Wasserfluoridierung zur Vorbeugung von Zahnkaries

Hintergrund

Zahnfäulnis (Karies) ist ein weltweites Problem, welches einen grossen Teil der Erwachsenen und Kinder betrifft. Unbehandelte Zahnkaries kann Schmerzen verursachen und dazu führen, dass Zähne entfernt werden müssen. In vielen Gegenden der Welt werden Zahnkaries seltener. Allerdings tritt sie insbesondere bei Kinder aus ärmeren Verhältnissen immer noch gehäuft auf. Fluorid ist ein Mineral, welches Zahnkaries vorbeugt. Es kommt in unterschiedlichem Maße natürlich im Wasser vor. Fluorid kann auch dem Wasser zugesetzt werden, um Zahnkaries vorzubeugen. Fluorid ist in den meisten Zahnpasten enthalten und wird auch in Form von Mundwasser, Zahnlack und Gels angeboten. Wenn Kinder während der Bildung der bleibenden Zähnen zu viel Fluorid aufnehmen, dann können sich Flecken auf den Zähnen bilden. Das nennt man Zahnfluorose. Meistens ist Fluorose nur sehr leicht ausgeprägt. Die blass-weisslichen Linien oder Streifen sind nur für Zahnärzte und unter guter Beleuchtung sichtbar. Eine stärker ausgeprägte Fluorose ist seltener. Diese kann aber bei den Betroffenen Besorgnis um das Aussehen ihrer Zähne wecken.

Reviewfrage

Wir haben diesen Review durchgeführt, um die Wirksamkeit von Fluorid (als Zusatz oder natürlich vorkommend) auf die Prävention von Zahnkaries und Zahnflecken (Zahnfluorose) zu bestimmen.

Studienmerkmale

Wir haben 20 Studien eingeschlossen, die die Wirkung von fluoridiertem Wasser auf Zahnkaries angeschaut haben, sowie 135 Studien, die die Wirkung von fluoridiertem Wasser auf Zahnfluorose untersucht haben. Diese Evidenz ist auf dem Stand vom 19. Februar 2015.

Neunzehn Studien haben die Auswirkungen der Einführung eines Wasserfluoridierungssystems untersucht. Sie haben Zahnkaries in zwei Gemeinden verglichen, als die Fluoridierung in einer der Gemeinde eingeführt wurde. Nach mehreren Jahren wurde eine zweite Befragung durchgeführt, um besser zu verstehen, welche Wirkung diese hatte. Rund 70% dieser Studien wurden vor 1975 durchgeführt. Es gab auch neuere Studien, welche Gemeinden mit und ohne Fluoridierung verglichen. Wir haben letztere von unserem Review ausgeschlossen, weil sie keine Befragung gemacht haben über das Vorkommen von Zahnkaries während der Zeit, als die Fluoridierung angefangen wurde. Sie waren daher nicht in der Lage, Auskunft über Änderungen in der Häufigkeit von Zahnkaries zu geben. Wir haben auch eine Studie untersucht, die die Häufigkeit von Zahnkaries in zwei Regionen mit Fluoridierung verglichen haben, bevor die Fluoridierung in einer der Regionen aufgehört wurde. Nach mehreren Jahren wurde eine zweite Befragung durchgeführt, um zu sehen, ob sie zu Unterschieden führte.

Ungefähr 73% der Zahnfluorose-Studien wurden an Orten durchgeführt mit natürlich vorkommendem - nicht zugesetztem - Fluor im Wasser. Einige hatten Konzentrationen von bis zu 5 Teilen pro Million (ppm).

Hauptergebnisse

Unser Review fand, dass die Fluoridierung von Trinkwasser effektiv beim Reduzieren von Zahnkaries bei Kindern ist. Die Einführung von Wasserfluoridierung führte bei Kindern zu einer 35%igen Verminderung in kariösen, fehlenden oder gefüllten Milchzähnen und zu einer 26%igen Verminderung in kariösen, fehlenden oder gefüllten bleibenden Zähnen. Wir fanden auch, dass die Fluoridierung zu einem 15%igen Anstieg in der Anzahl Kinder ohne Zerfall in ihre Milchzähne sowie zu einem 14%igen Anstieg bei Kindern ohne Zerfall in ihrer bleibenden Zähne führte. Diese Resultate beruhen mehrheitlich auf alten Studien, welche womöglich nicht direkt auf heutige Verhältnisse übertragbar sind.

In den "Vorher-Nachher-Studien", die wir vorgefunden haben, fanden wir keine Vorteile von fluoridiertem Wasser für Erwachsene.

Es gab keine ausreichende Informationen über Auswirkungen der Beendigung von Wasser-Fluoridierungsprogrammen.

Wir haben nicht genügend Informationen gefunden, um festzustellen, ob die Fluoridierung die Häufigkeitsunterschiede von Karies zwischen Kindern aus ärmeren und wohlhabenderen Verhältnissen vermindert.

Insgesamt deuten die Resultate der Studien darauf hin, dass in Gegenden mit einem Wasserfluorid-Level von 0.7 ppm eine Chance von ungefähr 12% vorliegt, dass Fälle von Fluorose auftreten, welche bei den Betroffenen Besorgnis über das Aussehen ihrer Zähne auslösen kann.

Qualität der Evidenz

Wir haben alle Studien hinsichtlich der Qualität der verwendeten Methoden und der Gründlichkeit der Resultatberichte untersucht. In den allermeisten Studien (97%) hatten wir Bedenken entweder bezüglich den verwendeten Methoden oder der Berichterstattung über die Ergebnisse. Viele Studien berücksichtigten zum Beispiel nicht alle Faktoren, die das Risiko von Kindern beeinflussen können, Zahnkaries oder Zahnfluorose zu entwickeln. Die Studienergebnisse wiesen erhebliche Unterschiede auf, wobei zudem viele aus der Zeit vor der Einführung der Fluoridzahnpasta stammten. Daher können die Berichte zur Größe der gezeigten Effekte von Wasserfluoridierung, oder zur Auftrittshäufigkeit der Zahnfluorose bei verschiedenen Konzentrationen von Fluorid, kaum zum Nennwert genommen werden.

Anmerkungen zur Übersetzung: 

Freigegeben durch Cochrane Schweiz.

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