Medikamente zur Behandlung von Phantomschmerzen bei Patienten mit fehlenden Gliedmaßen

Hintergrund

Menschen können Schmerzen in fehlenden Körperteilen erleben, wie z.B. nach einer Amputation von Gliedmaßen. Dies ist bekannt als Phantomschmerz. Eine Vielzahl an Medikamenten wurde bereits als Behandlung von Phantomschmerzen getestet. Es ist nicht sicher, ob eins der folgenden Medikamente wirkt: Botulinumtoxin A, Opioide, Antagonisten des N-Methyl-D-Aspartat (NMDA) Rezeptors (z.B. Ketamin, Memantin, Dextromethorphan), Antiepileptika, Antidepressiva, Calcitonin und Lokalanästhetika. Es ist unklar, ob diese Medikamente bezüglich Schmerz, Funktionen, Stimmung, Schlaf, Lebensqualität, Behandlungszufriedenheit und Sicherheit (z.B. unerwünschte Ereignisse) kurzfristig und langfristig helfen können.

Hauptergebnisse

Für diesen aktualisierten Review wiederholten wir die Suche nach relevanten klinischen Studien im April 2016. Wir fanden eine neue Studie, die 14 Studien umfasste mit insgesamt 269 Teilnehmern. Ein kleiner erster Bericht zeigte, dass Botulinumtoxin A den Phantomschmerz nicht lindern konnte, verglichen mit Lidocain/Methylprednisolon. Im Vergleich zu einem Placebo bewirkten Morphin, Gabapentin und Ketamin eine kurzfristige Schmerzlinderung, jedoch basierten die Ergebnisse meist auf kleinen Studien. Die Ergebnisse für Calcitonin (verglichen mit einem Placebo sowie verglichen mit Ketamin) und die Ergebnisse für Lokalanästhetika (verglichen mit einem Placebo) waren unterschiedlich. Die Studien unterschieden sich stark, was es erschwerte, die Ergebnisse der einzelnen Medikamente zusammenzufassen. Die meisten Studien berichteten nichts bezüglich Schlaf, Depressionen oder Stimmungen, Lebensqualität, Behandlungszufriedenheit oder über die Zahl der Personen, die die Studie frühzeitig abbrachen.

Da die Ergebnisse auf sehr wenigen Studien basieren, müssen sie mit Vorsicht interpretiert werden. Es gab nicht genügend Informationen über die langfristige Wirksamkeit und Sicherheit. Große Studien von guter Qualität, mit einer längeren Nachbeobachtungszeit und patientenrelevanten Endpunkten sind nötig. Größere und bessere Studien werden uns unterstützen, sichere Schlussfolgerungen bezüglich der besten verfügbaren Schmerzlinderung für diese Patienten zu ziehen.

Anmerkungen zur Übersetzung: 

I. Nolle, freigegeben durch Cochrane Deutschland.

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