Frühe palliative Versorgung für Erwachsene mit fortgeschrittener Krebserkrankung

Fragestellung

Welche Evidenz gibt es zu den Wirkungen von früher palliativer Versorgung auf Lebensqualität, Überlebensraten, Depression und Symptomintensität bei Menschen mit fortgeschrittener Krebserkrankung?

Hintergrund

Häufig wird Krebs in einem späten Stadium diagnostiziert und die Erkrankung könnte während der Behandlung fortschreiten. Patienten können entscheiden, ob sie die Krebsbehandlung beginnen oder fortsetzen - mit potenziellen Nebenwirkungen. Standardversorgung bedeutet, dass allen Patienten am Lebensende eine palliative Versorgung angeboten wird. Patienten könnten allerdings auch schon viel früher eine palliative Versorgung erhalten. Dieser Ansatz, frühe palliative Versorgung, beginnt zum Zeitpunkt oder kurz nach der Diagnose einer fortgeschrittenen Krebserkrankung. Frühe palliative Versorgung wird häufig mit einer Krebsbehandlung kombiniert, z.B. einer Chemotherapie oder Bestrahlung. Frühe palliative Versorgung, entweder von dem behandelnden Onkologen oder einem spezialisierten Team, beinhaltet einfühlsame Kommunikation mit den Patienten über ihre Prognose, Vorausplanung der Pflege und Versorgung (advance care planning) und Symptombeurteilung und -kontrolle.

Studienmerkmale

Wir suchten im Oktober 2016 nach klinischen Studien zu früher palliativer Versorgung bei Erwachsenen mit fortgeschrittener Krebserkrankung. Wir schlossen sieben Studien ein und fanden 20 laufende Studien. Die meisten Studien beinhalteten Teilnehmer, die im Schnitt über 65 Jahre alt waren, mit verschiedenen Tumorarten und die in Krankenhäusern der Maximalversorgung in Nordamerika behandelt wurden. Der Großteil der Studien verglich frühe palliative Versorgung mit der onkologischen Standardbehandlung. Alle Studien wurden staatlich finanziert.

Hauptergebnisse

Bei einer gemeinsamen Auswertung in einer Meta-Analyse zeigten die Studien, dass eine frühe palliative Versorgung die Lebensqualität bei Patienten mit fortgeschrittener Krebserkrankung möglicherweise geringfügig verbessern könnte. Sie könnte außerdem die Symptomintensität möglicherweise geringfügig verringern. Die Wirkung auf die Überlebensrate und Depressionen sind unklar. Eine einzelne Studie berichtete Nebenwirkungen (unerwünschte Ereignisse), beispielsweise mehr Schmerzen und verminderten Appetit. In den verbleibenden sechs Studien wurden keine Informationen über Nebenwirkungen berichtet, aber die Autoren der Studien sagten uns, dass sie keine beobachtet hatten.

Vertrauenswürdigkeit der Evidenz

Wir bewerteten die Vertrauenswürdigkeit der Evidenz anhand von vier Stufen: sehr niedrig, niedrig, moderat und hoch. Evidenz von sehr niedriger Vertrauenswürdigkeit bedeutet, dass wir wenig Vertrauen in die Ergebnisse haben. Evidenz von hoher Vertrauenswürdigkeit bedeutet, dass wir sehr großes Vertrauen in die Ergebnisse haben. Wir fanden, dass die Vertrauenswürdigkeit der Evidenz niedrig war für gesundheitsbezogene Lebensqualität und Symptomintensität, und sehr niedrig für Depression und die Überlebensrate. Wir stuften die Vertrauenswürdigkeit der Evidenz aus verschiedenen Gründen herab, zum Beispiel aufgrund von Problemen bei der Studiendurchführung, Unterschiede zwischen den Studien und der geringen Anzahl von Studien. Wir sind unsicher bezüglich den Wirkungen von früher palliativer Versorgung, daher müssen wir diese Ergebnisse mit Vorsicht interpretieren. Die Veröffentlichung von momentan laufenden Studien könnte eventuell mehr Evidenz bereitstellen und die Vertrauenswürdigkeit der Ergebnisse beeinflussen.

Anmerkungen zur Übersetzung: 

A. Wenzel, freigegeben durch Cochrane Deutschland

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