Geräte zur Verhinderung von Stichverletzungen durch Nadeln bei medizinischem Personal

Was ist das Ziel dieses Reviews?

Personal im Gesundheitswesen verwendet Nadeln, Spritzen und andere Instrumente, um Blut von Patienten abzunehmen und Medikamente zu injizieren, welche in flüssiger Form vorliegen. Manchmal kommt das Personal unbeabsichtigt mit dem spitzen Ende dieser Instrumente in Kontakt. Ist dies der Fall, spricht man von einer Nadelstichverletzung (NSV). Diese setzen Arbeitskräfte im Gesundheitswesen der Gefahr von schweren Infektionen wie Hepatitis  oder dem humanen Immundefizienz-Virus (HIV) aus. Sicherheitsvorrichtungen wie Schutzschilder oder einziehbare Nadeln können diesen Verletzungen vorbeugen. Wir suchten in mehreren Datenbanken nach randomisierten (RCTs) und nicht-randomisierten Studien (NRS), welche diese Vorrichtungen untersucht haben.

Hauptaussagen

Die Evidenz zu Sicherheitsvorrichtungen zur Verhinderung von NSV ist von niedriger Qualität und uneinheitlich. Der Mangel an einer starken und einheitlichen hilfreichen Wirkung könnte durch Bias entstanden sein. Dies bedeutet nicht, dass diese Vorrichtungen nicht wirksam sind. Das Risiko einer Blutkontamination könnte möglicherweise größer sein.

Weitere hochwertige experimentelle Studien mit Gruppen von Personal im Gesundheitswesen werden gebraucht, um die Wirksamkeit und das Kosten-Nutzen-Verhältnis der unterschiedlichen Typen von Sicherheitsvorrichtungen für NSV zu vergleichen, speziell in Ländern wo sowohl NSV als auch durch Blut übertragbare Infektionen häufig auftreten.

Was wurde in diesem Review untersucht?

Wir schlossen acht RCTs und 16 NRS ein. Diese Studien bewerteten die Sicherheit von Systemen zur Blutentnahme und zur intravenösen (IV) Verabreichung, Systeme zur Injektion, sowie Verwendung von mehreren Vorrichtungen, Nadelabwurfbehältern und Gesetzgebung. Wir schätzten, dass die Rate an NSV ohne Intervention zwischen einer und fünf NSV pro 1000 Mitarbeitern pro Jahr liegt. Das Risiko für Bias war in 20 von 24 Studien hoch.

Was sind die wesentlichen Ergebnisse dieses Reviews?

Für sichere Blutentnahmesysteme fand eine RCT Evidenz von sehr niedriger Qualität, dass sie keine erhebliche Wirkung haben und eine NRS fand Evidenz von ebenfalls sehr niedriger Qualität für eine erhebliche Reduktion von NSV. Eine weitere NRS verwendete eine veraltete Schutzkappe.

Für sichere intravenöse Geräte gab es Evidenz von sehr niedriger Qualität, dass NSV in zwei NRS zurückgingen. Dies wurde jedoch nicht in einer RCT und auch nicht in einer weiteren NRS gefunden. Allerdings fanden vier weitere RCTs Evidenz von moderater Qualität, dass Geräte, die eingeschaltet werden mussten, die Anzahl der Blutspritzer erhöhten. Die zwei RCTs, in denen die Sicherheitsvorrichtungen automatisch eingeschaltet wurden, zeigten keine Änderung der Menge der Blutspritzer (Evidenz von niedriger Qualität). Eine andere RCT zeigte eine Abnahme der Ereignisse, bei denen Blut mit diesen Geräten ungewollt austrat (Evidenz von niedriger Qualität).

Für sichere Injektionsgeräte gab es Evidenz von sehr niedriger Qualität in einer RCT und einer NRS, dass die Rate an NSV zurückging. Jedoch fand eine weitere NRS mit Evidenz von niedriger Qualität keinen Unterschied in der Rate der NSV zwischen Injektionsgeräten mit aktiven und passiven Sicherheitsvorrichtungen.

Für die Einführung von mehreren Sicherheitsvorrichtungen auf einmal lieferten drei NRS Evidenz von sehr niedriger Qualität, die widersprüchliche Wirkungen zeigte. Eine NRS zeigte einen Rückgang der Rate an NSV, zwei weitere Studien zeigten jedoch keinen Unterschied.

Für die Verwendung von Sicherheitscontainern gab es Evidenz von sehr niedriger Qualität zu widersprüchlichen Wirkungen aus drei NRS. Eine NRS zeigte einen Rückgang von NSV, allerdings zeigten zwei weitere Studien widersprüchliche Ergebnisse.

Für die Einführung von Rechtsvorschriften über die Sicherheitsvorrichtungen der Geräte gab es Evidenz von niedriger bis moderater Qualität aus zwei NRS, die eine Reduktion der NSV zeigten.

Wie aktuell ist dieser Review?

Wir suchten nach Studien, die bis zum 11. November 2016 veröffentlicht wurden.

Anmerkungen zur Übersetzung: 

H. Schilling, freigegeben durch Cochrane Deutschland

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