Chemotherapie zusätzlich nach Operation oder Strahlentherapie bei Patienten mit invasivem Blasenkrebs

Das übliche Vorgehen beim invasiven Blasenkrebs beinhaltet entweder eine Operation (um die Blase und das umliegende Gewebe zu entfernen) oder Strahlentherapie (um die Krebszellen zu zerstören). Dieser Review deutet darauf hin, dass 54 von 100 Patienten, die nach der Operation eine Chemotherapie erhalten hatte nach drei Jahren noch am Leben waren, im Vergleich zu 45 von 100 Patienten, die durch eine Operation alleine behandelt wurden. Obwohl diese Ergebnisse ermutigend sind, gibt es nicht genügend Studien oder Patienten um zu sagen, dass diese Ergebnisse absolut zuverlässig sind. Weitere randomisierte Studien sind erforderlich. Dieser Review sollte eine stärkere Beteiligung an laufenden randomisierten Studien fördern.

Schlussfolgerungen der Autoren: 

Diese Meta-Analyse basierend auf individuellen Patientendaten liefert die derzeit beste verfügbare Evidenz zur Rolle der adjuvanten Chemotherapie für Patienten mit muskelinvasivem Blasenkrebs. Derzeit ist die Evidenz jedoch unzureichend, um zuverlässige Behandlungsentscheidungen zu treffen. Diese Ergebnisse unterstreichen die dringende Notwendigkeit für weitere Forschung zum Einsatz der adjuvanten Chemotherapie. Die Ergebnisse von entsprechend großen randomisierten Studien, wie die laufende EORTC-30994-Studie, sind erforderlich, bevor endgültige Schlussfolgerungen gezogen werden können.

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Hintergrund: 

Trotz einer Reihe von randomisierten kontrollierten Studien besteht weiterhin Unklarheit darüber, ob adjuvante Chemotherapie das Überleben bei Patienten mit muskelinvasivem Blasenkrebs verbessert.

Zielsetzungen: 

Ziel dieses Reviews war es, die Wirksamkeit der adjuvanten Chemotherapie beim muskelinvasiven Blasenkrebs zu bewerten. Wir erstellten ein systematisches Review mit Meta-Analyse basierend auf aktualisierten individuellen Patientendaten aus allen verfügbaren randomisierten kontrollierten Studien. Wir untersuchten die lokale Therapie zusammen mit adjuvanter Chemotherapie im Vergleich zur gleichen lokalen Therapie alleine.

Suchstrategie: 

Die Suche in MEDLINE und Cancerlit wurde ergänzt durch Informationen aus Registern und Handsuchen in Kongressbeiträgen sowie durch Gespräche mit für dieses Thema relevanten Studienleitern und Organisationen. Die Suchen wurden bis September 2004 regelmäßig aktualisiert.

Auswahlkriterien: 

Wir schlossen randomisierte Studien ein, welche Patienten mit histologisch gesichertem Nachweis eines muskelinvasiven Transitionalzellkarzinoms der Harnblase (z. B. klinisches Stadium T2-T4a) mit oder ohne lokaler adjuvanter Chemotherapie behandelten.

Datensammlung und ‐analyse: 

Wir sammelten, validierten und reanalysierten Daten von allen randomisierten Patienten aus allen verfügbaren randomisierten Studien, insgesamt 491 Patienten aus 6 RCTs. Für alle Endpunkte berechneten wir gepoolte Hazard Ratios (HRs) mittels des Fixed-Effect Modells. Um die mögliche Auswirkung des Studiendesigns auf den Behandlungseffekt festzustellen, haben wir a priori Studien nach Designaspekten gruppiert und analysiert. Für den primären Endpunkt Überleben verwendeten wir eine stratifizierte Logrank-Analyse, um jegliche Effektunterschiede in vordefinierten Patientensubgruppen zu untersuchen.

Hauptergebnisse: 

Die Analysen basieren auf 491 Patienten aus sechs RCTs, welche 90% der Patienten, die in Chemotherapie-Studien mit Cisplatin-basierten Kombination randomisiert wurden, und 66% der Patienten aus allen relevanten Studien repräsentieren. Die Power dieser Meta-Analyse ist eindeutig begrenzt. Die Gesamt-HR für das Überleben von 0,75 (95%-Konfidenzintervall von 0,60 bis 0,96, p = 0,019) deutet auf eine 25 prozentige relative Reduktion des Todesrisikos für die Chemotherapiegruppe im Vergleich zur Kontrollgruppe hin. Die Cox-Regression deutet darauf hin, dass kleine Ungleichgewichte in den Patienteneigenschaften nicht die Ergebnisse zugunsten der Chemotherapie verzerren. Allerdings ist die Auswirkung von Studien, die frühzeitig beendet wurden, für Patienten, die nicht die zugeteilte Behandlungen oder keine Salvage-Chemotherapie erhielten, weniger klar.

Anmerkungen zur Übersetzung: 

S. Schmidt, freigegeben durch Cochrane Deutschland.

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