Operative Verfahren zur Senkung des Blutverlusts während Leberoperation

Hintergrund

Viele krebsartige und nicht-krebsartige Geschwüre, die sich in der Leber bilden, werden durch das Entfernen des betroffenen Lebergewebes behandelt (Leberresektion). Dies ist eine große Operation mit hohem Risiko für Komplikationen, einschließlich Blutverlust während dem Abtrennen des Lebergewebes. Spezialisten haben verschiedenste Methoden getestet, um den Blutverlust während der Leberresektion einzuschränken. Diese umfassen das Absenken des Blutdrucks in den Lebervenen (niedriger zentraler Venendruck) oder eine Reduktion des Luftvolumens, welches in die Lunge ein- und austritt (Hypoventilation), ebenfalls mit dem Ziel den zentralen Venendruck zu senken. Andere Methoden sind verschiedene Verfahren beim Schneiden der Leber (z.B. ohne irgendwelche speziellen Geräte oder mithilfe von Ultraschallwellen oder hochfrequentiert) sowie das Auftragen von Kleber auf die blutende Schnittstelle oder das Blockieren der Blutversorgung der Leber während der Operation (bekannt als Gefäßverschluss, welcher durchgehend oder periodisch eingesetzt werden kann). Zusätzlich gibt es medikamentöse Behandlungen, welche bei Einnahme die Gerinnung des Blutes verbessern, um den Blutverlust zu senken. Ein Chirurg verwendet üblicherweise eine oder mehrere der Methoden, um den Blutverlust während der Leberoperation zu senken. Es ist nicht bekannt, welche die beste Methode ist. Durch eine Literaturrecherche nach allen bis September 2015 veröffentlichten Studien, wollten wir die beste Methode identifizieren, um den Blutverlust während einer Leberoperation zu senken. Wir verwendeten spezielle statistische Methoden, bekannt als Netzwerk Meta-Analysen. Dies ermöglicht den gleichzeitigen Vergleich der verschiedenen Behandlungen. Dies ist vergleichbar mit der gängigen Cochrane Methode, die zwei Behandlungen gleichzeitig vergleicht, nur werden hier mehrere Behandlungen betrachtet.

Studienmerkmale

Wir identifizierten 67 randomisierte klinische Studien, die unseren Einschlusskriterien entsprachen und die insgesamt 6197 Teilnehmer umfassen. Es war uns jedoch nur möglich 5771 Teilnehmer aus 64 Studien einzuschließen, da die Studiendurchführenden entweder die verbliebenen Teilnehmer nicht in die Analyse einschlossen oder keine für uns relevanten Endpunkte berichteten.

Studienfinanzierung: 24 Studien (35,8%) wurden durch Teilhaber finanziert, die kein finanzielles Interesse am Erreichen von positiven Ergebnissen der untersuchten Behandlung hatten. Die verbleibenden Studien erhielten entweder eine Finanzierung von Teilhabern, die finanziell von den Studienergebnissen profitieren würden oder berichteten keine Informationen diesbezüglich.

Qualität der Evidenz

Alle Studien unterlagen einem hohen Risiko für Bias. das heißt, dass die Studiendurchführenden aufgrund der Art und Weise, wie die Studie durchgeführt wurde, den Nutzen der einen oder anderen Maßnahme überschätzt oder die Schäden unterschätzt haben könnten. Viele Studien umfassten nur wenige Teilnehmer und es besteht die Möglichkeit, dass dies zu falschen Schlussfolgerungen geführt haben könnte. Die Gesamtqualität der Evidenz war niedrig oder sehr niedrig.

Hauptergebnisse

Es gab keine Evidenz für Unterschiede in den meisten Vergleichen. Dort, wo es welche gab, stammen die Unterschiede aus Einzelstudien mit meist kleinen Stichprobengrößen. Diese Evidenz ist unzuverlässig. Entsprechend betrachten wir im Folgenden nur die Evidenz, die in mehr als einer Studie verfügbar war. In den primären Endpunkten gab es nur in der Anzahl an unerwünschten Ereignissen Evidenz für Unterschiede: Es gab mehr unerwünschte Ereignisse in der Gruppe mit dem hochfrequenz Dissektion Sealer als in der Gruppe mit der Klammer-Crush Methode. Unter den sekundären Endpunkten gab es nur in den folgenden Aspekten Evidenz für Unterschiede:

Bluttransfusion (prozentual): höher in der Gruppe mit niedrigem zentralen Venendruck als in der Gruppe mit akuter normovolämen Hämodilution (Verdünnung des Blutes durch das Hinzufügen von Flüssigkeit während der Operation) plus niedrigem zentralen Venendruck.

Bluttransfusion (Menge): niedriger in der Fibrinkleber-Gruppe (eine Art Kleber, der auf die Schnittstelle auf der Leberoberfläche aufgetragen wird) als in der Kontrollgruppe.

Bluttransfusion (gefrorenes Frischplasma - ein Bestandteil des Blutes): höher in der Gruppe mit oxidierter Zellulose (eine andere Form von Kleber, der auf die Schnittstelle auf der Leberoberfläche aufgetragen wird) als in der Fibrinkleber-Gruppe.

Blutverlust, gesamter Krankenhausaufenthalt und Dauer der Operation: geringer in der Gruppe mit niedrigem zentralen Venendruck als in der Kontrollgruppe.

Für andere Vergleiche basierte die Evidenz für die Unterschiede entweder auf kleinen Einzelstudien oder es gab keine Evidenz für die Unterschiede. Keine der Studien berichteten über die gesundheitsbezogene Lebensqualität oder die benötigte Zeit, um zur Arbeit zurückzukehren. Es liegt keine Evidenz vor, die darauf hinweist, dass das spezielles Equipment von irgendeinem Nutzen ist.

Anmerkungen zur Übersetzung: 

I. Nolle, freigegeben durch Cochrane Deutschland.

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