Unterschiedliche Infusionsdauern zur Vorbeugung eines platininduzierten Hörverlusts bei Kindern mit Krebserkrankungen

Fragestellung des Reviews

Wir begutachteten die Evidenz für die Wirkung unterschiedlicher Dauern von Platininfusionen zur Vorbeugung eines Hörverlusts oder Tinnitus, oder von beidem, bei Kindern mit Krebserkrankungen. Wir betrachteten darüber hinaus die Anti-Tumor-Wirksamkeit und andere unerwünschte Wirkungen neben Hörverlust und Lebensqualität.

Hintergrund

Platinbasierte Chemotherapien mit Cisplatin, Carboplatin oder Oxaliplatin, oder einer Kombination aus diesen Substanzen, werden zur Behandlung unterschiedlicher Formen von Krebserkrankungen bei Kindern eingesetzt. Leider ist ein Hörverlust eine der bedeutsamsten unerwünschten Wirkungen platinbasierter Chemotherapien. Er kann nicht nur während der Therapie auftreten, sondern auch Jahre nach dem Behandlungsende. Auch wenn der Hörverlust nicht lebensbedrohlich ist, kann er, vor allem während der ersten drei Lebensjahre, zu Schwierigkeiten mit der schulischen Leistungsfähigkeit und der psychosozialen Funktionsfähigkeit führen. Daher ist die Vorbeugung eines platininduzierten Hörverlusts sehr wichtig und kann die Lebensqualität von Kindern, die eine Krebsbehandlung mit platinbasierter Chemotherapie überstanden haben, verbessern.

Studienmerkmale

Die Evidenz ist auf dem Stand von November 2019.

Wir fanden eine Studie (91 Teilnehmer), die eine fortdauernde (kontinuierliche) Cisplatin-Infusion mit einer einstündigen Cisplatin-Bolusinfusion bei Kindern mit einem Neuroblastom verglich. Für die fortdauernde Infusion wurde Cisplatin an den Tagen 1 bis 5 des Behandlungszyklus verabreicht, jedoch ist nicht klar, ob die Infusionsdauer insgesamt 5 Tage betrug. Es waren nur Ergebnisse aus der Zeit kurz nach der Induktionstherapie (der ersten Behandlungsphase) verfügbar.

Hauptergebnisse

Zurzeit gibt es keine Evidenz dafür, dass die Verwendung einer unterschiedlichen Infusionsdauer mit Cisplatin Hörverluste oder negative Wirkungen betreffend dem Tumor und unerwünschte Wirkungen hervorruft. Für die anderen relevanten Endpunkte (d.h. Tinnitus, Gesamtüberleben, ereignisloses Überleben und Lebensqualität) oder für andere (Kombinationen von) Infusionsdauern oder andere Platinanaloga waren keine Daten verfügbar. Es bedarf weiterer methodisch hochwertiger Forschung, bevor eindeutige Schlussfolgerungen über die Nützlichkeit verschiedener Infusionsdauern mit platinbasierten Chemotherapeutika zur Vorbeugung eines Hörverlusts bei Kindern mit Krebs formuliert werden können.

Qualität der Evidenz

Die Qualität der Evidenz war niedrig.

Anmerkungen zur Übersetzung: 

M. Zelck, freigegeben durch Cochrane Deutschland.

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