Rehabilitation als Bestandteil der Behandlung Erwachsener mit einem gebrochenen Handgelenk

Hintergrund und Ziel

Insbesondere bei älteren Frauen kann ein gebrochenes Handgelenk (ein Bruch am unteren Ende des Radius, einem der beiden Unterarmknochen) die Folge eines Sturzes auf die ausgestreckte Hand sein. Die Behandlung beinhaltet in der Regel das Zurückbringen der Knochenteile in ihre ursprüngliche Stellung, wenn diese deutlich verschoben sind, und eine Ruhigstellung des Handgelenks mit einem Gipsverband. Bei stärker verschobenen Brüchen kann eine Operation in Betracht gezogen werden. Eine Rehabilitation mit Maßnahmen wie Übungen und andere physikalische Anwendungen soll dabei helfen Komplikationen wie Steifigkeit und Schmerzen zu verhindern, die Funktion wiederherzustellen und die Genesung zu beschleunigen.

Dieser Review wurde durchgeführt, um die Effekte verschiedener Rehabilitationsmaßnahmen zur Behandlung dieser Verletzung vor allem auf die Handgelenksfunktion zu bewerten.

Rechercheergebnisse

Wir durchsuchten die wissenschaftliche Literatur bis Januar 2015 und fanden 26 randomisierte kontrollierte Studien (Studien, in denen die Teilnehmer mehreren Behandlungsgruppen zufällig zugeteilt werden) mit 1269 überwiegend weiblichen und älteren Patienten. Nur vier der 23 in diesen 26 Studien erfassten Behandlungsvergleiche wurden in mehr als einer Studie untersucht. Die Teilnehmer von 15 Studien wurden anfänglich mit einer Ruhigstellung durch einen Gipsverband behandelt. Einige oder auch alle Teilnehmer der anderen 11 Studien wurden operativ behandelt. In sieben Studien wurde die zu untersuchende Rehabilitationsmaßnahme während der Ruhigstellung des Handgelenks begonnen. In den anderen 19 Studien wurde die Rehabilitation begonnen, nachdem der Gips entfernt war.

Alle Studien waren klein und in einer Weise gestaltet, die die Zuverlässigkeit ihrer Ergebnisse möglicherweise beeinträchtigt. Die meisten Studien machten keine Angaben zu Ergebnismessungen, bei denen die Funktion von den Patienten selbst beurteilt wird, und hatten keinen ausreichend langen Nachbeobachtungszeitraum. Wir bewerteten die Qualität der dargestellten Evidenz (der wissenschaftlichen Belege) als entweder gering oder sehr gering, weshalb wir unsicher sind, ob die nachfolgend dargestellten Ergebnisse tatsächlich zutreffen.

Hauptergebnisse

Während der Ruhigstellung begonnene Maßnahmen
Zwei Studien erbrachten Evidenz von sehr niedriger Qualität dafür, dass eine Rehabilitation (eine Handtherapie oder Aufgaben-orientierte Therapie) die Handfunktion nach Entfernung des Gipsverbandes, nicht jedoch längerfristig, verbesserte. Eine Studie erbrachte Evidenz von sehr niedriger Qualität dafür, dass sich das Ergebnis angeleiteter Übungen nicht von dem Ergebnis nicht angeleiteter Übungen unterschied. Vier Studien erbrachten Evidenz sehr niedriger Qualität für einen geringen Nutzen von vier einzelnen, unterschiedlichen Rehabilitationsmethoden, die im Rahmen der Standardversorgung (üblichen Versorgung) durchgeführt wurden.

Nach der Ruhigstellung (überwiegend nach Entfernung des Gipsverbandes) begonnene Maßnahmen
Es gab Evidenz aus einer Studie von sehr niedriger Qualiät für eine verbesserte Funktion nach einer einzelnen physiotherapeutischen Behandlungseinheit, die hauptsächlich aus einer Beratung und der Anleitung eines häuslichen Übungsprogramms bestand, verglichen mit keiner Behandlung nach Entfernung des Gipsverbandes. Es gab Evidenz niedriger Qualität aus vier sehr unterschiedlichen Studien für keinen klinisch bedeutsamen Unterschied im Ergebnis bei Patienten, die zusätzlich zu einer Anleitung zu häuslichen Übungen eine routinemäßige Physiotherapie oder Ergotherapie erhielten, verglichen mit der (alleinigen) Anleitung zu häuslichen Übungen durch einen Therapeuten. Es gab Evidenz sehr niedriger Qualität für eine kurzfristig bessere Handfunktion bei Teilnehmern, die eine physiotherapeutische Behandlung erhielten, gegenüber solchen, die entweder eine Anleitung zu häuslichen Übungen durch einen Chirurgen (eine Studie) oder ein sich steigerndes häusliches Übungsprogramm (eine Studie) erhielten. Die beiden Studien, die eine Physiotherapie oder Ergotherapie mit einem sich steigernden häuslichen Übungsprogramm nach operativer Fixierung mit einer Platte (Einsatz einer Metallplatte und Schrauben, um den gebrochenen Knochen in seiner Position zu halten) verglichen, fanden Evidenz niedriger Qualität zugunsten eines strukturierten häuslichen Übungsprogramms nach einer vorausgegangenen Einweisung oder einem Coaching. Eine Studie erbrachte Evidenz sehr niedriger Qualität für einen kurzfristigen, jedoch nicht anhaltenden, Nutzen einer beschleunigten gegenüber einer gewöhnlichen Rehabilitation nach operativer Fixierung mit einer Platte.

In Bezug auf die Studien, die einzelne Behandlungsmaßnahmen nach einer Ruhigstellung untersuchten, gab es Evidenz sehr niedriger Qualität für keinen klinisch bedeutsamen Unterschied im Ergebnis zwischen Patienten, die, verglichen mit keiner Maßnahme, eine passive Mobilisation (Bewegungserweiterung), Eis, eine Behandlung mit pulsierenden elekromagnetischen Feldern (PEMF, eine Form einer Magnetfeldtherapie), PEMF und Eis, Sprudelbäder oder eine dynamische Extensionsschiene (einse spezielle Schiene) bei steifem Handgelenk erhielten. Dieses Ergebnis traf auch auf einzelne Studien zu, die PEMF mit Eis verglichen, und eine neue Form einer Massagebehandlung gegen Schwellungen, wenn diese mit dem herkömmlichen Ansatz verglichen wurde. Es gab Evidenz sehr niedriger Qualität aus einzelnen Studien für einen kurzfristigen Nutzen kontinuierlicher passiver Bewegung unmittelbar nach Entfernung der von außen angebrachten Fixierung, intermittierender pneumatischer Kompression (eine apparative Methode zur Behandlung von Venen- und Lymphstauungen) und therapeutischem Ultraschall.

Schlussfolgerungen

Wir kamen zu dem Schluss, dass es nicht genügend Evidenz gab, um die beste Form der Rehabilitation für Patienten nach Handgelenksbrüchen zu bestimmen. Vor der Durchführung weiterer Studien müssen vorrangige Fragestellungen ermittelt werden.

Anmerkungen zur Übersetzung: 

C. Braun, T. Bossmann, N. Jahnke, Koordination durch Cochrane Schweiz

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