Kieferorthopädische Behandlung bei vorstehenden Oberkiefer-Vorderzähnen bei Kindern

Fragestellung des Reviews

Ziel dieses Reviews, der von Autoren für Cochrane Oral Health erstellt wurde, war die Begutachtung der Wirkungen einer kieferorthopädischen Behandlung (Behandlung von Zahnärzten, die sich auf das Wachstum, die Funktion und die Stellung der Zähne und des Kiefers spezialisiert haben) bei Kindern mit hervorstehenden Oberkiefer-Vorderzähnen. In dem Review wurde begutachtet, ob diese Behandlung am besten bei Kindern im Alter von sieben bis elf Jahren (frühe Behandlung in zwei Phasen) oder bei Jugendlichen im Alter von 12 bis 16 Jahren (späte Behandlung in einer Phase) eingeleitet wird. Zudem wurde die Verwendung verschiedener Arten von Zahnspangen begutachtet.

Hintergrund

Vorstehende (bzw. herausstehende) Oberkiefer-Vorderzähne sind weltweit ein häufiges Problem bei Kindern. Dieses Problem betrifft zum Beispiel etwa ein Viertel der 12-jährigen Kinder in Großbritannien. Die Korrektur dieser Zahnstellung ist eine der häufigsten Behandlungen, die Kieferorthopäden (Zahnärzte, die sich auf das Wachstum, die Funktion und und die Stellung der Zähne und des Kiefers spezialisiert haben) durchführen. Diese Zahnstellung entwickelt sich, wenn die bleibenden Zähne des Kindes durchbrechen. Die betroffenen Kinder werden häufig an einen Kieferorthopäden überwiesen, um das Vorstehen der Zähne durch eine Behandlung mit einer Zahnspange zu verringern. Vorstehende Oberkiefer-Vorderzähne sind anfälliger für Verletzungen und ihr Erscheinungsbild kann erhebliches Unbehagen verursachen.

Wenn ein Kind in jungen Jahren überwiesen wird, steht der Kieferorthopäde vor dem Problem, ob er es frühzeitig behandeln oder warten soll, bis das Kind älter ist, um die Behandlung im Jugendalter durchzuführen.

Bei der “frühzeitigen Behandlung“ erfolgt die Behandlung in zwei Phasen: zuerst im frühen Alter (mit sieben bis elf Jahren) und ein weiteres Mal im Jugendalter (mit etwa 12 bis 16 Jahren). Bei der “späten Behandlung“ (eine Phase) gibt es nur eine Behandlungsphase im Jugendalter.

Neben dem Zeitpunkt der Behandlung wurden in diesem Review auch verschiedene Arten von Zahnspangen untersucht: herausnehmbare, festsitzende, funktionelle oder Außenspangen.

Studienmerkmale

Dieser Review basiert auf 27 Studien mit 1251 Teilnehmenden. Die Teilnehmenden waren Kinder und Jugendliche im Alter von unter 16 Jahren mit vorstehenden Oberkiefer-Vorderzähnen (Klasse-II/1-Fehlstellung). Die Evidenz dieses Reviews ist auf dem Stand vom 27. September 2017.

Hauptergebnisse

Die Evidenz deutet darauf hin, dass die Durchführung einer frühzeitigen kieferorthopädischen Behandlung bei Kindern mit vorstehenden Oberkiefer-Vorderzähnen die Häufigkeit von Schäden an den oberen Schneidezähnen (den mittleren vier Oberkiefer-Zähnen) im Vergleich zur Durchführung einer einphasigen Behandlung im Jugendalter deutlich verringert. Es gibt keine weiteren Vorteile einer zweiphasigen Behandlung (d.h. im Alter von sieben bis elf Jahren und ein weiteres Mal im Jugendalter) im Vergleich zu einer einphasigen Behandlung im Jugendalter.

Die Evidenz deutet auch darauf hin, dass die Behandlung mit Zahnspangen bei Jugendlichen mit vorstehenden Oberkiefer-Vorderzähnen das Vorstehen im Vergleich zu Jugendlichen, die keine Behandlung erhielten, signifikant verringert. Die Studien deuteten nicht darauf hin, dass eine bestimmte Art von Zahnspange besser als eine andere zur Verringerung des Vorstehens der Zähne geeignet ist.

Qualität der Evidenz

Die Gesamtqualität der Evidenz ist für die meisten Vergleiche und Endpunkte niedrig, daher ist weitere Forschung notwendig, die diese Ergebnisse möglicherweise verändert.

Anmerkungen zur Übersetzung: 

S. Schwegler, freigegeben durch Cochrane Deutschland

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