Blutdrucksenkende Arzneimitteltherapie bei leichter bis mittelschwerer Hypertonie während der Schwangerschaft

Worum geht es?

Ziel dieses Review war es, den Nutzen und die unerwünschten Wirkungen von blutdrucksenkenden Medikamenten (Antihypertensiva) für schwangere Frauen mit leichter bis mittelschwerer Hypertonie (Bluthochdruck) zu ermitteln. Das andere Ziel bestand darin, den Nutzen und die unerwünschten Wirkungen dieser Medikamente für ihre Säuglinge zu bewerten.

Warum ist das wichtig?

Während der Schwangerschaft hat eine von 10 Frauen Blutdruckwerte, die über dem Normalwert liegen. Bei einigen Frauen bleibt der Blutdruck leicht erhöht (sogenannter "leichter bis mittelschwerer Bluthochdruck"), ohne dass es zu Komplikationen kommt. Einige dieser Frauen entwickeln im weiteren Verlauf einen sehr hohen Blutdruck. Ein sehr hoher Blutdruck kann zu einem medizinischen Notfall führen, wenn er die Organe der Frau beeinträchtigt (z. B. die Leber oder das Gehirn in Form eines Schlaganfalls). Außerdem kann er das Wachstum und die Gesundheit des Babys ernsthaft beeinträchtigen.

Blutdrucksenkende Medikamente werden zur Behandlung von leichtem bis mittelschwerem Bluthochdruck eingesetzt in der Annahme, dass diese Behandlung einen weiteren Anstieg des Blutdrucks verhindert. Im Laufe der Jahre widersprachen sich die Informationen aus qualitativ gut durchgeführten wissenschaftlichen Studien, so dass wir nicht sicher sein können, ob eine medikamentöse Behandlung sinnvoll ist.

Welche Evidenz fanden wir?

Bei diesem Cochrane-Review handelt es sich um die Aktualisierung eines Reviews, welcher im Jahre 2001 erstmals veröffentlich und in den Jahren 2007 und 2014 aktualisiert wurde. Wir suchten im September 2017 nach randomisierten kontrollierten Studien und dieser Review umfasst nun Daten aus 58 Studien mit mehr als 5900 Frauen. Insgesamt 31 Studien mit 3485 Frauen beurteilten eine Reihe verschiedener blutdrucksenkender Medikamente im Vergleich mit einem Placebo oder keiner Behandlung. Es gab weitere 29 Studien mit 2774 Frauen, die den Vergleich von einem blutdrucksenkenden Medikament mit einem anderen beurteilten.

Es gab Evidenz dafür, dass sich durch die Behandlung mit blutdrucksenkenden Medikamenten bei schwangeren Frauen mit mittelschwerem Blutdruck die Anzahl der Frauen, die schweren Bluthochdruck entwickelten, wahrscheinlich halbierte (20 Studien, 2558 Frauen). Allerdings hatten blutdrucksenkende Medikamente wahrscheinlich nur einen geringen oder gar keinen Einfluss auf das Risiko, dass das Baby stirbt (29 Studien, 3365 Frauen) und es liegen keine ausreichenden Daten über Todesfälle bei der Mutter vor, um beurteilen zu können, ob dieses Risiko gesenkt wird (fünf Studien, 525 Frauen).

Der Einsatz von blutdrucksenkenden Medikamenten hat möglicherweise nur einen geringen oder gar keinen Einfluss auf die Zahl der Frauen, die eine Präeklampsie entwickeln (23 Studien, 2851 Frauen), oder auf die Zahl der Frauen, die aufgrund von Nebenwirkungen das Medikament wechseln mussten (16 Studien, 1503 Frauen).

Wir fanden keinen Unterschied in der Anzahl der zu früh geborenen Säuglinge, d. h. vor der 37. Woche (15 Studien, 2141 Frauen). Auch bei der Anzahl der Säuglinge, die für ihr Gestationsalter zu klein geboren wurden, gab es keinen Unterschied (21 Studien, 2686 Babys).

Die Qualität der Evidenz war größtenteils moderat (für Präeklampsie war sie jedoch niedrig). Dies ist auf eine Reihe kleiner Studien und auf Probleme bei der Durchführung der Studien zurückzuführen.

Die vorliegende Evidenz reicht noch nicht aus um nachzuweisen, dass es ein blutdrucksenkendes Medikament gibt, das besser wirkt als ein anderes. Allerdings scheinen Betablocker und Kalziumkanalblocker zur Blutdruckkontrolle besser geeignet zu sein als die alternativen Medikamente.

Was bedeutet das?

Weitere Untersuchungen sind erforderlich, um die tatsächliche Wirkung blutdrucksenkender Medikamente bei Müttern und ihren Säuglingen zu bestätigen und das für die Behandlung beste Medikament zu ermitteln.

Anmerkungen zur Übersetzung: 

S.Laquai, freigegeben durch Cochrane Deutschland

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