Manuelle Lymphdrainage zur Behandlung eines Lymphödems nach Brustkrebstherapie

Hintergrund

Mehr als jede fünfte Brustkrebspatientin entwickelt ein durch den Brustkrebs bedingtes Lymphödem (im Folgenden als BLÖ abgekürzt). Beim BLÖ handelt es sich um eine durch eine Brustkrebsoperation und/oder Strahlentherapie hervorgerufene Schwellung, die im Arm, in der Brust oder in der Brustwand auftreten kann. Ein BLÖ kann sich negativ auf das Wohlbefinden, die Funktionsfähigkeit und die Lebensqualität auswirken.

Manuelle Lymphdrainage (MLD) ist eine durch die Hände des Therapeuten („hands-on“) ausgeführte Therapie, die häufig zur Behandlung des BLÖ und oftmals als Teil einer komplexen physikalischen Entstauungstherapie (KPE) eingesetzt wird. Die KPE beinhaltet MLD, eine Behandlung mit Kompressionsverbänden, lymphabflussfördernde Übungen und Hautpflege.

Review-Frage

Ist MLD unbedenklich und effektiv zur Behandlung des BLÖ?

Studienmerkmale

Wir fanden sechs bis Mai 2013 publizierte Studien mit insgesamt 208 Teilnehmerinnen.

Hauptergebnisse

Wenn Frauen eine intensive Behandlung mit Kompressionsverbänden erhielten, verringerte sich ihre Schwellung um ungefähr 30% bis 37%. Wenn die intensive Behandlung mit Kompressionsverbänden durch MLD ergänzt wurde, reduzierte sich ihre Schwellung um weitere 7,11%. Demnach könnte MLD als ergänzende Maßnahme zur Behandlung mit Kompressionsverbänden einen vorteiligen Nutzen bieten.

Bei genauerer Untersuchung dieses Ergebnisses wurde deutlich, dass der bedeutsame Nutzen der Verringerung (der Schwellung) bei Teilnehmerinnen mit gering bis mittelgradig ausgeprägtem Lymphödem im Vergleich zu Teilnehmerinnen mit mittelgradig bis schwer ausgeprägtem Lymphödem beobachtet wurde. Deshalb weisen unsere Ergebnisse darauf hin, dass Menschen mit gering bis mittelgradig ausgeprägten BLÖ diejenigen sein könnten, die von der Ergänzung einer Phase intensiver Behandlung mit Kompressionsverbänden durch MLD profitieren. Dieses Ergebnis muss jedoch durch weitere Forschung bestätigt werden.

Beim Vergleich von Frauen, die einen handelsüblichen elastischen Kompressionsstrumpf und MLD erhielten mit Frauen, die einen handelsüblichen elastischen Kompressionsstrumpf und eine Behandlung ohne MLD erhielten, waren die Ergebnisse uneinheitlich (manchmal zugunsten der MLD und manchmal zugunsten keiner der Behandlungen).

Die Nachuntersuchung nach einem Jahr deutet darauf hin, dass die Schwellung, sobald eine Verringerung erreicht war, vor allem dann gering gehalten werden konnte, wenn die Teilnehmerinnen weiterhin einen maßgefertigten Strumpf trugen.

MLD ist unbedenklich und gut verträglich.

Bezüglich der Funktionsfähigkeit (Bewegungsausmaß) waren die Ergebnisse widersprüchlich, da eine Studie einen Nutzen zeigte und die andere nicht. Zwei Studien erhoben die Lebensqualität, aber keine von ihnen präsentierte Ergebnisse des Vergleichs zwischen der Behandlungs- und Kontrollgruppe, sodass die Ergebnisse unschlüssig sind.

Keine Studie untersuchte die Kosten der Behandlung.

Qualität der Evidenz (des wissenschaftlichen Belegs)

Die Studien waren mit 24 bis 45 Teilnehmerinnen klein. In den meisten Studien schienen die Teilnehmerinnen angemessen randomisiert (den Gruppen zufällig zugeteilt) worden zu sein. In vier Studien jedoch wusste die Person, die die Schwellung maß, welche Behandlung die Teilnehmerinnen erhielten, und dies könnte die Ergebnisse verzerrt (verfälscht) haben.

Anmerkungen zur Übersetzung: 

T. Bossmann, M. Lohkamp, Koordination durch Cochrane Schweiz

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