Mikroinvasive Maßnahmen zur Behandlung von Approximalkaries in Milchzähnen und bleibenden Zähnen

Fragestellung

Das Ziel dieses Reviews besteht darin, die Wirkungen mikroinvasiver Behandlungen im Umgang mit Karies auf angrenzenden (approximalen) Zähnen bei Kindern und Erwachsenen (Milchzähnen und bleibenden Zähnen) auszuwerten.

Hintergrund

Karies auf Zahnoberflächen, die aneinander angrenzen (Approximalflächen) tritt häufig auf. In der Regel ist die Zahnfäule dabei noch nicht weit fortgeschritten und die Zahnoberfläche weist noch kein Loch auf.

In der Behandlung von Approximalkaries kommen unterschiedliche Methoden zum Einsatz. Häufig wird ein Loch in das betroffene Zahngewebe gebohrt und eine Füllung aus Kunststoff oder Metall eingesetzt. Dabei kann jedoch eine große Menge gesunder Zahnsubstanz entfernt werden, die Methode wird daher als invasiv eingestuft. Andere, nichtinvasive Methoden, die ebenfalls in der Praxis Anwendung finden, bestehen beispielsweise darin, dass der Zahnarzt einen Fluoridlack aufträgt oder seinen Patienten rät, regelmäßig Zahnseide zu benutzen. Diese nichtinvasiven Methoden erfordern keine Entfernung von Zahnsubstanz.

Bei neueren Ansätzen (mikroinvasive Behandlungen) wird die Zahnoberfläche mit einer Säure behandelt (konditioniert) und dann entweder eine Versiegelung (Abdeckung) auf der Oberfläche angebracht oder das weichere demineralisierte Gewebe mit Kunststoffen „infiltriert“. Diese neueren Methoden basieren also auf einer Barriere, die entweder auf der Zahnoberfläche oder im demineralisierten Gewebe gelegt wird, um den Zahn gegen Säuren zu schützen und vor weiterem Mineralverlust im Zahninneren zu bewahren. Theoretisch sollte das die Karies aufhalten. Diese Behandlung kann von einem Zahnarzt oder einem anderen zahnmedizinischen Experten durchgeführt werden und führt durch die Konditionierung der Zahnoberfläche mit Säure zum Verlust einiger Mikrometer Zahnsubstanz.

Es ist immer noch nicht eindeutig geklärt, wie wirksam mikroinvasive Maßnahmen in der Behandlung von Approximalkaries sind. Ebenfalls ist unklar, welche dieser Techniken gegebenenfalls besser sind als andere. So ist beispielsweise eine stärkere Säure erforderlich, um poröses Gewebe mit Kunststoff zu infiltrieren, als bei der einfachen Versiegelung oder Abdeckung der Zahnoberfläche. Zwar ist die Infiltrierung möglicherweise eine wirksamere Methode zum Schutz der Zahnsubstanz als die Versiegelung, andererseits geht durch den Einsatz einer stärkeren Säure jedoch auch mehr Substanz verloren. Das Ziel dieses Reviews bestand darin, nach dem besten Ansatz zur Behandlung solcher Karies bei Erwachsenen und Kindern zu suchen.

Studienmerkmale

In diesem Review wurde Evidenz bis zum 31. Dezember 2014 berücksichtigt. Wir fanden 8 relevante Studien mit 365 Teilnehmern. Es waren Kinder und Erwachsene beteiligt, deren Kariesläsionen (Zahnfäule) nach dem Zufallsprinzip verschiedenen mikroinvasiven und nichtinvasiven Behandlungen zugeteilt wurden. Es gab keine Studien, in denen mikroinvasive Maßnahmen mit invasiver Behandlung (Füllungen) verglichen wurde. 4 Studien wurden finanziell von den Entwicklern der entsprechenden Maßnahme oder Herstellern bei der Durchführung der Forschungsarbeit unterstützt.

Hauptergebnisse

Die aktuelle Evidenz zeigt, dass mikroinvasive Behandlungen die Wahrscheinlichkeit eines Fortschreitens der Karies im Vergleich mit den beschriebenen nichtinvasiven Methoden signifikant verringern kann. Es liegen zu wenige Studien vor, um zu entscheiden, welche mikroinvasive Behandlungstechnik die beste ist, oder um den Einfluss verschiedener klinischer oder patientenseitiger Überlegungen zu berücksichtigen. Es wurde von keinen negativen Nebenwirkungen berichtet; jedoch erfasste nur die Hälfte der Studien diesen Endpunkt überhaupt und die Nachbeobachtungszeit einiger Studien war relativ kurz.

Qualität der Evidenz

Zwar könnten weitere Forschungsarbeiten unsere Ergebnisse möglicherweise ändern, jedoch können wir aus der vorliegenden Evidenz mit mäßiger Sicherheit sagen, dass mikroinvasive Behandlungen deutlich wirksamer Karies aufhalten als nichtinvasive Behandlungen.

Anmerkungen zur Übersetzung: 

S. Schmidt-Wussow, freigegeben durch Cochrane Schweiz.

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