Strategien zur Verbesserung der Adhärenz in der medikamentösen antiepileptischen Behandlung bei Menschen mit Epilepsie

Schlussfolgerungen der Autoren: 

Verhaltensinterventionen wie intensive Erinnerungshilfen und der Einsatz gemischter Interventionen zeigen einige positive Ergebnisse, jedoch besteht ein Bedarf an zuverlässigerer Evidenz für ihre Wirksamkeit aus sorgfältig konzipierten RCTs stammen, bevor die Formulierung eindeutiger Schlussfolgerung möglich ist. Keine der neu eingeschlossenen Studien lieferte zusätzliche Informationen, die zu wesentlichen Änderungen unserer Schlussfolgerungen hätte führen können.

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Hintergrund: 

Eine unzureichende Adhärenz in der antiepileptischen Medikation ist mit einer erhöhten Sterblichkeit, Morbidität und erhöhten Gesundheitskosten verbunden. Der Fokus dieses Reviews liegt auf Interventionen, die in randomisierten kontrollierten Studien (RCTs) und Quasi-RCTs überprüft wurden, um Menschen bei der Adhärenz in ihrer antiepileptischen Medikation zu unterstützen. Dies ist eine Aktualisierung eines Cochrane Reviews, der 2011 erstmals veröffentlicht und 2017 zuletzt aktualisiert wurde.

Zielsetzungen: 

Ziel des Reviews war es, die Wirksamkeit von Interventionen zur Verbesserung der Adhärenz in der antiepileptischen Medikation bei Erwachsenen und Kindern mit Epilepsie zu ermitteln.

Suchstrategie: 

Für das letzte Update suchten wir am 18. Februar 2020 in den folgenden Datenbanken: Cochrane Register of Studies (CRS Web), MEDLINE, CINAHL Plus und PsycINFO. CRS Web enthält RCTs oder Quasi-RCTs aus PubMed, Embase, ClinicalTrials.gov, der International Clinical Trials Registry Platform (ICTRP) der Weltgesundheitsorganisation, CENTRAL und den Specialized Registers der Cochrane Review Groups einschließlich Epilepsie. Wir durchsuchten zudem die Referenzlisten relevanter Artikel.

Auswahlkriterien: 

RCTs und Quasi-RCTs zu Adhärenz-fördernden Interventionen, die sich an Personen mit der klinischen Diagnose einer Epilepsie (wie in den einzelnen Studien definiert), jeden Alters und einer Behandlung mit Antiepileptika in der Primärversorgung, im ambulanten Bereich oder in einem anderen nicht stationärem Setting richteten.

Datensammlung und ‐analyse: 

Alle Review-Autoren bewerteten unabhängig voneinander die Listen mit potenziell relevanten Literaturangaben und Abstracts. Mindestens zwei Review-Autoren extrahierten unabhängig voneinander Daten und führten eine Qualitätsbewertung jeder Studie gemäß dem Cochrane-Tool zur Bewertung des Risikos für Bias durch. Wir stuften den Grad der Evidenz für jeden Endpunkt entsprechend dem GRADE-Ansatz ein. Die Studien unterschieden sich stark hinsichtlich der Art der Interventionsart und der Messung der Adhärenz; daher war eine statistische Zusammenfassung der Daten nicht angemessen.

Hauptergebnisse: 

Wir schlossen 20 Studien mit Daten von 2832 Teilnehmern ein. Dreizehn Studien richteten sich an Erwachsene mit Epilepsie, eine Studie schloss Teilnehmer aller Altersgruppen ein, eine Studie schloss Teilnehmer ein, die älter als zwei Jahre waren, eine Studie rekrutierte pädiatrische Patienten im Alter von 1 Monat bis 15 Jahren, eine Studie richtete sich an Betreuer von Kindern mit Epilepsie, eine Studie richtete sich an Jugendliche und Betreuer, und zwei Studien richteten sich an Familien von Kindern mit Epilepsie. Wir identifizierten drei laufende Studien. Die Nachbeobachtungszeit war in den meisten Studien kurz und betrug zwischen 1 und 12 Monaten. Die Studien untersuchten drei Hauptarten von Interventionen: Schulungs-Interventionen, verhaltensbezogene Interventionen und gemischte Interventionen. Alle bis auf drei Studien verglichen die Behandlung mit der Regelversorgung oder mit "keiner Intervention". Aufgrund der Heterogenität zwischen den Studien in Bezug auf die Interventionen, die verwendeten Methoden zur Messung der Adhärenz und die Art und Weise, wie die Studien berichtet wurden, haben wir die Ergebnisse nicht statistisch zusammengefasst; die Ergebnisse waren nicht dazu geeignet, in eine Metaanalyse aufgenommen zu werden.

Schulung und Beratung der Teilnehmer mit Epilepsie hatte gemischten Erfolg (Evidenz von moderater Vertrauenswürdigkeit). Verhaltensbasierte Interventionen wie die Verwendung intensiver Erinnerungshilfen hatten positivere Wirkungen auf die Adhärenz (Evidenz von moderater Vertrauenswürdigkeit). Die Wirkung auf die Adhärenz bezogen auf die Einnahme von Antiepileptika, die in Studien mit gemischten Interventionen beschrieben wurde, zeigte eine verbesserte Adhärenz in den Interventionsgruppen im Vergleich zu den Kontrollgruppen (Evidenz von hoher Vertrauenswürdigkeit).

Elf Studien beschrieben die Häufigkeit oder die Schwere der Krampfanfälle oder beides, wobei vier von ihnen über eine verbesserte Adhärenz und eine verringerte Anfallshäufigkeit in den Interventionsgruppen berichteten (Evidenz von moderater Vertrauenswürdigkeit). Bezogen auf die Selbstwirksamkeit und Lebensqualität waren die Ergebnisse uneinheitlich und zeigten kein klares Muster über die verschiedenen Interventionstypen hinweg.

Anmerkungen zur Übersetzung: 

S. Haug, freigegeben durch Cochrane Deutschland.

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