Hintergrund
Wenn Personen mit dem Rauchen aufhören, erleben sie ein Verlangen zu Rauchen und unangenehme Stimmungsschwankungen. Partialagonisten am Nikotinrezeptor sollen diese Entzugserscheinungen, sowie den Genuss den sie normalerweise erleben, wenn sie rauchen reduzieren. Das am weitesten verbreitete Medikament in dieser Medikamentenklasse ist Varenicilin, welches weltweit als Hilfe zur Raucherentwöhnung verfügbar ist. Cytisin ist ein ähnliches Medikament, aber nur in zentral- und osteuropäischen Ländern verfügbar sowie durch den Internetverkauf.
Studienmerkmale
Wir suchten nach randomisierten kontrollierten Studien, die Varenicilin, Cytisin oder Dianiclin untersuchten. Wir fanden 39 Studien die Vareniclin mit Placebo, Bupropion oder Nikotinpflastern verglichen. Wir fanden auch vier Studien zu Cytisin, von denen eine es mit Nikotinersatztherapie verglich. Wir schlossen eine Studie zu Dianiclin ein, welches nicht länger in der Entwicklung und somit nicht als Entwöhnungshilfe verfügbar ist. Es wurden nur Studien eingeschlossen, die über die Ausstiegsraten bis mindestens sechs Monate nach dem Start der Behandlung berichteten. Wir bevorzugten die strengste verfügbare Definition von Ausstieg und die Ergebnisse, die biochemisch durch Blut- oder Körperflüssigkeitenanalysen bestätigt wurden. Wir führten Suchen bis Mai 2015 durch, haben jedoch auch mehrere wichtige Studien eingeschlossen, die nach diesem Datum veröffentlicht wurden.
Hauptergebnisse
Aus den Informationen, die wir gefunden haben (27 Studien, 12.625 Personen), hatte eine Standarddosis von Vareniclin, verglichen mit einem Placebo, eine mehr als doppelt so hohe Chance für einen Rauchstop. Geringe Dosen von Vareniclin (vier Studien, 1266 Personen) konnten die Wahrscheinlichkeit eines Rauchstops ungefähr verdoppeln und die Anzahl und Schwere von Nebenwirkungen reduzieren. Die Zahl der Personen, die das Rauchen mit Vareniclin aufgehört haben, war höher als mit Bupropion (fünf Studien, 5877 Studienteilnehmer) oder mit Nikotinersatztherapie (acht Studien, 6264 Studienteilnehmer). Basierend auf der bisherigen Evidenz errechneten wir, dass unter 11 Personen, die mit Vareniclin behandelt wurden eine Person mehr mit dem Rauchen aufhört, verglichen mit Rauchern die einen Ausstieg ohne Vareniclin versuchten.
Die am häufigsten aufgetretene Nebenwirkung von Vareniclin ist Übelkeit, welche allerdings meistens mild oder moderat ist und mit der Zeit vergeht. Personen die Vareniclin einnehmen scheinen eine rund 25% erhöhte Wahrscheinlichkeit für ernsthafte unerwünschte Ereignisse zu haben, wobei dies viele Ereignisse umfasst, die nicht mit der Behandlung verbunden sind. Wir bemerkten außerdem, dass am Ende der Studien mehr Personen der Kontrollgruppe die Studie abgebrochen hatten, als aus der Vareniclingruppe, was bedeuten könnte, dass Anzahl der erfassten unerwünschten Ereignisse in der Kontrollgruppe geringer ist als es tatsächlich der Fall war. Nachdem Vareniclin zur Nutzung zugelassen wurde, gab es Bedenken, dass die Einnahme mit einer Erhöhung von depressiven Verstimmungen, Agitationen oder suizidalen Gedanken oder Verhalten bei Rauchern assoziiert sein könnte. Die neueste Evidenz unterstützt eine Assoziation zwischen Vareniclin und diesen Störungen jedoch nicht, auch wenn Personen mit einer vergangenen oder aktuellen psychischen Erkrankung ein leicht erhöhtes Risiko haben könnten. Es gab außerdem Bedenken, dass Vareniclin bei Personen, die bereits ein erhöhtes Risiko für Herz- und Kreislaufprobleme haben, zu einer Erhöhung der Probleme führen könnte. Die derzeitig verfügbare Evidenz lässt unklar, ob dies durch die Einnahme von Vareniclin verursacht oder verstärkt wird. Diesbezüglich sollten wir klarere Ergebnisse bekommen, wenn eine weitere Studie im Laufe des Jahres publiziert wird.
Qualität der Evidenz
Die Studien zu Vareniclin waren generell von hoher Qualität und bieten eine Evidenz, die wir als verlässlich und solide einstufen. Wir bewerten die Qualität der Evidenz des Vergleichs von Vareniclin mit einer Nikotinersatztherapie als moderat (wir sind einigermaßen überzeugt von der Beständigkeit der Evidenz), da in manchen dieser Studien die Teilnehmer wussten, welche Behandlung sie bekamen (z.B. nicht-verblindete open-label Studien). Wir bewerteten die Qualität der Evidenz aus Studien zu Cytisin als niedrig (wir haben eingeschränktes Vertrauen in die Evidenz), da nur zwei Studien mit relativ kleinen Studienpopulationen vorliegen.
I.Nolle, freigegeben durch Cochrane Deutschland.