Adjuvante Strahlentherapie nach radikaler Prostatektomie bei Prostatakarzinom

Chirurgische Entfernung der Prostata ist mit einer hohen Wahrscheinlichkeit heilbar, wenn Prostatakrebs auf die Prostata beschränkt ist. Hochrisikomerkmale (d.h. Krebs, der die Kapsel, die die Prostata umgibt durchbricht und sich in den nahegelegenen Samenblasen oder chirurgischen Absetzungsränder ausgebreitet hat) die während der Operation gefunden werden, erhöhen das Risiko eines Rezidivs. Krebsrezidive könnten sich durch abnorme Bluttest zeigen (erhöhte Prostata-spezifische Antigene (PSA)), lokales Rezidive an der Stelle der Prostata, oder Fernmetastasierung (am häufigsten an Knochen).

Strahlentherapie mit externen Röntgenstrahlen, die dorthin gerichtet werden, wo die Prostata im Becken war, könnte alle zurückgebliebenen Prostatakrebszellen abtöten und die Wahrscheinlichkeit für eine Heilung verbessern. Andererseits, kann es Probleme mit der Blase, dem Darm oder der Sexualfunktion verursachen. Bei einigen Männern kann es aussichtslos sein, wenn die Prostatakrebszellen sich bereits über das Becken hinaus verteilt haben. Dieser Review untersuchte, ob Strahlentherapie nach der Operation für Prostatakrebs mit diesen Hochrisikomerkmalen wirksam in der Verringerung des Risikos von Prostatakrebsrezidiv war, ob es die Lebenserwartung der Männer verbesserte, und welche Nebenwirkungen auftraten.

Eine Studie mit längerer Nachbeobachtung (mehr als 10 Jahre) zeigte verbessertes Überleben mit adjuvanter Strahlentherapie, aber diese Verbesserung bestand nach 5 Jahren Nachbeobachtung nicht mehr. Strahlentherapie reduzierte die Zahl der Männer, deren Krebs sich auf andere Teile des Körpers ausbreitete (Metastasen). Wir haben festgestellt, dass die Strahlentherapie die lokale Kontrolle des Krebs verbesserte und das Risiko für Krebsrezidive reduzierte. Strahlentherapie reduzierte die Zahl der Männer mit einem abnormalen PSA-Bluttest, aber die Bedeutung davon ist ungewiss. Strahlentherapie erhöhte auch das Risiko von Nebenwirkungen, (meist mild), die Blasen- und Darmfunktion betreffen.

Aus diesen Studien geht nicht klar hervor, ob es besser ist, Strahlentherapie sofort nach der Operation zu geben, wenn diese Hochrisikomerkmale vorhanden sind, oder ob es genauso gut ist eine Zeit lang beobachtend abzuwarten, und Strahlentherapie nur geben, wenn die PSA-Bluttest zu steigen beginnen. Dies ist Gegenstand laufender Studien. Strahlentherapie nach radikaler Prostatektomie sollte in Betracht gezogen werden, wenn ein Hochrisikomerkmale bestehen, aber der optimale Zeitpunkt ist unklar.

Schlussfolgerungen der Autoren: 

Die adjuvante ST nach RP verbessert das Gesamtüberleben und verringert das Risiko für Fernmetastasen, jedoch zeigen sich diese Effekte erst nach längerer Nachbeobachtung. Nach 5 und 10 Jahren verbessert sie die lokale Tumorkontrolle und reduziert das Risiko eines biochemischen Rezidivs, wobei letzterer Punkt kein klinischer Endpunkt ist. Mittel- oder schwergradige Akut- und Langzeittoxizitäten sind gering. Basierend auf einer eingeschränkten Datenlage ist das Risiko für eine Harnröhrenstriktur und Inkontinenz erhöht, die Lebensqualität jedoch nicht beeinträchtigt. Da die Mehrheit der Männer, die eine RP erhalten haben, eine höhere Lebenserwartung haben, sollte eine adjuvante ST vor allem bei Patienten mit Hochrisikokonstellation erwogen werden. Der optimale Zeitpunkt hierfür ist unklar.

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Hintergrund: 

Männer, die eine radikale Prostatektomie (RP) aufgrund eines Prostatakarzinoms erhalten haben, welches nicht die Lymphknoten befallen hat, sich aber über die Prostatakapsel in die Samenblasen oder chirurgischen Absetzungsränder erstreckt, haben ein erhöhtes Risiko für ein Rezidiv. Eine postoperative Strahlentherapie (ST) der Prostataloge könnte dieses Risiko reduzieren und zu einer Heilung beitragen.

Zielsetzungen: 

Die Wirkung der adjuvanten ST nach RP bei Männern mit Hochrisikokonstellation soll im Vergleich zur alleinigen RP evaluiert werden.

Suchstrategie: 

Wir durchsuchten das Cochrane Prostatic Diseases and Urological Cancers Specialised Register (bis 23.02.2011), das Cochrane Central Register of Controlled Trials, MEDLINE, EMBASE (01.1996 – 02.2011), das PDQ® (Physician Data Query) Register für laufende Studien (bis 02.11.2010), die Referenzlisten ausgewählter Studien und Reviews sowie per Handsuche relevante Kongressbeiträge.

Auswahlkriterien: 

Eingeschlossen wurden randomisierte kontrollierte Studien, die RP und adjuvante ST mit RP allein vergleichen.

Datensammlung und ‐analyse: 

Zwei Autoren untersuchten unabhängig voneinander die Studien auf ihre Einschlusskriterien und Bias und extrahierten Daten für die weitere Auswertung. Die Autoren der Studien wurden bei Fragen kontaktiert, um fehlende Informationen zu erhalten.

Hauptergebnisse: 

Es wurden 3 randomisierte kontrollierte Studien mit 1815 Männern eingeschlossen. Eine adjuvante ST nach RP hatte keinen Einfluss auf das Gesamtüberleben nach 5 Jahren (Risikodifferenz (RD) 0,00; 95% Konfidenzintervall (KI) -0,03 bis 0,03), zeigte jedoch ein verbessertes Überleben nach 10 Jahren (RD -0,11; 95% KI -0,20 bis -0,02). Eine adjuvante ST führte zu keiner Verbesserung der prostatakrebsspezifischen Mortalität nach 5 Jahren (RD -0,01, 95%KI -0,03 bis 0,00). Die adjuvante ST reduzierte nicht das Metastasierungsrisiko nach 5 Jahren (RD -0,00; 95% KI -0,04 bis 0,03), allerdings nach 10 Jahren (RD -0,11; 95% KI -0,20 bis -0,01). Es verbesserte die lokale Tumorkontrolle nach 5 und 10 Jahren (RD -0,10; 95% KI -0,13 bis -0,06 und RD -0,14; 95% KI -0,21 bis -0,07) und das biochemische progressionsfreie Überleben nach 5 und 10 Jahren (RD -0,16; 95% KI -0.21 bis -0.11 und RD -0,29; 95% KI -0,39 bis -0,19). Für das klinische krankheitsfreie Überleben lagen keine Daten vor. Adjuvante ST erhöhte gastrointestinale Akut- und Langzeittoxizitäten, Harnröhrenstrikturen (RD 0,05; 95% KI 0,01 bis 0,09) und Inkontinenz (RD 0,04; 95% KI 0,01 bis 0,08). Die erektile Dysfunktion war nicht erhöht und die Lebensqualität nicht verschlechtert, allerdings basieren dieses Auswertungen auf einer eingeschränkten Datenlage (RD 0,01; 95% CI -0,06 to -0,26).

Anmerkungen zur Übersetzung: 

S. Schmidt, Koordination durch Cochrane Schweiz.

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