Kortikosteroide zur Vorbeugung schwerer Atemprobleme bei Neugeborenen nach einem Kaiserschnitt am Termin.

Worum geht es?

Bei Termingeborenen (in oder nach der 37. Schwangerschaftswoche), die vor Einsetzen der Wehen per geplantem (elektivem) Kaiserschnitt zur Welt kommen, ist die Wahrscheinlichkeit von Komplikationen bei der Atmung höher als bei vaginal geborenen Kindern. Die Verabreichung von Kortikosteroiden an die Mutter verringert nachweislich das Risiko von Atemproblemen bei Babys, die vor der 34. Schwangerschaftswoche geboren werden. Aber es ist unklar, ob diese auch nützlich sein könnten für Babys die durch einen Kaiserschnitt am Termin geboren werden.

Warum ist das wichtig?

Ein Kaiserschnitt erhöht das Risiko, dass ein Neugeborenes Atemprobleme entwickelt, wie beispielsweise eine schnelle Atmung in den ersten Tagen (bekannt als transiente Tachypnoe des Neugeborenen) und das schwerwiegendere Atemnotsyndrom (ANS). Die betroffenen Säuglinge müssen möglicherweise auf speziellen Stationen behandelt werden. Dieses Risiko nimmt von der 37. bis zur 39. Schwangerschaftswoche ab und kommt in diesem Stadium der Schwangerschaft selten vor. Die meisten Kaiserschnitte werden nach der 39. Schwangerschaftswoche durchgeführt, aber es gibt auch Fälle, in denen das Baby früher geboren werden muss. Ziel dieser Untersuchung war es, herauszufinden, ob Kortikosteroide vor einem Kaiserschnitt die Häufigkeit von Atemproblemen danach verringern können, ohne Probleme für die Mutter oder den Säugling zu verursachen.

Wie fanden und bewerteten wir die Evidenz?

Wir haben in der medizinischen Fachliteratur nach randomisierten, kontrollierten Studien gesucht, die unsere Kriterien für die Vertrauenswürdigkeit erfüllten und in denen die Wirkung von Kortikosteroiden mit einer Placebobehandlung (Scheinbehandlung) oder mit der üblichen Behandlung verglichen wurde. Wir haben unser Vertrauen in die Ergebnisse anhand von Faktoren wie der Anzahl der Studien, der Studienmethoden, der Anzahl der beteiligten Frauen und Babys, der Anzahl der Ereignisse und der Variabilität der Ergebnisse bewertet.

Welche Evidenz fanden wir?

Wir haben die Evidenz bis zum 20. Januar 2021 berücksichtigt. Wir schlossen eine Studie ein, an der 942 Frauen und 942 Säuglinge aus 10 britischen Krankenhäusern teilnahmen. Die Frauen in der Behandlungsgruppe erhielten zwei Dosen des Kortikosteroids Betamethason durch Injektion in den Muskel. Die Frauen der Kontrollgruppe erhielten die übliche Behandlung. Es wurden keine Verblindungsverfahren angewandt, so dass alle Frauen, Betreuenden und Forschenden wussten, wer Kortikosteroide und wer die übliche Behandlung erhielt.

Es ist ungewiss, ob Kortikosteroide das Risiko einer vorübergehenden Tachypnoe des Neugeborenen (ein leichtes Atemproblem) oder eines Atemnotsyndroms (d. h. schwerwiegende Atemprobleme) im Vergleich zur üblichen Behandlung verringern. Vorgeburtliche Kortikosteroide verringern wahrscheinlich das Risiko einer Einweisung in die neonatale Spezialpflege wegen Atemkomplikationen im Vergleich zur üblichen Pflege.

Es ist ungewiss, ob Kortikosteroide im Vergleich zur üblichen Behandlung einen Einfluss auf das Risiko haben, dass das Baby zusätzliche Atemunterstützung (mechanische Beatmung) benötigt. Es ist ungewiss, ob pränatale Kortikosteroide einen Einfluss auf Frauen haben, die innerhalb von 72 Stunden nach der Geburt eine Infektion oder hohes Fieber entwickeln (in der einen Studie, an der 942 Frauen teilnahmen, gab es keine Fälle).

Wir haben keine Evidenz zum Risiko einer Unterzuckerung des Neugeborenen oder auf das Risiko einer schweren Erkrankung, eines Todes oder einer Wundinfektion bei den Frauen gefunden.

Vertrauenswürdigkeit der Evidenz

Die Vertrauenswürdigkeit der eingeschlossenen randomisierten Studien war sehr gering bis moderat. Das bedeutet, dass wir nicht völlig sicher sein können, dass künftige Studien zu denselben Schlussfolgerungen hinsichtlich des Behandlungsnutzens für die Babys von Müttern kommen werden, die vor einem Kaiserschnitt am Termin eine Kortikosteroidbehandlung erhalten.

Was bedeutet das?

Das Risiko, wegen Atemproblemen auf eine Abteilung mit neonataler Spezialpflege für Neugeborene eingewiesen zu werden, war in einer Studie verringert. Es ist ungewiss, ob Kortikosteroide das Risiko einer vorübergehenden Tachypnoe des Neugeborenen (ein leichtes Atemproblem) oder eines Atemnotsyndroms (d. h. schwerwiegende Atemprobleme) im Vergleich zur üblichen Behandlung verringern. Weitere Studien sind erforderlich, um zu untersuchen, ob pränatale Kortikosteroide das Risiko schwerer Atemwegsprobleme (wie z. B. das Atemnotsyndrom) tatsächlich verringern. Künftige Studien müssen sicherstellen, dass sie mögliche kurz- und langfristige Schäden für Mutter und Kind nach einer Behandlung mit pränatalen Kortikosteroiden vor einem Kaiserschnitt am Termin bewerten. In weiteren Forschungsarbeiten könnte untersucht werden, ob der Nutzen oder Schaden einer pränatalen Kortikosteroidbehandlung vom Schwangerschaftsalter abhängt, in dem der geplante Kaiserschnitt durchgeführt wird.

Es gibt neun potenziell in Frage kommende Studien, die derzeit laufen und in künftige Aktualisierungen dieses Reviews einbezogen werden könnten.

Anmerkungen zur Übersetzung: 

S. A. Genier, A. Walther, freigegeben durch Cochrane Schweiz. Unterstützt von Fondation SANA (www.fondation-sana.ch).

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