Kühlung des Gehirns während einer Operation zur Verhinderung von Tod oder schweren Behinderungen bei Menschen mit Hirnaneurysma

Fragestellung

In diesem Review wurde die Evidenz zur Wirkung untersucht, das Gehirn während einer Operation bei Menschen mit Hirnaneurysma zu kühlen. Unsere Recherche ergab drei Studien von akzeptabler Qualität, deren Ergebnisse wir analysierten, um festzustellen ob durch eine Kühlung des Gehirns (Hypothermie) während Operationen bei offenem Schädel aufgrund eines Hirnaneurysmas Todesfälle oder schwere Behinderungen verhindert werden können.

Hintergrund

Hirnaneurysmen sind Erweiterungen der Arteriengefäßwand im Gehirn. Wenn ein Hirnaneurysma reißt (Ruptur), ist dies häufig lebensbedrohlich. Menschen mit einem Hirnaneurysma werden je nach den klinischen Symptomen als „good grade“ (gute Prognose) oder „poor grade“ (schlechte Prognose) klassifiziert. Häufig erfolgt die Behandlung eines Hirnaneurysmas durch eine Operation, doch dadurch besteht die Gefahr einer weiteren Schädigung des Gehirns. In der Theorie wird durch eine Kühlung des Gehirns dessen Stoffwechselaktivität verringert. Dadurch wird das Gehirn während der Operation geschützt. Die Forschung an Tieren unterstützt diese Theorie im Allgemeinen.

Studienmerkmale

Die aktualisierte Evidenz ist auf dem Stand von August 2015. Die Recherche ergab nur drei relevante, einschlussfähige Studien mit insgesamt 1158 Teilnehmern. Die Daten stammen vorwiegend aus einer Studie von hoher Qualität mit 1000 Teilnehmern.

Hauptergebnisse

Unsere Analyse ergab, dass es bei “good grade“-Patienten möglich sein kann, durch eine Kühlung des Gehirns den Tod oder den Eintritt von Behinderungen, die eine Abhängigkeit im Alltag bedeuten, zu verhindern. Über Patienten ohne Blutung oder mit starker Blutung („poor grade“) waren nur sehr wenige Informationen verfügbar. Bei negativen Ergebnissen gab es keine Unterschiede zwischen Teilnehmern, die mit oder ohne Hypothermie operiert wurden. Die Qualität der Evidenz bleibt aufgrund von Abweichungen in der Dokumentation für diese Endpunkte unklar.

Qualität der Evidenz

Es sind nicht ausreichend Daten verfügbar, um sichere Aussagen zur Wirkung einer Kühlung des Gehirns auf die Todesfolge oder den Eintritt von Behinderungen, die eine Abhängigkeit im Alltag bedeuten, zu treffen. In Bezug auf weitere Endpunkte war die Evidenz noch unsicherer, da eine Zusammenführung der Daten aufgrund von Abweichungen in den Definitionen und in der Dokumentation der Ergebnisdaten unmöglich war. Die in unseren Analysen berücksichtigten Daten stammen vorwiegend aus einer Studie von hoher Qualität, in der „good grade“-Patienten untersucht wurden.

Anmerkungen zur Übersetzung: 

I. Noack, freigegeben durch Cochrane Schweiz.

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