Maßnahmen zur Vorbeugung von Delir bei älteren Patienten in Langzeitpflegeeinrichtungen

Fragestellung

Wie wirksam sind Behandlungen zur Vorbeugung von Delir bei älteren Menschen in Langzeitpflegeeinrichtungen?

Hintergrund

Zu den sogenannten Langzeitpflegeeinrichtungen gehören Seniorenheime, in denen Körperpflege, Überwachung der Medikamenteneinnahme und Hilfe bei täglichen Verrichtungen angeboten werden, sowie Pflegeheime, in denen die Patienten rund um die Uhr pflegerisch versorgt werden. Das Delirium ist eine häufige und schwerwiegende Erkrankung bei älteren Menschen in Langzeitpflegeeinrichtungen. Bei Auftritt eines Delirs kommt es für mehrere Stunden oder Tage zu Verwirrtheit. Manche Patienten mit Delir werden still und schläfrig, andere dagegen sind erregt und desorientiert. Dieser Zustand kann daher sehr belastend sein. Ein Delir kann die Wahrscheinlichkeit dafür erhöhen, in ein Krankenhaus eingewiesen zu werden und eine Demenz zu entwickeln. Außerdem besteht ein erhöhtes Sterberisiko.

Studien mit Krankenhauspatienten lieferten die wichtige Erkenntnis, dass sich etwa ein Drittel der Delirium‐Fälle vermeiden lassen, wenn Umgebung und Pflegeplan den größten Risikofaktoren für ein Delir entgegenwirken. Beispiele dafür sind eine bessere Beleuchtung und Hinweisschilder zur Vermeidung von Orientierungsverlust; Vermeidung unnötiger Einsätze von Kathetern, um Infektionen vorzubeugen; Vermeidung bestimmter Medikamente, die das Risiko für Delir erhöhen.

Dieser Review hat nach Studien zur Vorbeugung von Delir bei älteren Menschen in Langzeitpflegeeinrichtungen gesucht und diese ausgewertet.

Studienmerkmale

Die Evidenz ist auf dem Stand von Februar 2019. Wir fanden drei Studien mit insgesamt 3851 Teilnehmern. Zwei Studien fanden in den USA und eine Studie in Großbritannien statt.

Eine der Studien untersuchte, ob einem Delir vorgebeugt werden könnte, indem die Zufuhr der Flüssigkeitsmenge sichergestellt wurde, die für ältere Menschen in einem Pflegeheim berechnet worden war. 98 Personen nahmen an der vierwöchigen Studie teil.

In einer weiteren Studie wurde die Wirkung eines Computerprogramms getestet, das nach Verordnungen von Medikamenten suchte, die das Risiko eines Delirs erhöhen können, damit ein Apotheker sie anpassen oder absetzen konnte. An dieser zwölfmonatigen Studie nahmen 3538 Menschen teil.

Eine Studie testete eine intensivere Schulung, die Lernsitzungen über Delir für das Pflegepersonal und Gruppentreffen umfasste, um Ziele zur Vorbeugung von Delir zu finden. 215 Menschen nahmen an der Studie teil, die 16 Monate dauerte.

Hauptergebnisse

Es war nicht möglich herauszufinden, ob die Maßnahme zur ausreichenden Flüssigkeitszufuhr das Auftreten von Delir reduzierte. Es handelte sich um eine kleine Studie mit kurzer Dauer und schwerwiegenden Problemen im Studiendesign.

Das computergestützte Medikamenten‐Suchprogramm in einer anderen Studie verringerte wahrscheinlich das Auftreten von Delir, jedoch gab es keinen deutlichen Rückgang bei Krankenhauseinweisungen, Todesfällen oder Stürzen. Ein mögliches Problem ist, dass dieses Computerprogramm nicht in verschiedenen Ländern eingesetzt werden könnte, die über kein ähnliches Computersystem verfügen.

Es war nicht möglich herauszufinden, ob die intensivere Schulung das Auftreten von Delir reduzierte und es gab keinen eindeutigen Rückgang der Todesfälle. Die Maßnahme war wahrscheinlich mit einer Reduktion der Krankenhauseinweisungen verbunden. Dies basiert auf den Ergebnissen einer kleinen Studie.

Qualität der Evidenz

Es besteht Evidenz von sehr niedriger Qualität zur Wirksamkeit von Maßnahmen, die für eine ausreichende Flüssigkeitszufuhr sorgen, auf die Verringerung des Auftretens von Delir. Es können daher keine fundierten Schlussfolgerungen gezogen werden.

Es besteht Evidenz von moderater Qualität, dass ein computergestütztes Medikamenten‐Suchprogramm das Auftreten von Delir verringern könnte. Es gibt keine eindeutige Evidenz dafür, dass ein computergestütztes Medikamenten‐Suchprogramm Krankenhauseinweisungen, Sterblichkeit oder Stürze verringert.

Es gibt Evidenz von sehr niedriger Qualität zur Wirksamkeit einer intensiveren Schulung, um das Auftreten von Delir zu verringern. Es können daher keine fundierten Schlussfolgerungen gezogen werden. Es gibt Evidenz von moderater Qualität für die Reduktion von Krankenhauseinweisungen.

Da für diesen Review nur eine geringe Zahl von Studien gefunden wurde, empfehlen wir, dass weitere Studien durchgeführt werden sollten, in denen verschiedene Möglichkeiten untersucht werden, Delir bei älteren Menschen in Langzeitpflegeeinrichtungen vorzubeugen.

Anmerkungen zur Übersetzung: 

S. Schmidt-Wussow, freigegeben durch Cochrane Deutschland.

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