Tagebücher zur Genesung von schweren Erkrankungen

Fragestellung

Wir untersuchten die Evidenz zur Wirkung von Tagebüchern, im Vergleich zu keinen Tagebüchern, in Bezug auf die Genesung von Personen, die sich von schweren Erkrankungen erholen, sowie die Auswirkungen von Tagebüchern auf deren Betreuungspersonen und Angehörige.

Hintergrund

Schwerkranke Personen erleben erhebliche körperliche und psychologische Probleme während des Genesungsprozesses. Tagebücher zu führen, in denen die Erlebnisse der Person während der Intensivpflege festgehalten werden, könnten möglicherweise eine wirksame Maßnahme zur Wiederherstellung psychologischer Funktionen von Überlebenden und deren Angehörigen sein.

Studienmerkmale

Die Evidenz ist auf dem Stand von Januar 2014. Wir haben drei geeignete Studien identifiziert; zwei davon beschreiben 258 Patienten auf der Intensivstation und eine beschreibt 30 Angehörige von Patienten auf der Intensivstation. Diese wurden in das Review eingeschlossen. Die Studie, die Angehörige von Patienten auf Intensivstation einschloss, war eine Teilstudie mit Familienangehörigen, von einer der Studien die Patienten auf der Intensivstation fokussierte. Alle eingeschlossenen Personen in den Studien waren Europäer oder Briten, mit unterschiedlichem Schweregrad an kritischen Erkrankungen und der Erfordernis einer Aufnahme auf der Intensivstation.

Hauptergebnisse

Wir konnten keine Studien finden, die das Risiko posttraumatischer Belastungsstörungen bei Patienten, die sich von der Aufnahme auf der Intensivstation erholen, mittels strukturiertem klinischen Interview erfassen.

Messungen zu den anderen primären Endpunkten, Angst und Depression, wurden in einer Studie mit 36 Patienten beschrieben. In dieser Studie konnte keine eindeutige Evidenz dafür aufgezeigt werden, dass es einen Unterschied bezüglich Angst oder Depressionen gibt, wenn Patienten zur Genesung von der Intensivstation Tagebücher verwenden oder keine Tagebücher verwenden. In einer anderen Studie mit 30 Personen verringerten sich posttraumatische Belastungsstörungen bei Familienangehörigen und Betreuungspersonen durch die Verwendung von Patiententagebüchern, im Vergleich zur nicht-Verwendung dieser Tagebücher.

Die aktuelle Forschung hat die Sicherheit und Alltagswirksamkeit von Patiententagebüchern noch nicht hinreichend untersucht. Unerwünschte Ereignisse in Verbindung mit der Verwendung von Tagebüchern wurden nicht berichtet. Es konnte nicht nachgewiesen werden, ob Patiententagebücher eine wirksame Praxis sind oder ob diese Schaden verursachen könnten.

Qualität der Evidenz
Die Gesamtqualität der Evidenz, die Verwendung von Tagebüchern zur Genesung von Patienten mit schweren Erkrankungen und deren Betreuern oder Familien unterstützt, ist niedrig oder sehr niedrig. Dies ist durch die geringe Anzahl an Forschungsvorhaben und die methodische Qualität der Studien begründet. Es besteht keine Evidenz, die Verwendung von Tagebüchern zu unterstützen und es konnte nicht festgestellt werden, ob diese einen Nutzen oder Schaden verursachen.

Anmerkungen zur Übersetzung: 

D. Schoberer, freigegeben durch Cochrane Deutschland.

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