Pentasaccharide zur Behandlung einer tiefen Venenthrombose

Fragestellung

Sind Fondaparinux, Idraparinux und Idrabiotaparinux, neue Antikoagulanzien (Medikamente zur Hemmung der Blutgerinnung) der Klasse der Pentasaccharide, eine sichere und wirksame Alternative zu konventionellen Antikoagulanzien, die zur Behandlung einer tiefen Venenthrombose eingesetzt werden?

Hintergrund

Eine tiefe Venenthrombose ist eine schwere und lebensbedrohliche Erkrankung, die durch die Bildung eines Blutgerinnsels in den tiefen Venen, meistens in den Beinen, verursacht wird. Die konventionelle Behandlung besteht aus Injektionen des Antikoagulans Heparin für fünf bis sieben Tage, gefolgt von einer langfristigen Therapie mit oralen Antikoagulanzien (Vitamin-K-Antagonisten, z.B. Warfarin). Die große Blutungsgefahr und der Bedarf an regelmäßigen Laborkontrollen sind jedoch wichtige Einschränkungen der konventionellen Therapie.

Die Pentasaccharide Fondaparinux, Idraparinux und Idrabiotaparinux haben eine besser einschätzbare Wirkung und ein günstigeres Dosierungsschema verglichen mit der konventionellen Behandlung. Pentasaccharide benötigen außerdem keine Laborkontrollen und haben wenige bekannte Wechselwirkungen mit anderen Medikamenten und Nahrungsmitteln. Sie könnten in vielen Settings kosteneffektiver sein und eine schädigende Wirkung namens heparininduzierte Thrombozytopenie (Anstieg des Risiko für thromboembolische Komplikationen (d.h. Komplikationen durch Blutgerinnsel) durch Heparininjektionen) scheint bei einer Behandlung mit Pentasacchariden selten zu sein. Mögliche Einschränkungen der Pentasaccharide sind eine mögliche schädigende Wirkung bei Menschen mit schwerer Niereninsuffizienz und der Bedarf für intravenöse oder subkutane Injektionen zur Verabreichung dieser Mittel.

Studienmerkmale und Hauptergebnisse

Nach der Suche nach relevanten Studien, auf dem Stand vom 22. März 2017, schlossen wir fünf Studien mit insgesamt 6981 Teilnehmern ein. Diese Studien verglichen Fondaparinux, Idraparinux und Idrabiotaparinux mit konventioneller Therapie oder untereinander. Unser Hauptendpunkt zur Einschätzung der Wirksamkeit der Behandlungen war das erneute Auftreten eines venösen Thromboembolismus (eine Episode einer tiefen Venenthrombose oder Lungenembolie). Unser Hauptendpunkt zur Einschätzung der schädigenden Wirkungen der Behandlungen war schwerwiegende und klinisch relevante Blutung.

Unser Review zeigte, dass das Pentasaccharid Fondaparinux (in Dosierungen von 5,0 mg, 7,5 mg und 10,0 mg) plus Vitamin-K-Antagonist ähnliche Wirksamkeit und schädigende Wirkungen verglichen mit der konventionellen Therapie für tiefe Venenthrombose haben könnte. Idraparinux in einer Dosierung von 2,5 mg und Idrabiotaparinux in einer Dosierung von 3,0mg führten zu einer relativ hohen Anzahl an Blutungen.

Qualität der Evidenz

Wir beurteilten unsere Hauptergebnisse zu Wirksamkeit und Schäden von Fondaparinux plus Vitamin-K-Antagonist verglichen mit konventioneller Therapie als von moderater Qualität. Das bedeutet, dass wir uns sicher sind, dass diese Ergebnisse korrekt sein könnten, obwohl zusätzliche Studien diese Einschätzung möglicherweise noch verändern könnten. Die zusätzliche Evidenz war größtenteils unpräzise und erschien als von niedriger bis sehr niedriger Qualität – je nach Endpunkt. Wir stuften die Qualität der Evidenz wegen Risiko für Bias oder unzureichender Präzision, oder beidem, herab.

Anmerkungen zur Übersetzung: 

A. Wenzel, freigegeben durch Cochrane Deutschland.

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