommen werden.

Welche Evidenz haben wir gefunden?

Wir suchten im März 2017 nach Evidenz. Wir fanden 19 Studien mit über 10.000 Frauen. In 18 dieser Studien wurde der Einsatz von Doppler-Ultraschalluntersuchungen der Nabelschnurarterie des ungeborenen Kindes mit keinem Doppler oder mit Kardiotokografie (CTG) verglichen. Eine neuere Studie verglich die Doppler-Untersuchung anderer fetaler Blutgefäße (Ductus venosus) mit einem digitalen CTG (Kurzzeitvariation).

Die Qualität der Evidenz aus den eingeschlossenen Studien wurde aufgrund unvollständiger Berichterstattung über Methoden und der Unsicherheit der Ergebnisse als moderat bis sehr niedrig eingestuft. Eine niedrige oder sehr niedrige Qualität der Evidenz bedeutet, dass zukünftige Forschungsarbeiten die Ergebnisse ändern könnten und wir uns bei ihnen nicht sicher sein können.

Die Ergebnisse zeigen, dass eine Doppler-Ultraschalluntersuchung der Nabelschnurarterie die Anzahl der Säuglinge, die sterben, verringern kann, und zu weniger Kaiserschnitten und Geburtseinleitungen führen kann. Es gab keine eindeutigen Unterschiede in der Anzahl der Totgeburten, der Geburten mit Zange oder Saugglocke oder der Neugeborenen mit einem niedrigen Apgar-Wert fünf Minuten nach der Geburt. Die Ergebnisse im Hinblick auf schwerwiegende Probleme beim Neugeborenen stimmten in den verschiedenen Studien nicht überein. Wenn die Entscheidung für eine Entbindung bei Säuglingen mit Wachstumsverzögerung auf der Grundlage später Veränderungen am Ductus venosus oder Auffälligkeiten im digitalen CTG gefällt wurde, schien das den Endpunkt der langfristigen Entwicklung (über zwei Jahre) zu verbessern.

Was bedeutet das?

Doppler-Ultraschall in Hochrisikoschwangerschaften scheint die Anzahl der Ungeborenen zu verringern, die sterben, und kann auch zu weniger geburtshilflichen Interventionen (Eingriffe in den natürlichen Geburtsverlauf) führen. Die Evidenz war jedoch nur von moderater bis sehr niedriger Qualität. Weitere Studien von hoher Qualität mit langfristiger Nachbeobachtung würden uns mehr Sicherheit verschaffen.

Anmerkungen zur Übersetzung: 

S. Schmidt-Wussow, freigegeben durch Cochrane Deutschland

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