Postexpositionsprophylaktische Impfung zur Vorbeugung gegen Varizellen (Windpocken)

Fragestellung

In diesem Review wurde untersucht, wie nützlich die Windpocken-Impfung zur Vorbeugung gegen Windpocken ist, wenn sie Kindern oder Erwachsenen verabreicht wird, die nie geimpft wurden und nie Windpocken hatten, die aber die Impfung kurze Zeit nach dem Kontakt mit einer mit Windpocken infizierten Person erhalten. Windpocken sind eine hochansteckende Infektionskrankheit, deren Symptome ein ausgedehnter blasenförmiger Hautausschlag, Fieber und allgemeines Unwohlsein sind. Wir fanden drei Studien mit 110 gesunden Kindern, bei denen es sich um Geschwister von erkrankten Kindern handelte.

Hintergrund

Zwar sind die meisten Fälle von Windpocken harmlos, dennoch gibt es in mindestens 1 % der Fälle Komplikationen wie sekundäre bakterielle Infektionen, neurologische Komplikationen und sonstige Probleme, die normalerweise zur Aufnahme ins Krankenhaus führen. Der Virus, der die Windpocken verursacht, verbleibt nach der Infektion im Ruhezustand in sensorischen Nervenwurzeln und kann sich zu einem späteren Zeitpunkt im Leben wieder als schmerzhafter blasenförmiger Ausschlag äußern, der auch als Herpes Zoster oder Gürtelrose bekannt ist.

Windpocken kann durch Impfung mit einem abgeschwächten Varizellen-Lebendimpfstoff vorgebeugt werden. In vielen Ländern wurden jedoch noch keine bevölkerungsweiten Routine-Impfprogramme eingeführt und der Kontakt mit Windpocken ist nach wie vor weit verbreitet. Auch in Bevölkerungen mit hoher Impfrate können Windpocken ausbrechen, insbesondere im Umfeld von Kinderbetreuung und Schule.

Hauptergebnisse

Die Frage, wie eine Erkrankung an Windpocken bei Erwachsenen oder Kindern, die mit einer an Windpocken erkrankten Person Kontakt hatten, verhindert werden kann, gab Anlass zur Durchführung von Versuchen mit Varizellen-Impfstoffen. In diesem Review wurden Studien untersucht, die bis März 2014 veröffentlicht wurden. Es wurden drei verschiedene Studien gefunden, die die Alltagswirksamkeit einer Windpockenimpfung als Postexpositionsprophylaxe für nicht immune Kinder, die als Geschwister von Kindern mit Windpocken in der Familie dem Virus ausgesetzt waren, im Vergleich zu einem Placebo untersuchten. Insgesamt 13 von 56 (18 %) der geimpften Personen bekamen die Windpocken, im Vergleich zu 42 von 54 (78 %) Personen, die das Placebo (oder keine Impfung) erhielten. Diese Studien sprechen dafür, ein Kind gegen Windpocken zu impfen, besonders wenn dies binnen drei Tagen nach dem Kontakt mit einem Windpockenfall geschieht. Zwar kann in manchen Fällen noch eine milde Form der Windpocken auftreten, es ist jedoch wahrscheinlich, dass die Impfung mäßige bis schwere Fälle von Windpocken verhindert.

Qualität der Evidenz

Die Anzahl der Teilnehmer an diesen drei Versuchen war gering, was die Aussagefähigkeit dieses Reviews einschränkt. Die betrachteten Studien waren von unterschiedlicher Qualität, wodurch den Ergebnissen nur bedingt vertraut werden kann. Versuche dieser Art wurden nicht an Erwachsenen durchgeführt, wobei keine der Studien über unerwünschte Ereignisse nach der Impfung wie Fieber oder Reaktionen an der Einstichstelle berichtete.

Anmerkungen zur Übersetzung: 

Koordination durch Cochrane Schweiz

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