Hormonchemotherapie beim metastasierten Prostatakarzinom: Taxan-basierte Ansätze

Schlussfolgerungen der Autoren: 

Verglichen mit der ADT-Monotherapie verlängert die frühe (innerhalb der ersten 120 Tage nach Beginn der ADT) Zugabe einer Taxan-basierten Chemotherapie zur ADT beim hormonsensitiven Prostatakarzinom wahrscheinlich das Gesamtüberleben sowie das krankheitsspezifische Überleben und verzögert das Fortschreiten der Erkrankung. Es könnte eventuell einen Anstieg der Toxizität bei der Kombination der Taxan-basierten Chemotherapie mit ADT geben. Es könnte zudem zu einer kleinen, klinisch nicht relevanten Verbesserung in der Lebensqualität nach 12 Monaten mit einer Taxan-basierten Chemotherapie und ADT-Therapie kommen.

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Hintergrund: 

In den letzten 10 Jahren wurden beträchtliche Fortschritte in der Behandlung des fortgeschrittenen Prostatakarzinoms gemacht. Es wurde gezeigt, dass einige Wirkstoffe, wie Docetaxel, Cabazitaxel, Abirateronacetat, Enzalutamid und Sipuleucel-T, die Behandlungsergebnisse von Männern mit kastrationsresistenter Erkrankung verbessern. Ihr Nutzen wird auch für das hormonsensitive Prostatakarzinom untersucht.

Zielsetzungen: 

Ziel dieses Reviews ist die Bewertung der Auswirkungen einer frühen Taxan-basierten Hormonchemotherapie für neu diagnostizierte metastasierte hormonsensitive Prostatakarzinompatienten.

Suchstrategie: 

Wir führten eine umfassende systematische Suche in verschiedenen Datenbanken (Cochrane Library, MEDLINE, Embase, Scopus, Google Scholar und Web of Science), in Registern klinischer Studien, in Datenbanken zu Quellen der grauen Literatur sowie in Konferenzbeiträgen (letzte Suche 10. August 2018) durch. Es gab keine Einschränkungen im Hinblick auf Sprache oder Publikationsstatus.

Auswahlkriterien: 

Wir schlossen randomisierte oder quasi-randomisierte, kontrollierte Studien ein, bei denen die Teilnehmer eine Taxan-basierte Chemotherapie in Kombination mit einer systemischen Androgenentzugstherapie (androgen deprivation therapy, ADT) innerhalb von 120 Tagen nach Beginn der ADT im Vergleich zu ADT Monotherapie ab Zeitpunkt der Diagnose der metastasierten Erkrankung erhielten.

Datensammlung und ‐analyse: 

Zwei Review Autoren bewerteten unabhängig voneinander die Studien und extrahierten die Daten der eingeschlossenen Studien. Wir führten die statistischen Analysen mittels des Random-Effects Modells durch. Wir bewerteten die Qualität der Evidenz gemäß dem GRADE-Ansatz.

Hauptergebnisse: 

Die Suche identifizierte drei Studien mit insgesamt 2.261 Teilnehmern, welche entweder zu einer ADT-Monotherapie oder einer Taxan-basierten Chemotherapie mit einer Dosis von 75mg/qm Körperoberfläche im 3-Wochen-Intervall für 6 oder 9 Zyklen in Kombination mit einer ADT randomisiert wurden.

Primäre Endpunkte

Die frühe Behandlung mit einer Taxan-basierten Chemotherapie gemeinsam mit einer ADT reduziert wahrscheinlich die Gesamtsterblichkeit im Vergleich zur ADT-Monotherapie (Hazard Ratio (HR) 0,77, 95% Konfidenzintervall (KI) 0,68 – 0,87; moderate Vertrauenswürdigkeit der Evidenz); das würde 94 Todesfälle weniger auf 1.000 Männer ergeben (95% KI: 51 - 137 weniger Todesfälle). Wir stuften die Vertrauenswürdigkeit der Evidenz aufgrund von Studienlimitationen bezüglich eines möglichen Performance-Bias herab. Basierend auf den Ergebnissen einer Studie mit 375 Teilnehmern, hat das Hinzufügen einer Taxan-basierten Chemotherapie zur ADT die Inzidenz von unerwünschten Ereignissen des Grades III bis V im Gegensatz zur alleinigen ADT-Gabe erhöht (Risikoverhältnis (RR) 2,98, 95% KI: 2,19 – 4,04; niedrige Vertrauenswürdigkeit der Evidenz); das entspräche 405 unerwünschte Ereignisse des Grades III-V mehr pro 1.000 Männer (95% KI: 243 - 621 mehr Ereignisse). Wir stuften die Vertrauenswürdigkeit der Evidenz wegen Studienlimitationen und unzureichender Präzision herab.

Sekundäre Endpunkte

Die frühe Taxan-basierte Chemotherapie in Kombination mit ADT reduziert wahrscheinlich das Risiko, an einem Prostatakarzinom-spezifischen Tod zu versterben (RR 0,79, 95%-KI: 0,70 bis 0,89; moderate Vertrauenswürdigkeit der Evidenz). Wir stuften die Vertrauenswürdigkeit der Evidenz aufgrund von Studienlimitationen bezüglich eines möglichen Performance- und Detection-Bias herab. Die Kombination mit einer Taxan-basierten Chemotherapie könnte wahrscheinlich auch das Fortschreiten der Erkrankung, verglichen mit der ADT-Monotherapie verringern (HR 0,63, 95% KI 0,56-0,71; moderate Vertrauenswürdigkeit der Evidenz). Wir stuften die Vertrauenswürdigkeit der Evidenz wegen Studienlimitationen bezüglich eines möglichen Performance-Bias herab. Die Ergänzung von Taxan-basierter Chemotherapie zur ADT könnte zu einem starken Anstieg des Risikos eines Therapieabbruchs aufgrund von unerwünschten Ereignissen führen (RR 79,41; 95 % KI: 4,92 – 1282,78; niedrige Vertrauenswürdigkeit der Evidenz). Wir stuften die Vertrauenswürdigkeit der Evidenz wegen Studienlimitationen und unzureichender Präzision herab. Diese Bewertung beruht auf einer einzelnen Studie, in welcher keine Ereignisse im Kontrollarm auftraten, aber eine Abbruchrate von 20% im Interventionsarm vorlag. Die Taxan-basierte Chemotherapie könnte das Auftreten von unerwünschten Ereignissen jeden Grades erhöhen (RR 1,11; 95% KI: 1,06 – 1,17; niedrige Vertrauenswürdigkeit der Evidenz). Wir stuften unsere Bewertung der Vertrauenswürdigkeit der Evidenz aufgrund von schwerwiegenden Studienlimitationen herab. Es könnte eventuell eine geringfügige Verbesserung in der Lebensqualität nach 12 Monaten mit einer kombinierten Therapie resultieren, welche jedoch nicht klinisch relevant sein dürfte (Mittelwertdifferenz (MD) 2,85 auf der Functional Assessment of Cancer Therapy-Prostate Skala; 95% KI: 0,13 – 5,57 höher; niedrige Vertrauenswürdigkeit der Evidenz). Wir stuften die Vertrauenswürdigkeit der Evidenz wegen Studienlimitationen bezüglich möglicher Performance-, Detection- und Attrition-Bias herab.

Anmerkungen zur Übersetzung: 

A. Spek, freigegeben durch Cochrane Deutschland

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