Frauen, Männer und Kinder aller Altersklassen können Träger von Gruppe-B-Streptokokken-Bakterien (GBS) sein, ohne irgendwelche Symptome aufzuweisen. Gruppe-B-Streptokokken treten vor allem im Verdauungstrakt, in der Scheide und der Harnröhre auf. Das ist sowohl in Industrie- als auch Entwicklungsländern der Fall. Etwa 1 von 2000 Neugeborenen leidet an GBS-Infektionen. Meist sind diese durch Atemwegserkrankungen, allgemeine Sepsis („Blutvergiftung“) oder Hirnhautentzündung in der ersten Lebenswoche erkennbar. Das Kind steckt sich während der Geburt bei der Mutter an. Wird der Mutter während der Geburt ein Antibiotikum direkt in die Vene verabreicht, geht die Bakterienanzahl rapide zurück. Dies könnte von Nutzen sein, jedoch müssten alle Schwangeren routinemäßig eine Untersuchung (Screening) durchlaufen. In vielen Ländern bestehen bereits Leitlinien bezüglich GBS-Screening während der Schwangerschaft und der Behandlung mit Antibiotika. Betroffene Ungeborene sind insbesondere dann Risiken ausgesetzt, wenn es sich um eine Frühgeburt mit niedrigem Geburtsgewicht, lange Geburtsdauer, vorzeitiger Blasensprung (mehr als 12 Stunden vor der Geburt), schwerwiegende Veränderungen der kindlichen Herzfrequenz in der Eröffnungsphase oder um Schwangerschaftsdiabetes handelt. Von allen Gebärenden mit GBS sind nur sehr wenige der geborenen Kinder infiziert. Antibiotika können negative Auswirkungen haben wie schwere allergische Reaktionen der Mutter, Zunahme von behandlungsresistenten Keimen und Ansteckungsgefahr des Neugeboren mit resistenten Bakterien sowie Pilzinfektionen von Mutter und Kind nach der Geburt.
Die Gabe von Antibiotika ist bislang nicht durch hinreichende Evidenz belegt. Der Review hat vier Studien mit insgesamt 852 Frauen mit GBS eingeschlossen. Drei Studien, alle älter als 20 Jahre, haben die Gabe von Ampicillin oder Penicillin mit einer Geburtsbegleitung ohne Medikamentengabe verglichen. Das Ergebnis zeigte keine nennenswerten Unterschiede bei Todesfällen von Neugeborenen, obwohl das Risiko einer frühen GBS-Infektion beim Neugeborenen mit Antibiotika gesenkt werden konnte. Zwischen den Antibiotika Ampicillin und Penicillin konnte in einer Studie mit 352 GBS-infizierten Frauen kein Unterschied in der Wirkung festgestellt werden. Selbst wenn ein wirksamer Impfstoff entwickelt werden würde, könnten nicht sämtliche Fälle von GBS-Infektionen im Zusammenhang mit der Geburt verhindert werden.
J. Honegger, C. Loytved, freigegeben durch Cochrane Schweiz