Konfektionierte Kronen zur Versorgung kariöser Milchbackenzähne bei Kindern

Hintergrund

Um eine weitere Schädigung kariöser oder missgebildeter Milchmahlzähne zu verhindern und deren Funktion wiederherzustellen, verwenden Zahnärzte normalerweise Füllungen (verformbares Füllmaterial, das in das Loch im Zahn eingebracht wird und dort aushärtet). So wird die ursprüngliche Form des Zahns wiederhergestellt. Alternativ kann eine Krone auf dem Zahn angebracht werden. Dafür ist in der Regel eine Injektion in das Zahnfleisch nötig, um den Zahn zu betäuben bevor er abgeschliffen wird (konventionelle Technik). Diese Kronen sind konfektioniert (d.h. vorgefertigt), in einer Vielzahl von Größen erhältlich und können metallfarben oder weiß sein. Es wird die Größe gewählt, die auf den abgeschliffenen Zahn passt. Eine alternative Methode zur Anbringung einer Krone aus Metall ist die Hall-Technik. Dabei ist weder eine Injektion noch ein Abschleifen des Zahns notwendig, da die Krone einfach auf den Zahn aufgesetzt wird. Spezialisten für Kinderzahnheilkunde empfehlen konfektionierte Kronen zur Versorgung von Milchbackenzähnen (Molaren) im Falle eines moderaten bis fortgeschrittenen Kariesbefalls, wenn entwicklungsbedingte Missbildungen des Zahnschmelzes vorliegen oder eine Wurzelbehandlung durchgeführt wurde.

Fragestellung

Dieser Cochrane Review ging der Frage nach, ob Zahnkronen die bessere Option als andere Methoden der Versorgung kariöser Milchzähne bei Kindern sind, um „stärkere Beschwerden“ (ein Endpunkt, der Aspekte wie Zahnschmerzen und Zahnabszesse umfasst), Schmerzen während der Behandlung und weiteren Schaden zu mindern und die Zufriedenheit mit der Behandlung zu erhöhen. Eine weitere Frage war, ob metallfarbene oder weiße Kronen besser geeignet sind und ob eine neue Methode zum Einsetzen einer Krone, die so genannte Hall-Technik, bessere Ergebnisse erzielt als die konventionelle Technik. Dies ist die Aktualisierung eines 2007 veröffentlichten Reviews.

Studienmerkmale

Für diesen Review durchsuchten wir medizinische und zahnärztliche Quellen nach Studien, die bis zum 21. Januar 2015 veröffentlicht wurden. Dabei wurden fünf relevante Studien gefunden. Bei allen Studien war das Risiko für Bias hoch, da die Teilnehmer wussten, welche Behandlung sie erhielten, wie auch die behandelnden Ärzte.

In vier Studien wurden Kronen mit Füllungen verglichen. Zwei Studien zogen einen Vergleich zwischen Metallkronen, die nach der konventionellen Technik eingesetzt wurden, und Füllungen. In zwei weiteren Studien wurden Metallkronen, die nach der Hall-Technik angebracht wurden, mit Füllungen verglichen. In einer der Studien wurde die Hall-Technik darüber hinaus mit einer „nicht wiederherstellenden Kariesbehandlung“ verglichen (keine Versorgung mit einer Füllung oder Krone, sondern Offenlassen des Hohlraums im Zahn, um die Reinigung mit einer Zahnbürste zu ermöglichen, Versiegelung mit einem Fluoridlack und Aufforderung zum Zähneputzen). In der letzten Studie wurden Kronen aus zwei verschiedenen Materialien verglichen (rostfreier Stahl versus rostfreier Stahl mit weißem Überzug). In diesem Review betrachteten wir die Auswirkungen der verschiedenen Behandlungen zum Behandlungszeitpunkt oder innerhalb von 24 Stunden nach der Behandlung, auf kurze Sicht (weniger als 12 Monate) und auf lange Sicht (12 bis 48 Monate).

Hauptergebnisse

Bei Zähnen, die mit konfektionierten Kronen versorgt werden, besteht langfristig ein geringeres Risiko für Beschwerden (z.B. einen Abszess) oder Schmerzen als bei Füllungen. Kronen, die mit Hilfe der Hall-Technik eingesetzt werden (keine Infektion und kein Abschleifen des Zahns) führten zu einer angenehmeren Behandlung als Füllungen. Durch Kronen könnte ein höheres Risiko für Zahnfleischbluten bedingt sein, doch dieses Ergebnis war nicht eindeutig. Nur in einer kleinen Studie wurden Kronen mit einer nicht wiederherstellenden Kariesbehandlung verglichen, in einer weiteren kleinen Studie wurde ein Vergleich zwischen metallfarbenen und weißen Kronen gezogen. Aus beiden Studien konnten wir keine verlässlichen Schlussfolgerungen ableiten. Einige der Endpunkte, die für uns von Interesse waren, wurden in keiner der Studien untersucht: Diese umfassten die Zeit bis zur erneuten Schädigung des Zahnes oder bis eine erneute Behandlung nötig wurde, die Patientenzufriedenheit sowie die Kosten.

Qualität der Evidenz

Es liegt Evidenz moderater Qualität vor, dass Kronen die effektivere Behandlung für die Versorgung von kariösen Milchbackenzähnen darstellen als Füllungen. Wir fanden ebenfalls Evidenz moderater Qualität, dass Kronen, die mit Hilfe der Hall-Technik eingesetzt wurden, mit geringerem Risiko Abszesse und Schmerzen verursachen als Füllungen. Die Evidenz zum Vergleich zwischen konfektionierten Kronen und einer nicht wiederherstellenden Kariesbehandlung und zwischen konfektionierten, metallfarbenen Kronen und konfektionierten, weißen Kronen ist von sehr niedriger Qualität, wir können also keine Aussage dazu treffen.

Schlussfolgerung der Autoren

Durch Kronen, die auf Milchbackenzähnen mit Kariesbefall oder nach einer erfolgten Wurzelbehandlung aufgebracht werden, besteht langfristig ein geringeres Risiko für stärkere Beschwerden oder Schmerzen im Vergleich zur Versorgung mit Füllungen. Kronen, die mit Hilfe der Hall-Technik eingesetzt werden, könnten zu einer angenehmeren Behandlung führen als die Versorgung mit Füllungen.

Anmerkungen zur Übersetzung: 

I. Noack, freigegeben durch Cochrane Schweiz.

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