Ernährungs-Interventionen bei Multipler Sklerose

Fragestellung des Reviews

Wir bewerteten die Wirkungen von Ernährungs-Interventionen bei Multipler Sklerose (MS) (mit Ausnahme von Vitamin D, das Gegenstand eines weiteren Cochrane Reviews ist). Wir nutzten die Evidenz aus randomisierten kontrollierten Studien. Dabei handelt es sich um einen Studientyp, bei dem die Teilnehmenden nach dem Zufallsprinzip einer der klinischen Interventionen zugeteilt werden.

Hintergrund

MS ist eine Erkrankung, bei der es zu einer Schädigung der Verbindungsfasern (der weißen Substanz) in Gehirn und Rückenmark kommt. Dies kann zu verschiedenen neurologischen Symptomen führen, einschließlich Schwäche, Minderungen der Sehkraft, Veränderungen der Sinneswahrnehmung, Koordinationsproblemen und Problemen mit Darm und Blase. Die Ursache ist unbekannt, aber die führende Theorie ist, dass das körpereigene Immunsystem für die Krankheit eine Rolle spielt. Die zugelassenen MS-Behandlungen wirken, indem sie das Immunsystem regulieren. Es besteht Interesse daran, ob Ernährungs-Interventionen, wie z. B. spezielle Diäten oder Nahrungsergänzungsmittel, eine MS beeinflussen können.

Studienmerkmale

Durch unsere Literaturrecherche fanden wir 41 Volltextberichte zu 30 Studien, in denen verschiedene Ernährungs- Interventionen untersucht wurden. In 11 Studien wurden mehrfach ungesättigte Fettsäuren (engl. polyunsaurated fatty acids, PUFAs), in 10 verschiedene antioxidative Ergänzungsmittel, in drei Ernährungsprogramme und in sechs andere Nahrungsergänzungsmittel untersucht.

Hauptergebnisse und Vertrauenswürdigkeit der Evidenz

Die klinischen Studien, in denen PUFAs mit einfach ungesättigten Fettsäuren (engl. monounsaurated fatty acids, MUFAs) verglichen wurden, ergaben einen möglicherweise nur geringfügigen bis keinen Unterschied in der Anzahl von MS-Schüben oder dem allgemeinen Eindruck einer Verschlechterung. Eine einzelne Studie, in der PUFAs mit MUFAs verglichen wurden, berichtete über keine schwerwiegenden unerwünschten Ereignisse. Die Studien, in denen ein PUFA-Typ mit einem anderen verglichen wurde, ergaben möglicherweise lediglich geringe bis gar keine Unterschiede im Auftreten von MS-Schüben oder dem Fortschreiten von Beeinträchtigungen. Zwischen den PUFA-Typen gab es wahrscheinlich keinen Unterschied im allgemeinen Eindruck der Verschlechterung oder der Verschlimmerung von MS-Defekten. Möglicherweise gibt es zwischen den PUFA-Typen lediglich geringe bis keine Unterschiede im Auftreten schwerwiegender unerwünschter Ereignisse. Die Studien, in denen eine Nahrungsergänzung mit Antioxidantien untersucht wurde, ergaben einen möglicherweise lediglich geringen bis keinen Unterschied im Auftreten von MS-Schüben oder dem allgemeinen Eindruck einer Verschlechterung. Es gab Evidenz von sehr niedriger Vertrauenswürdigkeit für die Wirkung von Antioxidantien im Vergleich zu einem Placebo bezogen auf die Verschlechterung von Beeinträchtigungen und Verschlimmerung von MS-Defekten. Möglicherweise gibt es wenig bis keine Unterschiede im Vorkommen schwerwiegender unerwünschter Ereignisse zwischen Antioxidantien und einem Placebo. Ansonsten waren die Studien zu Ernährungsprogrammen und anderen Nahrungsergänzungsmitteln zu unterschiedlich, um sie für die Analyse zusammenzufassen. Bei vielen Studien gab es Probleme mit ihrer Gestaltung oder Durchführung, die unser Vertrauen in die Ergebnisse beeinträchtigt haben könnten. Derzeit gibt es keine ausreichende Evidenz von hoher Vertrauenswürdigkeit, ob Ernährungs-Interventionen den Verlauf einer MS verändern.

Die Evidenz ist auf dem Stand von Mai 2019.

Anmerkungen zur Übersetzung: 

M. Zelck, freigegeben durch Cochrane Deutschland.

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