Antibakterielles Chlorhexidin zur vaginalen Anwendung bei der Geburt, um eine frühe Streptokokkeninfektionen bei Neugeborenen zu verhindern

Es besteht keine Evidenz dafür, dass die Reinigung der Scheide mit dem antibakteriellen Desinfektionsmittel Chlorhexidin (Flüssigkeit oder Gel) während der Geburt die Rate der Streptokokkeninfektionen der Gruppe B (GBS) bei Neugeborenen senkt.

Die Scheide einer Frau enthält zahlreiche Bakterien, die normalerweise keine Probleme bei ihr oder ihrem Kind verursachen. Gelegentlich infiziert sich jedoch ein Kind bei der Geburt. Durch eine Streptokokkeninfektion kann ein Neugeborenes schwer erkranken und in seltenen Fällen sterben. In diesem systematischen Review wurde untersucht, ob die Reinigung der Scheide mit Chlorhexidin und das Auftragen von Chlorhexidin-Gel oder -Creme während der Geburt zu weniger Infektionen führten. Der Review mit vier Studien schloss sowohl Frauen, die vaginal oder rektal mit Streptokokken infiziert waren, als auch deren 1125 früh- und reifgeborene Kinder mit ein. Chlorhexidin kann erwiesenermassen die Anzahl der Bakterien reduzieren, die von der Mutter im Geburtsweg an das Kind weitergegeben oder vom Kind durch Schlucken (Aspiration) von infektiösem Fruchtwasser aufgenommen werden. Allerdings waren die Studien nicht gross genug, um nachzuweisen, ob Chlorhexidin die Rate an Streptokokkeninfektionen verringert oder nicht.

Die vaginale Desinfektion mit Chlorhexidin reduzierte weder die Anzahl an GBS-Erkrankungen bei Neugeborenen kurz nach der Geburt wie etwa Blutvergiftung, Lungenentzündung oder Hirnhautentzündung noch infektionsbedingte kindliche Todesfälle. Es gibt Hinweise darauf, dass Neugeborene im Vergleich zur mechanischen Reinigung mit einem Placebo einer geringeren Menge an Streptokokken ausgesetzt sind (Ergebnisse von einer Studie).

Es fanden sich keine eindeutigen Veränderungen in den berichteten Endpunkten, wenn Chlorhexidin-Gel oder -Creme im Vergleich zu einem Placebo oder keiner Behandlung eingesetzt wurden.

Leichte Nebenwirkungen wie Brennen oder örtliche Reizung kamen häufiger bei Frauen vor, die mit dem Desinfektionsmittel Chlorhexidin behandelt wurden. Es wurden verschiedene Präparate, Dosierungen, Anwendungshäufigkeiten und dokumentierte Endpunkte verwendet. Es sind keine Nebenwirkungen bei Neugeborenen berichtet worden.

Die geringe Anzahl an Studien, die über die verschiedenen Endpunkte berichteten, und der relativ kleine Stichprobenumfang (1125 Kinder) und angesichts des seltenen Auftretens einer Streptokokkeninfektion (ein bis drei Kinder in 1000 Lebendgeburten) bedeutet, dass die Evidenz begrenzt ist.

Eine gross angelegte, gut aufgebaute randomisierte Studie wird benötigt, um die Wirksamkeit der vaginalen Desinfektion mit Chlorhexidin zur Verringerung der Rate an Streptokokkeninfektionen bei früh- und reifgeborenen Kindern zu untersuchen. Sie sollte zudem die methodologischen Schwächen der hier berücksichtigten Studien überwinden. Die Kosten einer Antibiotikabehandlung und das Fehlen von qualifiziertem Personal begrenzen die Möglichkeit, präventive Behandlungen von Frauen in ärmeren Regionen der Welt durchzuführen. Chlorhexidin ist kostengünstig und hat keinen Einfluss auf die Entwicklung einer Antibiotikaresistenz.

Anmerkungen zur Übersetzung: 

M. Baumgartner, C. Loytved, freigegeben durch Cochrane Schweiz

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