Aromatasehemmer zur Behandlung von verminderter Fruchtbarkeit für Frauen mit polyzystischem Ovar-Syndrom

Fragestellung des Reviews: Cochrane-Autoren begutachteten die Evidenz zu Aromatasehemmern zur Behandlung von Frauen mit verminderter Fruchtbarkeit und polyzystischem Ovar-Syndrom (polycystic ovary syndrome, PCOS).

Hintergrund: Das polyzystische Ovar-Syndrom ist die häufigste Ursache für unregelmäßige oder fehlende Monatsblutungen und betrifft etwa 5% bis 20% der Frauen weltweit. Es führt oft zu verminderter Fruchtbarkeit durch Ausbleiben des Eisprungs. Aromatasehemmer werden dazu genutzt, den Eisprung auszulösen. Ob der Aromatasehemmer Letrozol bei der Behandlung einer verminderten Fruchtbarkeit mindestens genauso wirksam ist wie der am häufigsten eingesetzte Wirkstoff Clomifencitrat, konnte in den klinischen Studien, die seit 2021 durchgeführt wurden, nicht eindeutig beantwortet werden, da in ihnen unterschiedliche Schlussfolgerungen formuliert wurden.

Studienmerkmale Dieser Review umfasst klinische Studien, in denen die Teilnehmerinnen nach dem Zufallsprinzip der Interventionsgruppe (Letrozol) oder der Vergleichsgruppe (Clomifencitrat) zugeteilt wurden. Diese Studien werden randomisierte kontrollierte Studien genannt. In diesen Review wurden 41 randomisierte kontrollierte Studien mit insgesamt 6.522 Frauen eingeschlossen. In allen Studien wurde der Aromatasehemmer Letrozol verwendet. Zu den Vergleichsbehandlungen gehörten Clomifencitrat, das in 26 der randomisierten kontrollierten Studien verwendet wurde, und eine chirurgische Technik zur Auslösung des Eisprungs (laparoskopisches Drilling der Eierstöcke), das in vier randomisierten kontrollierten Studien verwendet wurde. In mehreren Studien wurden andere Behandlungen untersucht.

Hauptergebnisse: Letrozol scheint die Raten von Lebendgeburten und Schwangerschaften im Vergleich zu Clomifencitrat zu verbessern, wenn es zur Eisprungsauslösung mit darauffolgendem zeitlich geplantem Geschlechtsverkehr eingesetzt wird. Unterschiede im Hinblick auf die Rate von Fehlgeburten oder Mehrlingsschwangerschaften scheint es nicht zu geben. Das ovarielle Hyperstimulationssyndrom (OHDSS), ein schwerwiegendes unerwünschtes Ereignis einer hormonellen Stimulation, kam sehr selten vor und trat in den meisten Studien gar nicht auf. Die Vertrauenswürdigkeit der Evidenz für alle diese Ergebnisse war hoch und scheint zuverlässig zu sein.

Es gab Hinweise auf eine höhere Rate von Lebendgeburten mit Letrozol im Vergleich zu einem laparoskopischen Drilling der Eierstöcke (eine Studie, sehr niedrige Vertrauenswürdigkeit der Evidenz). Das Ergebnis hinsichtlich der Rate von klinischen Schwangerschaften (per Ultraschall bestätigte Schwangerschaften) war ungewiss. Wir sind uns nicht sicher, ob Letrozol im Vergleich zur einem laparoskopischen Drilling der Eierstöcke die Rate von Fehlgeburten und Mehrlingsschwangerschaften verringert. Keine der Studien berichtete von einem ovariellen Hyperstimulationssyndrom. Die Evidenz ist auf dem Stand von November 2021.

Vertrauenswürdigkeit der Evidenz: Die Vertrauenswürdigkeit der Evidenz reichte von sehr niedrig bis hoch. Wir stuften die Vertrauenswürdigkeit der Evidenz herab, wenn es sich um kleine Studien mit wenigen Frauen handelte oder wenn die Studienmethoden unklar war.

Anmerkungen zur Übersetzung: 

B. Schindler, C. Braun, freigegeben durch Cochrane Deutschland

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