Antivirale Behandlung zur Vorbeugung von Nervenschmerzen nach Gürtelrose (Post-Zoster-Neuralgie)

Fragestellung

Wir überprüften die Evidenz zu der Wirkung von antiviralen Medikamenten bei der Vorbeugung von Post-Zoster-Neuralgie (PZN).

Hintergrund

PZN ist eine schmerzhafte Erkrankung, die nach Gürtelrose (Herpes Zoster) an der selben Stelle des Ausschlags auftreten kann. Viele Menschen mit PZN machen die Erfahrung, dass Behandlungen nur wenig oder überhaupt nicht helfen. Der Fokus liegt daher nun darauf, die Entwicklung von PZN anzuhalten. Einige Personen haben vermutet, dass Medikamente, die sich gegen das Gürtelrose-auslösende Virus richten (antivirale Medikamente) und die zur Zeit des Ausschlags verabreicht werden, möglicherweise PZN vorbeugen könnten. Das Ziel dieses Reviews war, zu beurteilen, ob antivirale Medikamente in der Lage sind, PZN vorzubeugen.

Studienmerkmale

Wir identifizierten sechs klinische Studien, die unsere Kriterien zur Aufnahme in den Review erfüllten. Sie schlossen insgesamt 1319 Teilnehmer ein. Wir beschlossen, dass unser hauptsächliches Maß bezüglich der Wirkung der antiviralen Medikamente bei der Vorbeugung von PZN sein würde, ob sich PZN sechs Monate nach dem ersten Ausbruch von Gürtelrose entwickelt hat oder nicht (einige der Studien zu Aciclovir, die wir eingeschlossen haben, maßen PZN nach vier Monaten).

Hauptergebnisse und Qualität der Evidenz

Aciclovir, ein antivirales Medikament, wurde in fünf Studien (900 Teilnehmer) verwendet und war bei der Vorbeugung von PZN nicht besser als ein Placebo (Scheinmedikament). In der anderen Studie (419 Teilnehmer) war Famciclovir, ein anderes antivirales Medikament, nicht besser als Placebo bei der Vorbeugung von Schmerz nach der Heilung des Gürtelroseausschlags. Es gab keinen großen Unterschied bei der Anzahl der Nebenwirkungen zwischen Aciclovir und Famciclovir und der Anzahl bei Placebo. Die Studien hatten keine größeren Probleme in der Konzeption oder Durchführung, die an diesen Ergebnissen zweifeln ließen. Die meisten Berichte lieferten jedoch nicht genug Informationen, um jeden Aspekt vollständig zu bewerten. Wir schließen daraus, dass, laut Evidenz von hoher Qualität, oral verabreichtes Aciclovir nicht wirksam dabei ist, das Auftreten von PZN vorzubeugen und dass nicht ausreichend Evidenz zu anderen antiviralen Behandlungen vorliegt. Es bedarf weiterer gut konzipierter Studien mit einer größeren Anzahl von Teilnehmern zu Famciclovir oder anderen neuen antiviralen Wirkstoffen. Zukünftige Studien sollten den Fokus eher auf die Schwere der Schmerzen und die Lebensqualität der Teilnehmer richten. Außerdem sollten sie verschiedene Personengruppen, wie z.B. solche mit verminderter Immunität, einschließen.

Die Evidenz ist auf dem Stand von April 2013, dem letzten Zeitpunkt der Aktualisierung der Suche. Da neue Evidenz zu diesem Thema nur langsam aufkommt, haben wir die nächste Aktualisierung dieses Reviews für 2017 geplant.

Anmerkungen zur Übersetzung: 

A. Wenzel, freigegeben durch Cochrane Deutschland.

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