Hintergrund
Intravenöse Flüssigkeitstherapie ist ein Grundpfeiler in der Behandlung verschiedenster schwerer Erkrankungen. Es ist von Bedeutung, sich den Auswirkungen dieser Therapie in Bezug auf die klinischen Endpunkte bewusst zu sein. Es gibt Zweifel, ob der Einsatz von 0,9 %iger Kochsalzlösung möglicherweise zu einer höheren Sterblichkeit führen oder eine relevante Verschlechterung der Nierenfunktion bei stationären Patienten verursachen könnte.
Das Ziel dieses Cochrane Reviews war es, herauszufinden, ob Flüssigkeitstherapie mit balancierten Lösungen (wasserbasierte Kochsalzlösung mit einem Puffer, um einen konstanten pH-Wert aufrecht zu erhalten), im Vergleich zu 0,9 %iger Kochsalzlösung, zu weniger Todesfällen im Krankenhaus und weniger Nierenschäden bei schwerkranken Erwachsenen und Kindern führt.
Studienmerkmale
Wir fanden 21 Studien, die sowohl an Kindern als auch an Erwachsenen durchgeführt wurden und insgesamt 20.213 Teilnehmer einschlossen. Diese Studien verglichen balancierte Lösungen mit 0,9 %igen Kochsalzlösungen bei schwerkranken Erwachsenen und Kindern (einschließlich jenen mit Sepsis, Trauma, Verbrennungen oder Schock), die keine geplante Operation hatten. Wir schlossen Studien aus, deren Teilnehmer sich einer geplanten (elektiven) Operation unterzogen. Die Studien wurden in 13 Ländern durchgeführt.
Quellen der Studienfinanzierung
Zwölf der eingeschlossenen Studien wurden von Regierungen oder gemeinnützigen Organisationen finanziert, zwei erhielten eine gemischte Finanzierung, eine wurde durch ein Unternehmen finanziert, dessen Einfluss nicht eindeutig dargelegt wurde, und sechs lieferten keine Details zur Studienfinanzierung.
Hauptergebnisse
Verglichen mit 0,9%iger Kochsalzlösung schienen balancierte Lösungen Todesfälle im Krankenhaus oder eine Verschlechterung der Nierenfunktion bei schwerkranken Erwachsenen und Kindern nicht zu vermindern.
Dieser Review zeigt folgende Ergebnisse zum Vergleich von balancierten Lösungen mit 0,9%iger Kochsalzlösungen bei schwerkranken Patienten:
1. hinsichtlich der Gesamtsterblichkeit machen balancierte Lösungen einen kleinen oder keinen Unterschied (19.664 Teilnehmer; 14 Studien; Evidenz von hoher Vertrauenswürdigkeit);
2. balancierte Lösungen machen wahrscheinlich einen kleinen oder keinen Unterschied hinsichtlich einer Reduktion der Anzahl der Patienten mit sich verschlechternder Nierenfunktion (18.701 Teilnehmer; 9 Studien; Evidenz von niedriger Vertrauenswürdigkeit); und
3. wir sind unsicher, ob sich die Beeinträchtigungen anderer Organe (z.B. Lungen-, Leber- oder Hirnfunktion), Elektrolytstörungen (Erhöhung oder Reduktion von Chlorid, Natrium oder anderen Salzen) und der Bedarf an Bluttransfusionen durch balancierte Lösungen verringert, da die Vertrauenswürdigkeit der Evidenz als sehr niedrig eingestuft wurde.
Keine der Studien betrachtete Blutverlust, Gerinnungsstörungen (bezüglich des Risikos für Blutungen oder Gerinnsel) und Lebensqualität.
Die Ergebnisse unterschieden sich bezüglich der Zeitpunkte, zu denen sie berichtet wurden, der verwendeten Maßeinheit und den berichteten Messungen. Die Gesamtmenge an verabreichter Flüssigkeit im Zuge einer Flüssigkeitstherapie wurde nicht berichtet. Nur vier Studien schlossen Kinder ein. Die Kinder in den eingeschlossen Studien waren nicht so krank wie die erwachsenen Teilnehmer in den eingeschlossen Studien und über Nierenschaden wurde nicht berichtet. Die drei noch laufenden Studien könnten die Schlussfolgerungen dieses Reviews ändern, sobald sie veröffentlicht und beurteilt wurden.
Wie aktuell ist dieser Review?
Wir suchten nach Studien, die bis Juli 2018 veröffentlicht wurden.
A. Wenzel, freigegeben durch Cochrane Deutschland