Patienten mit einem Karzinom des Mastdarms (Rektum, das Endstück des Dickdarms, unmittelbar oberhalb des Afters) werden mittels Operation behandelt. Wenn der Tumor als hoch risikoreich für ein erneutes Auftreten nach der Operation eingeschätzt wird, wird eine Strahlentherapie vor der Operation durchgeführt. In klinischen Studien hat sich gezeigt, dass diese "präoperative" Strahlentherapie das Ergebnis bei Patienten mit rektalem Krebs verbessert. Vor Kurzem haben einige Studien die Kombination von Strahlentherapie mit einer Chemotherapie vor der Operation untersucht. Theoretisch verbessert die zusätzliche Chemotherapie die Antitumor-Aktivität der Strahlentherapie. Diese Meta-Analyse hat die Ergebnisse von fünf Studien zusammengefasst, die alleinige präoperative Strahlentherapie mit präoperativer Kombination von Strahlen- und Chemotherapie bei Rektumkarzinom-Patienten verglichen. Alle diese Studien wurden randomisiert durchgeführt, was bedeutet, dass die Entscheidung über Durchführung von Strahlentherapie oder der Kombination von Strahlen- und Chemotherapie durch Zufall (Entscheidung durch Ziehung) getroffen wurde. Die Ergebnisse der Meta-Analyse können wie folgt zusammengefasst werden. Im Vergleich zu alleinigen Strahlentherapie führt die präoperative Kombination von Strahlen- und Chemotherapie zu vermehrten Nebenwirkungen während der Behandlung. Außerdem sind postoperative Komplikationen etwas erhöht, obwohl das Risiko, an diesen Komplikationen zu sterben, ähnlich ist. Präoperative Kombination von Strahlen- und Chemotherapie ist wirksamer bei der Tumorreduktion (Downstaging) und bei der Verhinderung von lokalem Wiederauftreten der Erkrankung. Eine zusätzliche Chemotherapie führte jedoch nicht zu mehr Schließmuskel-erhaltenden Operationen und hatte keinen Einfluss auf das Gesamtüberleben bei Patienten mit Rektumkarzinom.
M. Seel, freigegeben durch Cochrane Deutschland