Behandlungen zur Förderung der Blutgerinnung, um die Genesung von Erwachsenen nach Schlaganfällen aufgrund von Blutungen im Gehirn zu verbessern

Kernaussagen

Behandlungen, die die Blutgerinnung fördern (so genannte hämostatische Therapien), sollen Menschen helfen, die einen Schlaganfall aufgrund einer Blutung im Gehirn (einer so genannten intrazerebralen Blutung) erlitten haben.

- Die Thrombozytentransfusion schadet wahrscheinlich Menschen, die eine intrazerebrale Blutung hatten und die regelmäßig ein Medikament wie Aspirin eingenommen haben.

- Alle anderen Therapien zeigten weder Schaden noch Nutzen.

- 13 laufende Studien untersuchen hämostatische Therapien nach intrazerebralen Blutungen. Ihre Ergebnisse könnten unsere Schlussfolgerungen ändern.

Was ist eine intrazerebrale Blutung?

Mehr als ein Zehntel aller Schlaganfälle wird durch intrazerebrale Blutungen verursacht. Je größer die Blutung ist, desto größer ist die Wahrscheinlichkeit, dass sie tödlich verläuft. Etwa ein Fünftel der intrazerebralen Blutungen vergrößert sich deutlich, meist in den ersten drei Stunden nach Beginn der Blutung.

Wie könnten hämostatische Therapien das klinische Ergebnis nach einer intrazerebralen Blutung verbessern?

Hämostatische Therapien könnten die Blutung verlangsamen und die Hirnschädigung verringern, was zu einer besseren Genesung führten könnte, insbesondere wenn sie bald nach Beginn der Blutung verabreicht werden.

Hämostatische Therapien können jedoch unerwünschte Wirkungen aufgrund von Blutgerinnseln verursachen, z. B. Herzinfarkte, ischämische Schlaganfälle und Gerinnsel in der Lunge.

Was wollten wir herausfinden?

Wir wollten herausfinden, ob hämostatische Therapien wie Thrombozytentransfusionen, Antifibrinolytika (vor allem Tranexamsäure), Gerinnungsfaktor 7 oder Prothrombinkomplexkonzentrat die Genesung von Menschen mit Schlaganfall aufgrund einer intrazerebralen Blutung verbessern.

Wir wollten auch herausfinden, ob hämostatische Therapien unerwünschte Wirkungen haben.

Wie gingen wir vor?

Wir suchten nach klinischen Studien, an denen Menschen mit intrazerebraler Blutung teilnahmen und in denen hämostatische Therapien mit der Standardbehandlung, Placebo (Scheinbehandlung) oder einer alternativen Behandlung zur Blutgerinnung verglichen wurden.

Wir teilten die Behandlungen in vier Gruppen ein: Gerinnungsfaktor 7 gegenüber Placebo, Antifibrinolytika gegenüber Placebo, Thrombozytentransfusion gegenüber der Standardbehandlung für Personen, die einen Thrombozytenaggregationshemmer (Medikamente, die die Bildung von Blutgerinnseln verhindern, z.B. Aspirin) einnehmen, und gefrorenes Frischplasma (ein Blutprodukt, das aus dem flüssigen Teil von Vollblut hergestellt wird und zur Behandlung von Personen mit niedrigen Blutgerinnungsfaktoren verwendet wird) gegenüber Prothrombinkomplexkonzentrat (das die Blutgerinnung bewirkt) für Personen, die bereits Warfarin (ein Medikament, das häufig zur Behandlung und Vorbeugung von Blutgerinnseln eingesetzt wird) einnehmen.

Wir verglichen und fassten die Ergebnisse der Studien mit statistischen Methoden zusammen und bewerteten die Vertrauenswürdigkeit der Evidenz, basierend auf Faktoren wie Studienzahl, methodische Durchführung der Studien und Größe der Studien.

Was fanden wir?

Wir fanden 20 klinische Studien, an denen 4652 Menschen mit intrazerebralen Blutungen teilnahmen.

Der Gerinnungsfaktor 7 bewirkt wahrscheinlich nur einen geringen bis gar keinen Unterschied bei der Verbesserung der Genesung, der Verringerung weiterer Blutungen, der Sterblichkeit oder unerwünschten Wirkungen.

Antifibrinolytika bewirken einen geringen bis gar keinen Unterschied bei der Verbesserung der Genesung, eine leichte Verringerung weiterer Blutungen innerhalb von 24 Stunden und einen geringen bis gar keinen Unterschied bei der Sterblichkeit, unerwünschten Wirkungen, psychischem Empfinden, Gedächtnis und Lebensqualität.

Eine Thrombozytentransfusion verschlechtert wahrscheinlich die Genesung von Menschen, die bereits Thrombozytenaggregationshemmer einnehmen, hat aber wahrscheinlich nur geringfügige bis keine Auswirkungen auf weitere Blutungen, Sterblichkeit oder unerwünschte Wirkungen.

Die Evidenz zur Wirkung der verschiedenen Gerinnungsfaktoren bei Menschen, die bereits Warfarin einnehmen, ist sehr unsicher. Zwischen ihnen konnte kein Unterschied in Bezug auf Genesung, weitere Blutungen, Sterblichkeit und unerwünschte Wirkungen festgestellt werden.

Was schränkt die Evidenz ein?

Es wurden zwar 20 Studien mit 4652 Personen gefunden, aber sie verteilten sich auf vier verschiedene Vergleiche von blutstillenden Therapien. Dies bedeutete, dass viele der Studien nicht präzise genug waren und dass kleine, aber wichtige Vorteile übersehen worden sein könnten. Für zwei der Vergleiche lag jeweils nur eine Studie vor. In acht Studien wurde eine Scheinbehandlung (Placebo) als Vergleich verwendet. Bei den anderen ist es möglich, dass die Teilnehmenden wussten, welche Behandlung sie bekamen, was die Ergebnisse verfälschen könnte. Einige der Studien lieferten nicht zu allen Zielgrößen, die wir auswerten wollten, Daten. Zum Zeitpunkt dieses Reviews gibt es 13 laufende Studien. Diese werden weitere Informationen liefern.

Wie aktuell ist die vorliegende Evidenz?

Dieser Review ist eine Aktualisierung unserer vorherigen Version aus dem Jahr 2018. Stand der Evidenz: September 2022

Anmerkungen zur Übersetzung: 

B. Schindler, T. Brugger, freigegeben durch Cochrane Deutschland

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