Proteine in der Cerebrospinalflüssigkeit zur frühzeitigen Vorhersage der Alzheimer-Demenz oder anderer Demenzformen bei Menschen mit leichten kognitiven Problemen

Hintergrund

Die Anzahl von Menschen mit Demenz und anderen kognitiven (das Wahrnehmen, Denken und Erkennen betreffenden) Problemen nimmt weltweit zu. Die Diagnose einer Demenz in einem frühen Stadium wird empfohlen, aber es besteht keine Einigkeit bezüglich der besten Methode. Verschiedene Tests sind entwickelt worden, die Fachpersonen im Gesundheitswesen in der Untersuchung von Menschen mit Gedächtnisschwäche oder kognitiven Beeinträchtigungen anwenden können. In diesem Review haben wir uns auf die diagnostischen Tests der Cerebrospinalflüssigkeit (Gehirn-Rückenmarks-Flüssigkeit, auch Liquor genannt) fokussiert. Diese Tests werden im folgenden Liquor-Tests genannt.

Fragestellung

Wir begutachteten die Evidenz zur Genauigkeit von Liquor-Tests zur Ermittlung derjenigen Menschen mit leichten kognitiven Beeinträchtigungen, die im Laufe der Zeit eine Alzheimer-Demenz oder andere Formen von Demenz entwickeln werden.

Studienmerkmale

Die Evidenz ist auf dem Stand von Januar 2013. Wir schlossen 15 Studien ein, die insgesamt 1.282 Teilnehmer mit leichten kognitiven Beeinträchtigungen umfassten. Die Mehrzahl der Studien (n = 9) wurde zwischen 2010 und 2013 veröffentlicht. Die verbleibenden sechs Studien wurden zwischen 2004 und 2009 veröffentlicht. Alle eingeschlossenen Studien wurden in Europa durchgeführt.

Die Studiengrößen variierten und betrugen zwischen 15 und 231 Teilnehmern. Das durchschnittliche Alter (die Spannweite) der jüngsten Stichprobe betrug 64 Jahre (45 bis 76 Jahre) und das durchschnittliche Alter (die Standardabweichung) der ältesten Stichprobe betrug 73.4 Jahre (6.6 Jahre).

Qualität der Evidenz

Unsere Ergebnisse basieren auf Studien mit mangelhafter Berichterstattung. Die Mehrzahl der Studien hatte ein unklares Risiko für Bias (eine systematische Verzerrung der Ergebnisse) aufgrund unzureichender Angaben darüber, wie die Teilnehmer ausgewählt wurden und wie die klinische Diagnose der Demenz gestellt wurde. Basierend auf der Beurteilung der Durchführung und Auswertung der CSF-Tests waren acht der 15 Studien von schwacher methodischer Qualität.

Hauptergebnisse

Nachfolgend eine Zusammenfassung der Schlüsselergebnisse der Tests:

Liquor-Test des T-Tau-Wertes hinsichtlich des Übergangs einer leichten kognitiven Beeinträchtigung in eine Alzheimer-Demenz

Die Werte für die Sensitivität in sieben individuellen Studien reichten von 51% bis 90%, während die Werte für die Spezifität von 48% und 88% reichten. Die statistische Analyse dieser Studien zeigte, dass bei einer gegebenen Spezifität von 72% die geschätzte Sensitivität bei 77% lag, und dass bei einer Prävalenz von 37% der positive prädiktive Wert 62% und der negative prädiktive Wert 84% betrugen. Auf Basis dieser Ergebnisse würden im Durchschnitt 62 von 100 Menschen mit leichter kognitiver Beeinträchtigung und einem positiven Testergebnis eine Alzheimer-Demenz entwickeln, 38 jedoch nicht. Im Durchschnitt würden 84 von 100 Menschen mit leichter kognitiver Beeinträchtigung und einem negativem Testergebnis keine Alzheimer-Demenz entwickeln, 16 jedoch schon.

Liquor-Test des T-Tau-Wertes: zum Übergang einer leichten kognitiven Beeinträchtigung in eine Alzheimer-Demenz

Die Werte für die Sensitivität in sechs individuellen Studien reichten von 40% bis 100%, während die Werte für die Spezifität von 22% bis 86% reichten. Die statistische Analyse dieser Studien zeigte, dass bei einer gegebenen Spezifität von 48% die geschätzte Sensitivität bei 81% lag und, dass bei einer Prävalenz von 37 % der positive prädiktive Wert 48 % und der negative prädiktive Wert 81 % betrugen. Auf Basis dieser Ergebnisse würden im Durchschnitt 48 von 100 Menschen mit leichter kognitiver Beeinträchtigung mit einem positiven Testergebnis eine Alzheimer-Demenz entwickeln, 52 jedoch nicht. Im Durchschnitt würden 81 von 100 Menschen mit leichter kognitiver Beeinträchtigung und einem negativem Testergebnis keine Alzheimer-Demenz entwickeln, 19 jedoch schon.

Wir ermittelten, dass der diagnostischen Testung der Cerebrospinalflüssigkeit als einzelner Testung die Genauigkeit fehlt, um Menschen mit leichten kognitiven Beeinträchtigungen zu identifizieren, die in einem bestimmten Zeitraum eine Alzheimer-Demenz oder andere Formen der Demenz entwickeln werden. Die Daten deuten darauf hin, dass ein negativer Liquor-Test bei Menschen mit leichter kognitiver Beeinträchtigung die Abwesenheit der Alzheimer-Krankheit als Ursache ihrer klinischen Symptome beinahe (mit einer relativ großen Wahrscheinlichkeit) anzeigt. Ein positiver Liquor-Test bestätigt jedoch nicht das Vorhandensein der Alzheimer-Krankheit als Ursache für die klinischen Symptome bei Menschen mit leichter kognitiver Beeinträchtigung.

Es gab methodische Probleme bei den eingeschlossenen Studien, aufgrund derer eine klare Antwort auf die Fragestellung des Reviews nicht möglich war. Die wesentlichen Grenzen dieses Review waren die mangelhafte Berichterstattung der eingeschlossenen Studien, das Fehlen weithin akzeptierter Grenzwerte für die Liquor-Tests bei Menschen mit leichter kognitiven Beeinträchtigung, Unterschiede in der Länge des Nachbeobachtungszeitraums sowie die deutlichen Unterschiede in der Genauigkeit der Liquor-Tests zwischen den eingeschlossenen Studien.

Anmerkungen zur Übersetzung: 

C. Hirth, freigegeben durch Cochrane Deutschland

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